Prozess in Wuppertal 21-Jähriger soll Frau neben ihrem Baby erwürgt haben

Wuppertal · In Wuppertal steht ein 21-Jähriger vor Gericht, der eine junge Frau erwürgt haben soll. Neben der Leiche hatte die Polizei einen Säugling gefunden. Ihn soll der Mann hilflos zurückgelassen haben.

 Der Angeklagte kam im grauen Kapuzen-Pulli zum Prozess im Wuppertaler Landgericht.

Der Angeklagte kam im grauen Kapuzen-Pulli zum Prozess im Wuppertaler Landgericht.

Foto: dpa, mku fgj

Das Baby schrie und weinte hinter der Wohnungstür. Weil niemand öffnete, riefen besorgte Hausnachbarn die Polizei. Eine 29-jährige Polizistin zog schließlich die Feuerwehr hinzu und die brach die Tür auf, was dem Baby das Leben retten sollte. Denn als die Rettungskräfte sich seiner annahmen, war es schon bis zu 24 Stunden ohne Essen und Trinken, der kleine Körper hatte bereits begonnen auszutrocknen.

Doch die Retter machten auch eine grausige Entdeckung. Neben dem schreienden Baby lag die Leiche seiner Mutter. Die junge Frau war mit bloßen Händen erwürgt worden, mehrere Rippen waren gebrochen.

Anklage wegen Totschlags und versuchten Mordes

Auf der Anklagebank im Schwurgerichtssaal des Wuppertaler Landgerichts sitzt ein 21-Jähriger regungslos in einem hellen Kapuzen-Pulli - und schweigt. Er werde sich nicht zu den Vorwürfen einlassen, erklärt sein Verteidiger. Der junge Mann ist angeklagt wegen Totschlags an der Mutter. Und wegen versuchten Mordes an ihrem Baby.

Er soll das hilflose Kind in der Wohnung einfach zurückgelassen haben. "Obwohl er wusste, dass das Kind regelmäßig Nahrung brauchte, überließ er den Säugling seinem Schicksal", sagt der Staatsanwalt beim Prozessauftakt. Damit habe er den qualvollen Tod des Kindes in Kauf genommen.

Es soll einen Streit gegeben haben

Zwischen der Mutter und dem Angeklagten soll es einen Streit gegeben haben, ergaben die Ermittlungen. Als sie Kontakt zum Vater des Kindes aufnehmen und ihn anrufen wollte, soll er versucht haben, ihr das Handy abzunehmen. Die Situation eskalierte, schließlich wurde die 20-Jährige gewürgt: "Er drückte so lange zu, bis sie starb", sagt der Staatsanwalt über den Angeklagten. "Er handelte aus gefühlloser Gesinnung."

Der 21-Jährige habe Interesse an der Frau gehabt. Er habe in die Rolle des Vaters treten wollen. Umso mehr habe ihm missfallen, dass die Mutter wieder Kontakt zu jenem aufnehmen wollte. Das könnte auf Eifersucht als Mordmotiv hinauslaufen, aber so deutlich wird der Staatsanwalt am Freitag nicht.

Unklar ist auch noch, ob der Angeklagte nach Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht zu bestrafen wäre. Davon hängt ab, ob ihm 10, maximal 15 Jahre drohen, oder sogar lebenslange Haft. Zur Tatzeit war er 20 und damit Heranwachsender. Das Gericht hat für den Fall sechs weitere Verhandlungstage angesetzt.

(sef/dpa)
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