Karlsruhe Rechtsextreme Verdächtige in U-Haft

Karlsruhe · "Oldschool Society" plante möglicherweise Anschläge für dieses Wochenende.

Mit Informationen zu ihrer Organisation hat die rechtsextreme Gruppierung "Oldschool Society" (OSS) nicht hinterm Berg gehalten. Auf Facebook veröffentlichte sie Fotos, Namen und ihren Leitfaden: "Wieder zurück zu den Wurzeln, zu unseren alten Traditionen. In einer Zeit, in der es unzählige Kameradschaften gab ohne Konkurrenz, ohne Kriege, ohne Revierkämpfe", erklärte sie auf ihrer Seite. Mittlerweile ist diese gesperrt, und vier der am Mittwoch festgenommenen mutmaßlichen Mitglieder sind in U-Haft. Zuvor hatte es eine Razzia in fünf Bundesländern gegeben. Seither geht die Frage um: Wer steckt hinter dieser Gruppierung?

Es sei eine junge Organisation, erklärt Jörg Rademacher, Sprecher des Innenministeriums. Der Verfassungsschutz kam ihr im August 2014 über das Internet auf die Spur. Im November war sie als mögliche Terrorgruppe aufgefallen, so Rademacher. Es sei eine in sich geschlossene Gruppe von zehn Personen, die nichtsdestotrotz über Facebook Mitstreiter gesucht habe. An eine erste Einschätzung wagte sich Burkhard Freier, Chef des NRW-Verfassungsschutzes. "Es handelt sich bei ihnen um Personen, die nicht über eine hohe Intelligenz verfügen, sondern eher dumpf sind."

Dennoch sei von ihnen eine ernsthafte Gefahr ausgegangen. Aus Sicherheitskreisen war zu erfahren, dass sie wohl schon an diesem Wochenende ein Attentat verüben wollten. Die "Leipziger Volkszeitung" zitiert Polizeikreise, wonach ein Angriff auf ein Asylbewerberheim in Sachsen habe verhindert werden können. "Nach unseren Ermittlungen bestand große Gefahr, dass die Mitglieder der Gruppe ihre Ziele umsetzen würden", sagte Freier. "Wir hatten wegen ihrer Gewaltfantasien Sorge, dass sie völlig durchdrehen."

Bei den in U-Haft Sitzenden handelt es sich um Andreas H. (56), der der Rädelsführer sein soll. Der zweite ist Olaf O. (47). Beide waren am Mittwoch dem Ermittlungsrichter in Karlsruhe vorgeführt worden, der die U-Haft anordnete. Seit gestern sind auch Markus W. (39), der sich als OSS-"Vizepräsident" bezeichnet haben soll, und eine 22-Jährige in U-Haft. Wie der NRW-Verfassungsschutz gestern mitteilte, engagierte sich Markus W. im Dürener Kreisverband der NPD. Bis 2010 war er den Angaben zufolge auch in der 2012 verbotenen Neonazi-Gruppe "Kameradschaft Aachener Land" aktiv. Gegen die NPD läuft ein Verbotsverfahren.

Die Bundesanwaltschaft ermittelt noch gegen fünf weitere Verdächtige. Sie wurden bisher nicht festgenommen.

(RP)
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