NRW-Piraten wählen Landesliste Wer macht sich "klar zum Ändern"?

Münster · Die Piratenpartei stellt am Wochenende in Münster ihre Kandidaten für die Landtagswahl im Mai auf. Sollte die Partei ins Parlament kommen, wird die Fraktion aus mindestens neun Politkern bestehen.

Piraten stellen sich für NRW-Wahl auf
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Matthias Fischer gehört zu den wenigen Mitgliedern im Saal, die das Klischee erfüllen. Er trägt einen schwarzen Seeräubermantel mit Hut, auf den er ein weißes "P" aufgeklebt hat. Das "P" ist das Logo der Piratenpartei. Der 40-Jährige wartet darauf, ans Mikro gelassen zu werden. Noch ist Zeit für ein Gespräch. Die Liste der Redner ist lang. "Basisdemokratie kostet Zeit", sagt der Pirat aus Werl und schmunzelt.

Der Congreß-Saal der Halle Münsterland , heute Mittag. Die Piratenpartei ist zusammengekommen, um eine Liste für die Landtagswahl im Mai aufzustellen. Rund 350 Mitglieder sind gekommen. Sollten die Piraten den Einzug ins Parlament schaffen, werden sie eine Fraktion von neun bis elf Politikern stellen. Wer hat das Zeug dazu? Die Kandidaten haben drei Minuten Zeit, um sich vorzustellen.

Lukas Lamla aus Neuss gehört zu den Mitgliedern der ersten Stunde. Schon im Wahlkampf zur Europawahl 2009 stand er mit einem Klapptisch in der Düsseldorf City, um für die Piraten zu werben. Die Risiken der Vorratsdatenspeicherung hatten den Berufsfeuerwehrmann aus Dormagen dazu gebracht, sich bei den Piraten zu engagieren.

"Mittlerweile sind die Piraten längst keine Einthemenpartei mehr", sagt der 28-Jährige, der sich um einen der ersten vier Listenplätze bewirbt. Früher sei er von manchen Kollegen belächelt worden. Jetzt werden die Piraten ernst genommen. Mittlerweile hat die Partei in NRW mehr als 3700 Mitglieder.

Lamla gehört den den Piraten, die keine politische Vergangenheit in anderen Parteien haben. Das ist bei vielen Bewerbern anders. Sie sehen bei den Piraten die Chance für einen politischen Neustart.

Matthias Fischer war früher Fraktionschef der Linken im Stadtrat, ehe er zu den Piraten wechselte. Peter Rath-Sangkhakorn gehörte den Sozialdemokraten an. Er hatte bei der SPD für Wirbel und Unmut gesorgt, als er die "Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten in der SPD" gegründet hatte.

Albert Karschti, Piraten-Mitglied Nummer 19327 aus Oberhausen, war bis 2011 bei den Grünen. Er sei gewechselt, weil ihn das Regierungsteam der Grünen in Düsseldorf enttäuscht habe, sagt der 57-Jährige im Gespräch mit RP-Online. "Mich stört das tantenhafte bei den Grünen", sagte Karschti. "Die Piraten sind dagegen frisch und ohne Doppel-Moral."

Beim Parteitag gibt es keine Delegierten, alle Mitglieder sind eingeladen und stimmberechtigt. Anders als in anderen Parteien haben die Bewerber keine "Hausmacht", weil eine bestimmte Region repräsentieren. Wer länger dabei ist, hat allerdings bessere Chancen als die Neulinge, die gerne Berufspolitiker werden möchten. Glaubwürdigkeit zählt. Fast alle Mitglieder haben ein Laptop auf den Knien stehen. Die Bewerber haben Informationen zu ihrer Person und über ihre Ziele auf der Seite wiki.piratenpartei.de/nrw ins Netz gestellt. Es kandidieren nicht nur "typische Piraten", sondern auch viele ältere Bewerber, darunter auch Polizisten und Unternehmer. Manche werden bei Nachfragen hart angegangen.

Vor der Halle Münsterland protestierten Mitglieder der Linkspartei gegen die Piraten. Diese seien "Sozialräuber", stand auf einem Transparent. Rüdiger Sagel, Landtagabgeordneter der Grünen, kritisierte, dass die Piraten sich für die geplante Erhöhung der Diäten für die Landtagsabgeordneten ausgesprochen hatten.
Die Debatte über Inhalte steht in Münster nicht auf der Tagesordnung. Die programmatische Auseinandersetzung soll am 14. April beim Parteitag in Dortmund stattfinden.

Nach der Vorstellungsrunde begann am Nachmittag das Abstimmungsverfahren. Die Piraten wollen keine Spitzenkandidaten, sondern ein Führungsquartett ins Rennen schicken.

(sap)
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