Moers Moers spart und knipst die Laternen aus

Moers · Aus Kostengründen verzichten viele Städte nachts auf die Straßenbeleuchtung. Bürger fürchten um ihre Sicherheit.

 In Düsseldorf bleiben auch nachts die Lichter an. Städte wie Moers, Krefeld und Duisburg schalten die Laternen aus, um Geld zu sparen.

In Düsseldorf bleiben auch nachts die Lichter an. Städte wie Moers, Krefeld und Duisburg schalten die Laternen aus, um Geld zu sparen.

Foto: Stadtwerke

Zunächst hielt es Christian Voigt für einen verfrühten Karnevalsscherz, als die Stadtverwaltung Moers ihm mitteilte, dass auf seiner Straße ab dem 11.11. die Laternen nachts ausgeschaltet werden. Doch das war es nicht. "Das gefährdet die Sicherheit aller", sagt er. Fünf Moerser Ortsteile liegen bereits im Dunkeln. Bis 2015 sollen dann in der ganzen Stadt aus Kostengründen zwischen ein und 3.30 Uhr nachts die Lichter ausgehen.

Rund 100.000 Menschen säßen im Dunkeln. Das will Voigt nicht hinnehmen. Mit der Bürgerinitiative "Licht an", die er gegründet hat, geht er gegen die Pläne der Stadt Moers vor. Er verteilt Handzettel und sammelt Unterschriften. Er habe viel Unterstützung in der Bevölkerung. "Besonders ältere Menschen fürchten die vollständige Dunkelheit", sagt er.

In Krefeld und Duisburg bleiben die Laternen schon aus

Um Stromkosten zu sparen, erwägen immer mehr Städte wie Moers, nachts die Laternen oder auch Ampelschaltungen auszulassen - einige machen es auch schon oder haben es versucht. Meistens stößt das Vorhaben auf wenig Verständnis bei den Bürgern. Beispiel Krefeld: Dort war der Protest gegen die Laternenabschaltung vor zwei Jahren so groß, dass die Stadt einen Rückzieher machte und die Laternen wieder einschaltete.

In Duisburg hingegen brennen nachts nicht mehr alle Straßenleuchten. Bürgerproteste gibt es dort aber nicht. Der Grund: Anders als in Moers bleiben in Duisburg nur an einigen ausgewählten Straßen nachts die Lichter aus. Zu dieser Zeit sind kaum Fußgänger unterwegs. Als der Stadtrat in Hattingen im vergangenen Jahr über die Laternenausschaltungen diskutierte, befragte die Industrie und Handelskammer (IHK) im örtlichen Industriegebiet 120 Unternehmen zu dem Vorhaben.

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Mehr als die Hälfte äußerte massive Bedenken. Besonders groß war die Sorge vor Vandalismus und Diebstählen. Jochen Brendel, IHK-Verkehrs- und Sicherheitsexperte, erklärt: "Es ist besser, wenn solche Räume gut beleuchtet sind und es so wenig wie möglich dunkle Ecken gibt."

Bürger sorgen sich um Sicherheit

Es ist besonders die Sicherheit, die die meisten Bürger gefährdet sehen, wenn es um die nächtlichen Abschaltungen geht. Angesichts der stetig zunehmenden Zahl von Einbrüchen teilt die Polizei diese Einschätzung. "Man kann die Sorgen der Anwohner verstehen", sagt ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA).

In Nordrhein-Westfalen wurde seit 1996 nicht mehr so häufig eingebrochen wie jetzt. 54.953 Einbrüche zählte die Polizei landesweit im vergangenen Jahr. Die meisten davon finden in Städten statt. "Dort haben die Täter viel Auswahl. Klappt es an der einen Tür nicht, gehen sie eben ein Haus weiter", sagt ein Sprecher der Düsseldorfer Polizei.

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Foto: dpa, Oliver Berg

In Düsseldorf bleibt das Licht nachts an

Auch aus diesem Grund lässt man in Düsseldorf nachts die Laternen brennen. "Wäre das anders, gäbe es sehr wahrscheinlich mehr Diebstähle und Einbrüche in der Stadt", vermutet ein Kriminalkommissar. "Je mehr Dunkelheit desto mehr Möglichkeiten bieten sich den Kriminellen. Das ist einfach so."

Die Stadt Moers lässt dieses Argument nicht gelten und verweist auf Meerbusch oder Rheine, wo es bei zeitweiser Abschaltung der Straßenbeleuchtung nicht mehr Einbrüche gegeben habe als vorher.

Der Bund der Steuerzahler befürwortet die Nachtabschaltung: "Dadurch lässt sich Geld einsparen, das zum Teil unnützerweise ausgeben wird. Die Haushalte werden entlastet", betont eine Sprecherin. Darum will auch die Stadt Moers trotz der Bürgerproteste weiter an ihrem Vorhaben festhalten. Die klamme Kommune kalkuliert mit jährlichen Einsparungen von bis zu 125.000 Euro.

Energiesparlampen als Alternative zur Abschaltung

Eine Alternative zur Abschaltung wäre die Umrüstung auf die stromsparende LED-Technik. Im ostwestfälischen Ahlen hat man das schon gemacht und die 5600 veralteten Natrium-Quecksilberdampf-Leuchten gegen LED-Technik ausgetauscht - ebenfalls auf Druck der Bevölkerung. Denn vorher blieben auch in Ahlen nachts die Laternen aus.

Der Stadt Moers fehlt das nötige Geld für eine derartige Umrüstung. "Eine Sofortumrüstung auf LED würde etwa drei Millionen Euro kosten", teilt die Stadt mit. Deshalb werde die Beleuchtung schrittweise umgerüstet. "Bis zum Jahresende sind in Moers zehn Prozent der Laternen auf LED umgestellt.

Christian Voigt von der Bürgerinitiative "Licht an" ist sich der finanziellen Situation seiner Stadt durchaus bewusst, aber so lange warten, bis alle Laternen auf LED umgerüstet sind, will er nicht. "Es darf nicht sein, dass darunter die Sicherheit der Bürger leidet", sagt er. "Ich will auch nachts in meiner Stadt mit einem sicheren Gefühl über die Straße gehen können." Das sei sein gutes Recht.

(RP)
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