Neues Dienstauto der NRW-Polizei 3er BMW "völlig ungeeignet für Streifendienst"

Köln/Münster · Die Mängel am 3er BMW der Polizei in Nordrhein-Westfalen sind noch viel schwerwiegender als bisher bekannt. Ein interner Erfahrungsbericht, der unserer Redaktion vorliegt, offenbart 25 Schwachstellen.

Stephan Meier* hat regelmäßig aufgescheuerte und blaue Knie, wenn er nach einer Acht-Stunden-Schicht aus dem Streifenwagen steigt. "Auf dem Beifahrersitz bekommt man an den Beinen Hämatome", klagt der 29-jährige Polizeibeamte, "weil man links ständig an die Halterung des Funkgeräts und rechts an das Hartplastik des Türgriffs stößt."

So wie Meier geht es vielen Polizisten in NRW. Sie sind sehr unzufrieden mit ihrem neuen Dienstfahrzeug, dem BMW 318d (150 PS, Zwei-Liter-Dieselmotor), mit dem sie seit gut einem halben Jahr Streife fahren müssen. In ausgewählten Dienststellen hat deshalb eine Umfrage zu dem Wagen stattgefunden, bei der die Polizisten alles nennen sollten, was sie an dem Auto stört - und was ihnen gefällt. Das Ergebnis, das dem Innenministerium bald zukommen wird, liegt unserer Redaktion bereits vor. Das Fazit der Befragung lautet: "Der BMW ist für den Streifendienst völlig ungeeignet." Die Polizisten, die ihn benutzen müssen, haben 25 Mängel an dem Wagen festgestellt, die man kaum für möglich halten sollte. Bisher bekannt war lediglich, dass die Beamten den Wagen als zu klein und zu eng empfinden.

Nur Platz für einen Schutzhelm

Besonders bedenklich ist, dass der BMW in Zeiten der Terrorgefahr nicht mit einem Mindestmaß für solche Großeinsätze ausgelegt zu sein scheint. So ist für die schweren Überziehwesten gar kein Platz im Auto vorgesehen. "Wir können auch nur einen Schutzhelm transportieren, obwohl wir zu zweit im Auto sind", erklärt ein Dienstgruppenführer. "Wenn wir also plötzlich einen Einsatz haben, bei dem wir die Helme benötigen, hat halt einer von uns keinen auf."

Bei nächtlichen Einsätzen gebe es Schwierigkeiten mit der Außenbeleuchtung. "Wenn wir etwa auf der Autobahn bei einem Unfall schnell aus dem Wagen steigen müssen und die Türen zufallen, sind sämtliche Lichter sofort aus und man sieht den Wagen nicht mehr", sagt der Polizist. "Das ist sehr gefährlich."

Problematisch seien mit dem Wagen auch Fahrten mit Festgenommen. Weil der Kofferraum zu klein ist, wird vieles auf der Rückbank verstaut. Das Material muss bei einer Festnahme dann auf den Beifahrersitz umgeräumt werden, damit hinten der Festgenommene und ein Polizist sitzen können. Schon bald wird selbst das nicht mehr möglich sein mit dem BMW. Denn in wenigen Wochen werden bei 90 Prozent aller Streifenfahrten Auszubildende auf der Rückbank sitzen. "Das heißt, wir sind immer zu dritt im Auto. Nehmen wir dann jemanden fest, müssen wir einen Bulli anfordern. Und den muss man auch erst einmal bekommen, weil es nicht viele von denen gibt", sagt Meier.

Pistole bleibt am Gurt hängen

Große Probleme bereiten auch die Anschnallgurte. So seien diese nicht höhenverstellbar, was dazu führe, dass man falsch und schlecht sitzen würde und nicht richtig angeschnallt sei. "Beim Aussteigen bleibt man auf der Beifahrerseite regelmäßig mit der Pistole am Gurt hängen", erklärt der Insider.

Manchmal kommt es vor, dass der Funk ausfällt, weil der Funkverteilerkasten ungünstig im Fußraum des Beifahrers angebracht ist - und man deshalb häufig mit den Beinen dagegen stößt. "Kabel lösen sich, und der Wagen muss deshalb in die Werkstatt", sagt der Polizist.

Im Spätherbst 2015 hatte Innenminister Ralf Jäger (SPD) bei der Vorstellung der neuen Dienstfahrzeuge erklärt, das Fahrzeug entspreche den technischen Anforderungen und biete für den täglichen Dienst ein Höchstmaß an Sicherheit. Das seinem Ministerium unterstellte Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) hatte 1845 Dienst-BMW bestellt. Die Leasingkosten betragen für das Land rund 21 Millionen Euro. Der Vertrag mit dem BMW sei die wirtschaftlichste Lösung gewesen, sagte Jäger.

Aber es gibt auch wenige Dinge am BMW, die die Polizisten loben. So finden sie neben dem Navigationssystem vor allem die Sitzheizung und die trennbaren Klimazonen gut. "Das war es aber schon mit den Vorteilen", sagt Stephan Meier.

(csh)
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