Altkleider-Sammlungen Das schmutzige Geschäft mit der Wäsche

Düsseldorf · Rund eine Million Kleiderspenden werden jährlich abgegeben - und teils von Kriminellen gestohlen. Immerhin ist eine Tonne rund 350 Euro wert. Spender sollten daher prüfen, wo sie ihre Textilien abgeben.

 Zufällig hat ein Passant gefilmt, wie sich Diebe an einem Altkleider-Container zu schaffen machen.

Zufällig hat ein Passant gefilmt, wie sich Diebe an einem Altkleider-Container zu schaffen machen.

Foto: Youtube Screenshot

In fremder Leute Wäsche wühlen, ist ihr Geschäft. Sie brechen Container auf oder steigen in sie hinein, um die Kleiderspenden zu stehlen. In Kaarst musste die Polizei sogar einmal ausrücken, um einen Dieb aus einem solchen Behälter zu retten, weil dieser sich nicht mehr selbst befreien konnte. So ist ausnahmsweise mal ein Täter gefasst worden. "Sie zu überführen, ist ansonsten sehr schwer", sagt eine Polizeisprecherin. "Es gibt unzählige dieser Boxen, die einfach nicht überwacht werden können", erklärt sie.

 Einer von beiden passt draußen auf, während der andere in den Container klettert.

Einer von beiden passt draußen auf, während der andere in den Container klettert.

Foto: Youtube Screenshot

Immer öfter reicht es den Dieben offenbar nicht mehr aus, die Plastiksäcke aus den Containern zu stehlen. Stattdessen verladen sie die Behälter mitsamt der Textilien auf einen Lkw und verschwinden. Die gestohlenen Kisten tauchen dann wieder in anderen Städten an Straßenecken oder auf Parkplätzen auf - aufgestellt von den Kriminellen und versehen mit dem Aufruf zur Spende für Menschen in Not. Die Verbraucherzentralen raten deshalb, genau hinzuschauen, bevor man seine alten Textilien in Container bringt. "Hinweise auf einen seriösen Anbieter sind Siegel wie das des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI)", so ein Verbandssprecher. Ein weiteres Siegel sei das bvse-Qualitätssiegel Textilsammlung vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung für seine Mitglieder.

Der Dachverband Fairwertung, ein Netzwerk von gemeinnützigen Organisationen, die Altkleider sammeln, vergibt ein Zeichen an jene Sammler, die bestimmte Standards einhalten wie Gemeinnützigkeit und wahrheitsgemäße Information. Diese Sammler verkaufen die Containerware in der Regel an Firmen weiter, die auf die Sortierung von Textilien spezialisiert sind. Knapp die Hälfte der Kleidung verkaufen gewerbliche Sortierbetriebe nach Osteuropa und Afrika. Ein geringer Anteil gehe direkt an Secondhand-Läden, sagt Thomas Ahlmann, Sprecher des Verbandes Fairwertung. Gemeinnützige Organisationen wiederum stecken die Erlöse in ihre soziale Arbeit - etwa in die Altenhilfe oder den Katastrophenschutz. "Die Altkleider-Sammlung ist eine wichtige Finanzierungssäule für viele gemeinnützige Projekte", betont der Branchenexperte.

 Dort sichtet er die Kleidung. Von dem Passanten gestört, flüchteten die Diebe.

Dort sichtet er die Kleidung. Von dem Passanten gestört, flüchteten die Diebe.

Foto: Screenshot/YouTube

Rund eine Million Kleidungsstücke werden jährlich in die Altkleidersammlung gegeben. "Das ist ein Vielfaches davon, was hier vor Ort für Bedürftige benötigt wird", sagt Ahlmann. Um die Kleidung buhlen gemeinnützige und gewerbliche Sammler und Kommunen. "Besonders, wenn die Preise auf dem Weltmarkt hoch sind, zieht das leider aber auch dubiose Sammler an." Immerhin bringt eine Tonne derzeit rund 350 Euro bei gewerblichen Ankäufern ein. Ein Problem ist dabei die fehlende Transparenz. Viele gewerbliche Sortierer würden gar nicht nachfragen, woher die Kleidung kommt, kritisiert Ahlmann. Häufig wird das Diebesgut auch auf Flohmärkten oder im Internet weiterverkauft.

Neben dem Diebstahl aus den Containern seien vor allem auch Sammlungen mit den bekannten Wäschekörben oder blauen Eimern ein Problem. Diese werden häufig unangekündigt vor der Haustüre abgestellt, sagt Ahlmann. "Wir raten, bei solchen Sammlungen misstrauisch zu sein."

Spender sollten sich informieren, ob es die Firmen und den vermeintlich guten Zweck auch tatsächlich gibt. Nur transparente Angebote sind seriös. Als Hinweise zur Recherche nennt der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung: "Ist eine Telefonnummer angegeben? Erreicht man hier nur einen Anrufbeantworter, oder gibt es tatsächlich eine Kontaktperson, die Infos nennt?" Im Zweifel aber sollten Spender im Internet recherchieren oder bei der Kommune anrufen und sich über die tatsächliche Existenz der Organisation erkundigen.

(RP)
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