Berlin Mutmaßlicher BVB-Attentäter schweigt

Berlin · Die Ermittler wollen nun die Herkunft des Sprengstoffs klären. Bei Borussia äußerte man sich erleichtert.

Die Aufklärung des Sprengstoffanschlags auf den Bus von Borussia Dortmund nimmt auch nach der Festnahme eines Tatverdächtigen noch einige Zeit in Anspruch. Die Ermittlungserfolge der Sicherheitsbehörden stärken aber beim BVB den Glauben, das Trauma besser verarbeiten zu können. "Es ist ein Stück weit Erleichterung zu wissen, wer es war, dass er gefasst ist und hoffentlich auch bestraft wird", sagte der BVB-Sportdirektor Michael Zorc dem TV-Sender Sky. Er brachte gleichwohl sein Befremden zum Ausdruck: "Die Motivlage ist genauso krank, wie sie bei einem terroristischen Anschlag gewesen wäre. Vielleicht hilft es aber bei der schnelleren Verarbeitung."

Die Ermittler hatten den Verdächtigen schnell im Visier, Sergej W. (28) sei aber vor seiner Festnahme einige Tage beobachtet worden, um genug Beweise für einen Haftbefehl zu sammeln, sagte der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch. Er widersprach im ZDF-"heute journal" einem Bericht, der bei Tübingen Gefasste habe nach seiner Festnahme die Tat gestanden. Laut BKA legte der Festgenommene zunächst eben kein Geständnis ab. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe äußerte sich auch gestern nicht zu konkreten, offenen Fragen rund um den Verdächtigen.

Nach den Explosionen sollen auch Herkunft und Art des Sprengstoffs geklärt werden, was "etwas komplexer und etwas aufwendiger" sei. Die Kriminaltechniker untersuchen beispielsweise Bodenproben. In den vergangenen Tagen gab es Spekulationen, der Sprengstoff könnte aus Bundeswehrbeständen stammen. Sergej W. hat von April bis Dezember 2008 seinen Grundwehrdienst geleistet.

Nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft handelte der Verdächtige aus Habgier: Demnach hat er an der Börse auf große Kursverluste der BVB-Aktie spekuliert. Anhaltspunkte für Mittäter gebe es nicht. Dem Verdächtigen wird versuchter Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Ihm droht damit eine lebenslange Haftstrafe. Der Mann hat die deutsche und die russische Staatsangehörigkeit und arbeitete seit Mitte 2016 als Elektriker in einem Tübinger Heizwerk.

Am 11. April waren vor dem Champions-League-Spiel der Dortmunder gegen den AS Monaco drei Sprengsätze in der Nähe des Mannschaftsbusses explodiert. Die BVB-Spieler waren kurz zuvor mit ihrem Bus vom Hotel zum Stadion abgefahren. Bei der Explosion wurde der Spieler Marc Bartra schwer verletzt.

(dpa)
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