TV-Duell in NRW Hinter den Kulissen wurde Kraft grantig

Köln/Düsseldorf · Am Ende des TV-Duells gegen ihren CDU-Herausforderer Armin Laschet wollte NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft noch ein Schlusswort an die Zuschauer richten. Doch das war gar nicht vorgesehen.

Wahl in NRW 2017: TV-Duell zwischen Hannelore Kraft und Armin Laschet in Bildern
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Foto: Herby Sachs/WDR/dpa

Am Tag nach dem TV-Duell zwischen SPD-Landeschefin Hannelore Kraft und ihrem CDU-Herausforderer Armin Laschet gab es weiter Verwirrung um eine Äußerung der Ministerpräsidentin. Sie hatte vor Beginn der Veranstaltung im Kölner WDR-Studio moniert, dass sie am Ende der Livesendung keine Gelegenheit für ein Schlusswort haben solle. Das stehe so nicht in ihrem Vertrag. Das Ganze war infolge einer Tonpanne für Journalisten mitzuhören.

Doch welchen Vertrag meinte sie? Eine WDR-Sprecherin sagte dazu, es gebe keinen Vertrag. Im Vorfeld des Duells sei allerdings mit Vertretern beider Parteien "verbindlich geregelt worden, dass es diesmal nicht die typischen Abschlussstatements geben wird".

Normalerweise haben die Spitzenkandidaten am Ende solcher TV-Runden die Möglichkeit, ein Schlusswort an die Fernsehzuschauer zu richten. So war es auch bei den Duellen in der Vergangenheit. Davon erhoffen sich die Politiker einen wirksamen Werbeeffekt. Diesmal verfolgten insgesamt rund 650.000 Zuschauer das Duell im WDR-Fernsehen. Das entspricht immerhin einer Einschaltquote von knapp zehn Prozent. Allerdings waren es bei der Wahl 2012 noch 740.000 Zuschauer gewesen.

Kein Wunder, dass Kraft gerne ein paar markante Abschlusssätze gesprochen hätte. Doch das war so nicht vorgesehen. Wieso hat Hannelore Kraft kurz vor der Sendung dann doch grantig darauf reagiert, dass sie keine Schlusserklärung abgeben könne? Das wisse sie nicht, sagte die WDR-Sprecherin. Es handle sich wohl um ein Missverständnis.

Der Grund dafür könnte eine Passage in dem Protokoll des Vorbereitungstreffen sein, wonach das Schlusswort nicht länger als 90 Sekunden dauern solle. Damit war aber offenbar die Beantwortung der letzten Frage gemeint und nicht etwa ein Appell der Spitzenpolitiker am Ende der Fernsehsendung.

Die letzte Frage ging in dem einzigen TV-Duell dieses Wahlkampfes an Armin Laschet, weil bei der Eingangsfrage zunächst Hannelore Kraft am Zuge war. Diese Reihenfolge war auf dem Vorbereitungstreffen ausgelost worden - auf klassische Weise mit einer Münze.

Hannelore Kraft akzeptierte schließlich die Regelung zur letzten Frage - betonte aber gleichzeitig, Armin Laschet dürfe seine Antwort dann nicht für ein persönliches Schlusswort nutzen. "Mir bleibt dann auch mehr Zeit für Inhalte", sagte sie zum Abschluss. Laschet blieb während der Diskussion entspannt, äußerte sich im Nachgang nicht weiter dazu. CDU-Generalsekretär Bodo Löttgen sagte jedoch auf Anfrage zu der Angelegenheit: "Der Versuch von Hannelore Kraft, vor dem TV-Duell die Spielregeln zu ihren Gunsten zu ändern, zeigt mangelnden Respekt vor Debattenkultur und dokumentiert überdeutlich die Nervosität der SPD." Nach Angaben eines SPD-Sprechers habe sich Kraft keineswegs im Ton vergriffen, sondern sich nur über den Wegfall des Schlusswortes gewundert.

Vereinbarungen über den Ablauf einer solchen TV-Begegnung sind üblich. Geregelt ist darin etwa der zeitliche Rahmen der Sendung, wer anfangen darf und wer das letzte Wort hat, und wie die Kandidaten vor der Kamera positioniert werden. Inhaltlich behalte der Sender die Hoheit, betont WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn.

Auch nach dem Duell hatte sich die Stimmung bei der Ministerpräsidentin noch nicht verbessert: Als Journalisten sie nach den schlechten Umfragewerten ihres Koalitionspartners, den Grünen, fragten, verweigerte Kraft die Antwort: Sie würde ausschließlich über das Duell sprechen. Weil weitere Fragen zu diesem Thema jedoch ausblieben, verließ sie nach weniger als einer Minute das Treffen.

Hier finden Sie weitere News zur Wahl in NRW.

(RP)
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