Mit Tötung von Kindern gedroht So ging der mutmaßliche Erpresser der Polizei ins Netz

Aachen · Die Polizei hat einen 49-Jährigen festgenommen, der 13 Familien in der Region Aachen, Düren und Heinsberg angedroht haben soll, ihre Kinder zu töten. Der Mann wurde am Mittwoch in Eschweiler bei Aachen gefasst, bestreitet jedoch die Taten. Wir haben mit einer betroffenen Familie gesprochen.

 Mit diesem Foto fahndete die Polizei nach dem Erpresser. Weil inzwischen nicht mehr gefahndet wird, haben wir den mutmaßlichen Täter aus rechtlichen Gründen unkenntlich gemacht.

Mit diesem Foto fahndete die Polizei nach dem Erpresser. Weil inzwischen nicht mehr gefahndet wird, haben wir den mutmaßlichen Täter aus rechtlichen Gründen unkenntlich gemacht.

Foto: Polizei

Der Erpresserbrief kam mit der Post in die Firma, es war so gegen Mittag, als eine Mitarbeiterin bei Thomas R. im Büro anrief, sie klang verstört. Ob er kurz Zeit habe, fragte die Mitarbeiterin, es sei ein Brief gekommen, der möglicherweise problematisch sei. Thomas R. stand auf, ging zu seiner Mitarbeiterin, und als er den Brief gelesen hatte, wusste er nicht, was er von den Zeilen halten sollte. Jemand forderte 20 000 Euro von ihm, und nur wenn er zahlen würde, blieben seine Kinder am Leben. Thomas R. sagt: "Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte." Es war der 19. Januar, ein Donnerstag.

Der Mann, der Familie R. aus Stolberg und zwölf weiteren Familien aus der Region Aachen, Düren, Heinsberg bedroht und erpresst haben soll, ist noch am Mittwoch festgenommen worden. Er bestreitet nicht, der Mann auf den Fahndungsfotos zu sein, die die Polizei kurz zuvor veröffentlicht hatte, doch er bestreitet, irgendwen erpresst zu haben. Das Amtsgericht Aachen ordnete am Donnerstag wegen dringenden Tatverdachts und Fluchtgefahr dennoch Untersuchungshaft gegen den Mann an.

 Das ist der Erpresserbrief, den Thomas R. aus Stolberg am 19. Januar erhielt und den er unserer Zeitung zur Verfügung stellte. Auf Bitte der Polizei ist die genaue Ortsangabe zum Hinterlegen des erpressten Geldes unleserlich gemacht worden.

Das ist der Erpresserbrief, den Thomas R. aus Stolberg am 19. Januar erhielt und den er unserer Zeitung zur Verfügung stellte. Auf Bitte der Polizei ist die genaue Ortsangabe zum Hinterlegen des erpressten Geldes unleserlich gemacht worden.

Foto: Polizei

Die Aachener Polizei hatte am Mittwoch um 10.23 Uhr Fahndungsfotos veröffentlicht, die den mutmaßlichen Erpresser an der Stelle nahe Inden/Altdorf zeigen, an der die 20.000 Euro hinterlegt werden sollten, wasserdicht verpackt. So stand es im Erpresserbrief, den auch Thomas R. erhielt. Die Fotos, die eine dort von der Polizei installierte Kamera am 23. Januar machte, also vier Tage nachdem R. den Brief erhielt, sind verhältnismäßig scharf.

Deswegen dauerte es nur wenige Minuten, bis am Mittwoch die ersten Hinweise bei der Polizei eingingen, noch vor Mittag wussten die Beamten, wer auf den Fotos zu sehen ist: ein 49 Jahre alter Mann aus Eschweiler, polizeilich bislang nicht in Erscheinung getreten, keine Vorstrafen. Ob der Mann Familie hat, wollte die Polizei gestern nicht sagen.

Die Beamten fuhren zur Arbeitsstelle des 49-Jährigen und nahmen ihn fest, wenig später durchsuchten sie seine Wohnung und stellten unter anderem den Computer und das Handy des Mannes sicher.

Da der Mann erklärte, nur zufällig an der Stelle gewesen zu sein, an der die Fotos von ihm entstanden, und mit der Erpressung nichts zu tun haben, beginnt für die Polizei nun die kriminaltechnische Ermittlungsarbeit. Handy und Computer werden ausgelesen, die Polizei wird besonders nach den Entwürfen der 13 Erpresserbriefe suchen. Das Papier, auf dem die Briefe ausgedruckt wurden, wird mit dem Papier verglichen, das in der Wohnung des 49-Jährigen gefunden wurde. Und schließlich werden die auf den Erpresserbriefen und den Briefumschlägen gesicherten DNA-Spuren mit der DNA des 49-Jährigen verglichen werden. Jedenfalls dann, wenn ein Richter den Mann dazu verpflichtet, eine DNA-Probe abzugeben.

Thomas R. sagte am Donnerstag, dass seine Frau und seine beiden Kinder, 15 und 21 Jahre alt, den Erpresserbrief damals ernster genommen haben als er selbst. Doch noch am Abend des 19. Januar, dem Tag, an dem der Brief eintraf, hätten alle gemeinsam entschieden, die geforderten 20 000 Euro auf keinen Fall zu zahlen. "Wir waren uns schnell einig", sagt Thomas R. Noch am selben Abend ging er zur Polizei.

R. sagt, er habe "geeignete Maßnahmen ergriffen", um seine Familie und sich selbst vor möglichen Angriffen des Erpressers zu schützen. Welche, das möchte er nicht sagen. Sollte sich der Verdacht gegen den 49-Jährigen erhärten und sollte es zum Prozess kommen, wird Thomas R. als Nebenkläger auftreten. Er möchte sich vor Gericht selbst davon überzeugen, dass derjenige, der seine Kinder mit dem Tod bedroht hat, eine gerechte Strafe erhält.

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