Museum dokumentiert den Einfluss Goethes auf Puschkin

"Goethes Feder – eine Legende?" Der Titel der Ausstellung des Staatlichen Puschkin-Museums Moskau, die das Goethe-Museum gegenwärtig zeigt, scheint das Geschenk Goethes an den 50 Jahre jüngeren Alexander Puschkin infrage zu stellen. Und tatsächlich mag es verwundern, dass es eine Verbindung zwischen den beiden gegeben haben soll. Zwischen zwei Dichtern, die einander nie begegnet sind und die nicht nur ein halbes Jahrhundert und die räumliche Distanz voneinander trennten, sondern auch die Sprache. Zwar ist die Feder nicht überliefert, doch berichten mehrere Zeitgenossen unabhängig voneinander, dass Puschkin eine solche auf seinem Schreibtisch aufbewahrt habe, in einem Etui aus rotem Leder, das die Aufschrift trug: "Geschenk von Goethe".

Goethe führte den Begriff "Weltliteratur" im heutigen Sinn ein, durch Puschkin fand die russische Dichtung Eingang in eben diese Literatur von Weltrang.

Der Einfluss Goethes auf Puschkin, der das Werk des "deutschen Patriarchen" durch Madame de Staels Buch "De l'Allemagne" kennengelernt hatte, ist unbestritten, zumal Puschkin sogar eine Faust-Szene schrieb. Umgekehrt mögen die zahlreichen russischen Besucher, die nach der Heirat des weimarischen Erbprinzen Carl Friedrich mit der Zarentochter Maria Pawlowna nach Weimar kamen, Goethe von Puschkin berichtet haben.

Auf einen dieser Vermittler verweist eines der interessantesten und wertvollsten Exponate der 150 Objekte umfassenden Ausstellung, die sich neben Goethe, Puschkin und Zeitgenossen auch der Schreibkultur des 19. Jahrhunderts widmet. Es ist ein kleines Ölgemälde von Caspar David Friedrich und zeigt in einer abendlichen Landschaft bei Mondschein die Silhouetten dreier Männer. Es sind drei Schriftsteller: die Brüder Turgenew und Wassili Schukowski. Schukowski, dem Caspar David Friedrich das Bild zum Geburtstag widmete, hat Goethe in Weimar besucht, war mit Puschkin befreundet und soll diesem Goethes Feder übergeben haben. Einen lokalen Bezug gibt es auch: Schukowski lebte zeitweise in Düsseldorf.

Goethe-Museum, Schloss Jägerhof; bis 15. April. Di. bis Fr. und So. 11-17 Uhr, Sa. 13-17 Uhr.

(RP)
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