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Verdi fordert bessere Arbeitsbedingungen 400 Amazon-Mitarbeiter streiken in Rheinberg

Berlin · Im Amazon-Versandzentrum in Rheinberg streiken seit dem frühen Dienstagmorgen mehr als 400 Beschäftigte. Die Gewerkschaft Verdi hat ihre Streiks in den deutschen Niederlassungen des Internet-Versandhändlers somit auf einen vierten Standort ausgeweitet.

Chronologie im Tarifstreit zwischen Verdi und Amazon
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Foto: dpa, ud mut stj

Mit Beginn der Frühschicht um 5 Uhr am Dienstag haben erstmals rund 400 Amazon-Beschäftigte in Rheinberg die Arbeit nieder gelegt. Sie schlossen sich damit der bundesweiten Streikwelle an, die in der letzten Woche in den Amazon-Versandzentren Bad Hersfeld, Leipzig und Graben begonnen hatte. Mit dem ganztägigen Streik reagiert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) auf die Weigerung des weltweit größten Internet-Händlers, über einen Tarifvertrag für die Beschäftigten zu verhandeln. "Wir sehen derzeit keinen Anlass, den von Ihnen geforderten Anerkennungstarifvertrag abzuschließen", heißt es in einem Schreiben des Rheinberger Amazon-Geschäftsführers Cavit Yilmaz.

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Foto: dpa, Frank May

Verdi fordert mit der betrieblichen Tarifkommission die Anerkennung der Tarifverträge des Einzel- und Versandhandels in NRW für die etwa 2.000 Amazon-Mitarbeiter in Rheinberg. Darüber hinaus will die Gewerkschaft eine verbindliche Begrenzung befristeter Arbeitsverträge durchsetzen. "Wer seinen Beschäftigten jeden Tag ein hohes Maß an Flexibilität und Arbeitsleistung abverlangt, muss ihnen auch den Schutz eines Tarifvertrages zugestehen", erklärte Verdi-Verhandlungsführerin Silke Zimmer. Amazon sei ein "weltweit agierender Konzern, der ohne Probleme sichere Arbeitsplätze finanzieren kann", so Zimmer. Verdi wirft dem Internet-Versandhändler vor, sich Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen großen online-Geschäften zu verschaffen, indem den etwa 9.000 Beschäftigten in Deutschland garantierte Ansprüche auf existenzsichernde Einkommen, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie geregelte Arbeitsbedingungen verwehrt werden. Alle Gesprächs- und Sondierungsangebote lehnte der online-Versandhändler ab.

Streiks auch in Bayern

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Auch im bayerischen Graben bei Augsburg werde der Streik ganztägig fortgesetzt. Bereits am Freitag und Samstag war bei Amazon in Leipzig und Bad Hersfeld gestreikt worden. Am Montag traten den Angaben zufolge rund 850 Beschäftigte in Bad Hersfeld und Graben in den Ausstand. "Die willkürliche und einseitige Festlegung von Löhnen und Arbeitsbedingungen und die Vielzahl befristeter Arbeitsverträge durch den Arbeitgeber stellt die Beschäftigten weitgehend rechtlos", sagte verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.

Nur Tarifverträge garantierten existenzsichernde Einkommen und gute Arbeitsbedingungen. Das sei eine Frage von "Respekt und Wertschätzung" der Beschäftigten. Verdi will für die Beschäftigten einen Tarifvertrag auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels durchsetzen. Bisher lehnt das Amazon-Management dies ab. Das Unternehmen mit rund 9000 festen Mitarbeitern in Deutschland orientiert sich an der niedrigeren Bezahlung in der Logistikbranche. Verdi organisiert seit April 2013 immer wieder Streiks in den Amazon-Versandzentren.

(DEU/ape)
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