Artenschutzzentrum Metelen Ein Paradies für Schildkröten, Schlangen und Bartagamen

Metelen · Im Artenschutzzentrum in Metelen landen exotische Tiere, die unter Artenschutz stehen. Die meisten wurden zuvor nicht artgerecht gehalten. Der Zoll beschlagnahmt auch immer häufiger Exoten. Der Handel mit artgeschützen Tieren nimmt weiter zu.

Im Artenschutzzentrum Metelen leben viele Exoten
8 Bilder

Im Artenschutzzentrum Metelen leben viele Exoten

8 Bilder

Riesenschlangen in winzigen Terrarien, Affen ohne Papiere und illegal gezüchtete Schildkröten: Immer wieder müssen Behörden einschreiten, wenn exotische Tiere nicht artgerecht gehalten oder nach Deutschland geschmuggelt werden. In NRW landen die Tiere dann häufig erstmal im Münsterland: Das Artenschutzzentrum in Metelen beherbergt rund 200 Tiere auf dem abgeschotteten Gelände eines ehemaligen Forschungsinstituts.

Ein Kakadu-Schrei gellt aus dem Gebäude. Drinnen riecht es nach Heu, das Thermometer zeigt 34,4 Grad, eine Heuschrecke springt über den Gang. Ein Paradies für Schildkröten, Schlangen, Papageien, Bartagame und andere Exoten.

Die meisten Tiere werden nicht artgerecht gehalten

Weit mehr als die Hälfte der Tiere ist wegen "häuslicher Verwahrlosung" in Metelen. Das heißt, sie wurden nicht artgerecht gehalten, sagt Tiefpfleger Oliver ter Schegget. Einmal hat er mit seinen Kollegen eine Königspython befreit, die im Terrarium ihres Halters so wenig Platz hatte, dass sie geknickt liegen musste. Im Wohnzimmer herrschte zudem Zimmertemperatur. "Die Schlange braucht 35 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit", sagt ter Schegget. "Da schimmelt aber jede Wohnzimmerwand."

Der muskulöse Tierpfleger mit tätowiertem Oberarm, Ohrring und Muskelshirt fühlt sich pudelwohl mit einer "kleinen" anderthalb Meter langen Boa constrictor auf dem Arm. Bevor er die Würgeschlange aus ihrer Zelle holt, desinfiziert er sich noch die Hände. Der Fleischfresser rieche sonst, dass ter Schegget zuvor einen putzigen handtellergroßen Weißbauchigel auf dem Arm hatte. Auch die weniger gefährlich aussehende Scharnierschildkröte, die der Pfleger später mit einer Hand aus einem Heuhaufen zieht, frisst gerne mal eine Maus. "So ist das nun mal", sagt ter Schegget. "Fressen und gefressen werden."

Viele exotische Tiere werden auch beim Zoll sichergestellt. "Lebendig oder tot spielt keine Rolle", sagt die Sprecherin des Zollfahndungsamts Essen, Ruth Haliti. Ein Verfahren werde eingeleitet, im Regelfall ein Bußgeld verhängt. Tote Tiere stelle man Museen und Schulen zu Lehrzwecken zur Verfügung. Lebende ungiftige Tiere werden unter anderem in der Auffangstation in Metelen untergebracht.

Dort versuchen die Mitarbeiter auch, die Tiere an neue Eigentümer zu vermitteln. "Wenn wir die alle horten würden, dann wäre das hier Deutschlands größter Zoo", vermutet Peter Schütz, Sprecher des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV), das die Auffangstation betreibt.

Die Exoten sollen an Privatpersonen vermittelt werden

Rund 80 Prozent der Tiere gehen mittlerweile an Privatpersonen. "Eine Wiederauswilderung im Herkunftsland ist selten", sagt Zoll-Sprecherin Haliti. Und auch Zoos und Tierparks nehmen nur noch wenige Tiere auf.

Doch bevor ein Exot aus Metelen an einen Privatmann vergeben wird, prüft die zuständige Behörde, ob der Halter geeignet ist. "Man kann nicht wie an der Supermarkt-Kasse sagen: "Ich hätte gern eine Anakonda"", sagt der LANUV-Sprecher.

Der Handel mit Tieren, die unter das Artenschutzgesetz fallen, sei ein wachsender Markt, sagt Zoll-Sprecherin Haliti. Auch die organisierte Kriminalität spiele eine Rolle. Die Schmuggler kämen häufig im Umfeld von Tierbörsen wie der Terraristika in Hamm mit dem Lastwagen und verkauften die Tiere unter der Hand.

Die Behörden haben das im Blick und beschlagnahmen die Tiere dann. Die Exoten werden den Tierpflegern im Münsterland deshalb so schnell nicht ausgehen.

(heif/lnw)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort