Trotz Drängen von Armin Laschet Belgien will Pannen-Reaktor Tihange bis 2025 betreiben

Lüttich · Das Drängen der NRW-Landesregierung auf eine schnellere Abschaltung des belgischen Pannenreaktors Tihange war nicht erfolgreich. Das Atomkraftwerk soll bis 2025 am Netz bleiben. Fortschritte gab es indes beim "Eisernen Rhein".

 Das Atomkraftwerk Tihange in Belgien. (Archivfoto)

Das Atomkraftwerk Tihange in Belgien. (Archivfoto)

Foto: dpa

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) musste am Dienstag nach einem Treffen mit dem belgischen Premier Charles Michel einräumen: "Ich habe keine Bereitschaft erkannt, die Blöcke vor 2025 vom Netz zu nehmen." Bis 2025 will Belgien ohnehin aus der Kernenergie aussteigen.

Der belgische Tihange-Reaktor produziert nur rund 70 Kilometer von Aachen entfernt Atomstrom und verunsichert die NRW-Bevölkerung. 2013 wurden dort Risse in Reaktorbehältern festgestellt, außerdem musste das Atomkraftwerk mehrfach wegen zum Teil gravierender Störungen vom Netz genommen werden.

Dennoch seien die Aspekte der Versorgungssicherheit und der Bezahlbarkeit von Strom aus belgischer Sicht wichtiger, sagte Laschet nach dem Gespräch mit dem Gespräch mit dem belgischen Regierungschef. Deutsche Atom-Experten bekämen aber die Möglichkeit, die Reaktorsicherheit in Tihange zu bewerten. Laschet sprach vom Beginn eines "strukturierten Dialogs" mit Belgien zur Reaktorsicherheit.

Fortschritte beim "Eisernen Rhein"

Der NRW-Ministerpräsident sieht einen neuen Verhandlungsspielraum, falls Deutschland den Tihange-Strom mit eigenen Stromlieferungen nach Belgien ersetzen könne. Dafür müssen aber neue Stromleitungen gebaut werden, von denen die erste 2020 fertiggestellt sein werde, sagte der NRW-Ministerpräsident.

Beim Schienen-Projekt "Eiserner Rhein" scheint es unterdessen voranzugehen. Mit dem Ministerpräsidenten der flämischen Region, Geert Bourgeois, verabredete Laschet am Vormittag, eine Absichtserklärung für eine gemeinsame Umsetzung auf den Weg zu bringen. Favorisiert wird von beiden Seiten die so genannte "dritte Trassenvariante", eine Route vom Seehafen Antwerpen über Roermond, Venlo und Viersen ins Ruhrgebiet. Die Trasse sieht unter anderem den zweispurigen Ausbau zwischen Kaldenkirchen und Viersen-Dülken sowie in Viersen und einen direkten Abzweig von der Strecke Venlo-Mönchengladbach auf die Strecke Mönchengladbach-Krefeld (Viersener Kurve) vor.

 Ministerpräsidenten unter sich: Armin Laschet und Geert Bourgeois (Flämische Region).

Ministerpräsidenten unter sich: Armin Laschet und Geert Bourgeois (Flämische Region).

Foto: dpa, ve rho

Die Vorsitzende der Grünen in NRW, Monika Düker, kritisierte die Ergebnisse der Laschet-Reise scharf. "Nach der peinlichen Kommunikation im Vorfeld der Belgien-Reise kehrt Armin Laschet nun mit leeren Händen und einer klaren Absage der belgischen Regierung im Gepäck zurück. Offensichtlich konnte der Ministerpräsident sowohl die Sorgen der Menschen in NRW als auch die zahlreichen Argumente für eine Abschaltung der Bröckel-Reaktoren nicht erfolgreich vermitteln. Die hohen Erwartungen, die er mit seinen vollmundigen Ankündigungen geweckt hat, sind komplett in sich zusammen gefallen. Auch wenn er sich redlich bemüht hat, am Ende bleibt leider: Außer Spesen nichts gewesen."

(tor)
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