Düsseldorf Landtag plant "Landeshaus der Geschichte"

Düsseldorf · Ein neues Museum soll die vielfältige Landesgeschichte aufarbeiten.

Die Briten wussten, dass es keine Liebesheirat war: Ihr Plan, eine Zwangsehe für die eroberten Landstriche "Rheinland" und "Westfalen" zu stiften, trug 1946 die treffend technokratische Überschrift "Operation Marriage". Das Bundesland ist bis heute eine Patchwork-Familie geblieben: Nirgends in Deutschland gibt es so viel Kultur- und Strukturwandel wie in NRW, und nirgends haben Jahrzehnte der Zuwanderung eine ähnlich bunte Bevölkerung geschaffen.

Der Landtag will der Landesgeschichte ein neues Museum widmen. Analog zum berühmten "Haus der Geschichte" in Bonn, das die gesamte Republik thematisiert, soll in Düsseldorf ein "Haus der Landesgeschichte" entstehen. So steht es in einem gemeinsamen Entwurf von CDU und FDP im Landtag für einen fraktionsübergreifenden Antrag, der unserer Redaktion vorliegt.

"Der Landtag setzt eine parteiübergreifende Planungsgruppe ,Geschichte, Politik und Demokratie Nordrhein-Westfalens' ein", heißt es in dem Entwurf, "dies umfasst auch die Vorbereitungen eines ,Hauses der Geschichte Nordrhein-Westfalens'". Die hat das Projekt noch nicht beraten, die Grünen gelten ersten inoffiziellen Stimmen zufolge als aufgeschlossen. "Das Museum wäre ein schönes Geschenk zum 75. Geburtstag des Landes im Jahr 2021", skizziert CDU-Fraktionschef Bodo Löttgen den Zeitplan.

Die Idee für ein solches Museum hat ihre eigene Geschichte. Als Erster formulierte sie wohl der damalige Landtagspräsident Eckhard Uhlenberg (CDU) 2011, als er von einer Dienstreise nach Baden-Württemberg zurückkehrte. Mit glänzenden Augen berichtete er vom dortigen Landeshaus der Geschichte in Stuttgart, wo gerade 300 Erfindungen aus dem Ländle präsentiert wurden, die es zu Weltruhm brachten.

Uhlenbergs Idee wurde nie Realität. Bis jetzt: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) will das Landeshaus der Geschichte zum kulturpolitischen Leuchtturmprojekt des aktuellen Landtages machen. Um die Überparteilichkeit nicht zu gefährden, soll der Landtag zunächst die Gründung einer etwa vierköpfigen Projektgruppe genehmigen.

Der weitere Weg ist offen. Voraussichtlich soll die Gruppe mit einem Etat von rund 700.000 Euro die Gründung einer Stiftung - etwa als Tochter der NRW-Stiftung - vorantreiben, die dann ihrerseits das Museum gründet.

Als Standort ist die Villa Horion neben der neuen Staatskanzlei im Gespräch, die bereits das "Haus der Parlamentsgeschichte" beherbergt. Alternativ wird über das Wasserschloss Kalkum im Düsseldorfer Norden nachgedacht. Als führende Köpfe sowohl des Projektes als auch des späteren Museums werden hinter den Kulissen Guido Hitze und Andreas Kost gehandelt. Hitze ist Historiker und ein Stratege der NRW-CDU, Kost ist stellvertretender Leiter der Landeszentrale für Politische Bildung und gilt als der SPD nahestehend.

Die Finanzierung des "Landeshauses der Geschichte" ist noch unklar. Experten schätzen den Jahresetat einer solchen Einrichtung auf etwa eine Million Euro. Neben Steuergeldern könnte das Museum auch von privaten Sponsoren getragen werden - die RAG-Stiftung wird in diesem Zusammenhang als möglicher Förderer genannt.

Gut Ding will Weile haben: Es sieht so aus, als hätte Uhlenbergs Idee doch noch Erfolg.

(tor)
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