Ärger in Warstein Autohaus empfiehlt Bewerber Rückkehr nach Syrien

Warstein · Ein Syrer bewirbt sich bei einem Autohaus in Warstein um einen Ausbildungsplatz, bekommt aber eine Absage - verbunden mit der Empfehlung, er solle lieber in seine Heimat zurückkehren. Die Empörung ist groß. Am Abend reagiert die Firma: Sie entschuldigt sich und lädt den Syrer noch einmal ein.

Wie das Online-Magazin für Migration und Integration, "Migazin", berichtet, hatte der syrische Asylbewerber Salim F. (Name geändert) die Absage in den vergangenen Tagen erhalten. In dem Schreiben des Autohauses, das auf der "Migazin"-Homepage veröffentlicht wurde, heißt es wörtlich: "Ich möchte Ihnen eher die Empfehlung aussprechen, in Ihr Land zurückgehen, da der Krieg beendet ist und Sie dort dringend benötigt werden, um es wieder aufzubauen."

Salim F. sei an dem Ausbildungsplatz sehr interessiert gewesen, sagt "Migazin"-Herausgeber Ekrem Senol: "Er will in Deutschland Fuß fassen. Sein Abitur und seinen Führerschein hat er anerkennen lassen, spricht fast akzentfrei Deutsch." Salim F. lebe seit fast zwei Jahren in Bonn.

Anissa Bacharwala, eine vom "Migazin" befragte Expertin für Antidiskriminierungsrecht, sieht in dem Schreiben ein starkes Indiz für einen Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Möglicherweise habe Salim F. Anspruch auf Entschädigung und Schadensersatz.

Auf der Facebook-Seite des Autohauses reagieren viele Menschen empört auf die Geschichte des syrischen Bewerbers. "Ich bin fassungslos über so viel Diskriminierung und Unmenschlichkeit", schreibt ein Nutzer. Wäre es an der fachlichen Kompetenz gescheitert, wäre die Absage in Ordnung gewesen, schreibt ein anderer. "Aber einem jungen Mann mit Vorbildung, der bei uns angekommen ist, die Sprache lernt und sich integriert, mit dieser miesen und menschenverachtenden Begründung einen Ausbildungsplatz zu verweigern, geht gar nicht!"

Doch es gibt auch Nutzer, die das Autohaus in Schutz nehmen: "Ich kenne das Autohaus als ein sehr seriöses und hochkompetentes Autohaus. Ich kann nur Gutes berichten", schreibt ein Nutzer. Er habe dort Mitarbeiter verschiedener Nationalitäten angetroffen, die gute Arbeit machten und untereinander - seiner Beobachtung nach - "ein kollegiales Verhältnis hätten".

Am Mittwochabend reagiert das Autohaus. "Wir möchten uns entschuldigen", schreibt die Firma auf ihrer Facebookseite. "Wir werden zu Recht kritisiert." Die Absage sei "dumm" und "inhaltlich falsch" gewesen. Die "Meinung einer einzelnen Person" entspreche nicht der Meinung des Unternehmens und der Belegschaft. Das Autohaus agiere "multinational", importiere Autos aus anderen europäischen Ländern und exportiere auch Fahrzeuge ins Ausland. "Wir pflegen eine vertrauensvolle und auch freundschaftliche Zusammenarbeit zu Kollegen aus vielen Ländern."

Der abgelehnte Syrer soll noch einmal eingeladen werden, kündigt die Firma an: "Wir werden den Kontakt zu dem Bewerber suchen um uns auch persönlich zu entschuldigen sowie um eine zweite Chance für ein persönliches Vorstellungsgespräch bitten." Er hoffe, dass der Syrer die Einladung annehme, schreibt Autohaus-Geschäftsführer Carsten Budde in einer Stellungnahme an unsere Redaktion. "Ich wünsche mir, dass wir die Gelegenheit erhalten, uns persönlich für den Fehler zu entschuldigen."

Budde schreibt weiter, dass er den Syrer sogar zu der Bewerbung ermutigt habe. "Er kontaktierte mich im Vorfeld, woraufhin ich ihm die nötigen Informationen zur Vervollständigung der Bewerbung mitteilte." Von der Absage habe er erst am Mittwoch erfahren. "Ich bin aus allen Wolken gefallen." Der Mitarbeiter, der das Schreiben formuliert habe, habe "das persönliche Fehlverhalten" eingeräumt und angeboten, dass er die Firma mit sofortiger Wirkung verlasse. "Dieses Angebot habe ich angenommen", teilte Budde mit.

(p-m/lsa/wer)
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