Grevenbroich Mutter mit Baby aus Bus geworfen

Grevenbroich · Der Fahrer setzte sie auf die Straße, obwohl sie ein gültiges Ticket hatten.

Sind Kinderwagen in überfüllten Linienbussen unerwünscht? Über diese Frage diskutiert gerade eine ganze Stadt. In Grevenbroich hat ein Fahrer des bahneigenen Busunternehmens BVR eine Mutter mit Kinderwagen auf halber Strecke aus dem Bus geworfen, obwohl sie ein gültiges Ticket hatte. Die Begründung: Der Bus sei zu voll.

Gegen halb zehn war Anne Steffen am Donnerstagmorgen mit ihrem drei Monate alten Sohn im Kinderwagen in die "891" eingestiegen. Die junge Frau war auf dem Weg in die Innenstadt, dafür löste sie ein Einzelticket. "Der Bus war voll, wie immer, es standen schon zwei Kinderwagen und ein Rollator im Gang", sagt sie. Für die Grevenbroicherin und ihr Kind findet sich trotzdem ein Platz - bis zur Haltestelle an der Kolpingstraße. "Da war dann plötzlich ein richtiger Ansturm, mehrere Menschen wollten in den Bus einsteigen", erzählt die Grevenbroicherin. "Der Fahrer blaffte mich daraufhin an: ,Der Kinderwagen muss jetzt hier raus, die Sicherheit ist nicht mehr gegeben', sagte er." Anne Steffen ist wütend und fühlt sich vor den Kopf gestoßen. "Hätte ich einen wichtigen Termin gehabt - den hätte ich verpasst!", sagt sie.

Die Bahn entschuldigte sich einen Tag später für den Vorfall. "Dieses Verhalten des Fahrers war nicht korrekt", sagt eine Sprecherin. Anders sei die Situation zu bewerten, wenn eine Frau mit Kinderwagen an der Haltestelle nicht mitgenommen werde, weil der Bus voll sei. Auch solche Fälle hat es in Grevenbroich zuletzt häufiger gegeben. "Grundsätzlich ist der Busfahrer für die Sicherheit während der Fahrt verantwortlich", betont die Bahnsprecherin. "Das heißt: Wenn ein Bus voll besetzt ist, kann er den Zustieg weiterer Fahrgäste ablehnen."

Alle von der BVR eingesetzten Linienbusse verfügen über eine sogenannte Mehrzweckfläche, die für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen vorgesehen ist. In der Regel passten nicht mehr als zwei Kinderwagen oder Rollstühle in einen normal großen Bus, sagt die Bahnsprecherin. "Die Fluchtwege müssen aus Sicherheitsgründen frei bleiben. Kinderwagen dürften also nicht im Gang oder zwischen den Sitzen stehen."

(RP)
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