Gewalt in Düsseldorfer Altstadt 300 Nürnberger Hooligans gehen auf Polizisten los

Düsseldorf · Am Wochenende ist im Fußball die Gewalt eskaliert. In Düsseldorf lieferten sich Hunderte Nürnberger Hooligans eine Straßenschlacht mit der Polizei. In Essen gab es eine Massenschlägerei. In Neuss wurde der Bahnhof gesperrt.

Chronik eines Fußball-Jahres: Prügel, Bengalos, Kassenrolle
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Foto: dpa, Roland Weihrauch

Plötzlich ging alles ganz schnell. Die Polizisten in der Düsseldorfer Altstadt wurden von der Heftigkeit des Angriffs völlig überrascht. Hunderte gewaltbereite Fußballanhänger aus Nürnberg gingen "gezielt und ohne Anlass" auf die Beamten los, wie ein Polizeisprecher später sagte. "Das Ganze kam aus dem Nichts", beschreibt ein Augenzeuge die Situation. Wo vorher noch friedlich gefeiert wurde, habe von einem Moment auf den anderen das Chaos geherrscht.

Neun Beamte wurden bei den Auseinandersetzungen verletzt. Die Hooligans hatten sie mit Pfefferspray, Tränengas und unterschiedlichen Gegenständen attackiert. Der Sachschaden ist noch nicht genau zu beziffern. Fans der Fortuna waren nach Angaben der Sicherheitsbehörden wohl nur wenige an der Schlägerei beteiligt. Rund 280 Randalierer konnten festgenommen werden. Gegen sie wurden Strafverfahren eingeleitet. Erst in den frühen Morgenstunden hatten die Ordnungskräfte die Situation in der Altstadt wieder einigermaßen im Griff.

Nicht nur in Düsseldorf ist es am Wochenende zu massiven Ausschreitungen im Umfeld von Fußballspielen gekommen. Bereits am Freitagabend eskalierte in Essen die Gewalt. Dort gingen vor dem Regionalligaspiel zwischen Rot-Weiß Essen und dem Wuppertaler SV Anhänger beider Lager aufeinander los. Laut Polizei wurden im Essener Hauptbahnhof mehrere Rauchbomben und Knallkörper gezündet.

Die Polizisten wurden unter anderem mit Flaschen beworfen. Ein Beamter wurde am Kopf getroffen. Er erlitt eine Platzwunde und musste in einem Krankenhaus behandelt werden. Auch einige unbeteiligte Reisende gerieten zwischen die Fronten und wurden leicht verletzt. Die beiden Fangruppen, die seit Jahrzehnten miteinander verfeindet sind, gelten in der Szene laut Polizei als extrem gewaltbereit.

Randale in Köln

Am Kölner Hauptbahnhof kam es am späten Samstagnachmittag zu einem Zusammenstoß von Kölner und Mönchengladbacher Fußballfans, die auf der Rückreise aus Mainz waren, wo Borussia Mönchengladbach zuvor gespielt hatte. Die Polizei konnte beide Lager erst mit einem Großaufgebot voneinander trennen. Die Bundespolizei musste massive Kräfte zusammenziehen, um die anderen Fahrgäste vor Übergriffen zu beschützen. Auch aus den umliegenden Kreispolizeibehörden rückte Verstärkung an. Die Polizei begleitete rund 200 Borussia-Fans auf ihrer Weiterreise nach Mönchengladbach. Aus Sicherheitsgründen wurde dafür sogar der Neusser Bahnhof kurzzeitig gesperrt. Gut 100 Polizisten hielten die aufgebrachten Anhänger dort während einer 30-minütigen Umsteigezeit in Schach.

In Düsseldorf ist die Polizei normalerweise auf Ausschreitungen nach Fußballspielen eingestellt, doch was in der Nacht zu Sonntag passierte, hatte selbst für Kenner der Altstadt eine neue Qualität. Sie sprechen von den schlimmsten Ausschreitungen seit Jahren. Und das, obwohl es vor, während und unmittelbar nach dem Spiel rund um das Stadion zu keinen nennenswerten Störungen oder Aggressionen gekommen war. Es ist die überraschende Heftigkeit der Auseinandersetzung, die die Situation hier hat eskalieren lassen.

Gewaltbereite Gruppen verabredeten sich

Zu den Ausschreitungen in der Düsseldorfer Altstadt gibt es eine Vorgeschichte, in der Fan-Gruppen aus Düsseldorf eine Rolle spielen. In einschlägigen Foren der Szene im Internet ist nachzulesen, wie es zu der Randale vom Wochenende kommen konnte. Hintergrund war wohl eine "Verabredung" gewaltbereiter Fan-Gruppen nach dem Spiel. So wollten sich ursprünglich prügelwillige Hooligans beider Vereine auf der Kirmes im linksrheinischen Oberkassel treffen, um sich zu schlagen.

Die Nürnberg-Anhänger fanden auf der Kirmes allerdings keinen Gegner. Die Stimmung unter ihnen wurde dementsprechend immer aufgeheizter. In der Zwischenzeit formierte sich ein massives Polizeiaufgebot in Oberkassel, um die aggressiven Fans zu beobachten.

Schließlich landeten die gewaltbereiten Nürnberger am Abend frustriert und betrunken in der Altstadt. Die Polizei beschrieb die Hooligans als "gut organisiert". Sie hatten mit Handys ihre Aktionen koordiniert. Als sie dann auf die gegnerischen Fans trafen, hieß es, "die Düsseldorfer sind da". Da habe es, so ein Augenzeuge, kein Halten mehr gegeben. In zwei Wellen der Gewalt entlud sich der Frust.

(RP/jre/anch)
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