Referendum in der Türkei Autokorso und Hupkonzerte in mehreren Städten

Krefeld/Duisburg/Gelsenkirchen · In Deutschland haben viele Türken beim türkischen Verfassungsreferendum mitgewählt, 63,1 Prozent von ihnen stimmten für "Ja" und damit für mehr Macht für Präsident Erdogan. Auch in NRW wurde dessen Sieg gefeiert – in Krefeld und in Duisburg etwa mit Autokorso samt Hupkonzert.

In Deutschland haben viele Türken beim türkischen Verfassungsreferendum mitgewählt, 63,1 Prozent von ihnen stimmten für "Ja" und damit für mehr Macht für Präsident Erdogan. Auch in NRW wurde dessen Sieg gefeiert — in Krefeld und in Duisburg etwa mit Autokorso samt Hupkonzert.

Im Bereich der südlichen Innenstadt von Krefeld wurde gejubelt: Nach Bekanntwerden des Ergebnisses des Referendums in der Türkei fanden sich dazu mehrere Personen am Sonntagabend zwischen 22 und 22:30 Uhr zusammen. Laut Polizei fuhren sie hupend durch die Straßen der City.

Dies führte zu vermehrten Anrufen bei der Polizei wegen Ruhestörung. Vor Ort stellte die Polizei jedoch keine weiteren Verkehrsverstöße fest. Angaben darüber, wie viele Fahrzeuge sich insgesamt beteiligt hatten, liegen nicht vor.

Gegen 19.30 Uhr feierten auch in Duisburg-Hamborn rund 200 Türken auf der Duisburger Straße und auf dem Vorplatz des Amtsgerichts für einige Stunde lautstark den Ausgang des Referendums. Es wurden türkische Fahnen geschwenkt und Pyrotechnik gezündet, berichtet die Polizei. Danach gab es einen Autokorso mit rund 40 Fahrzeuge und Hupkonzert auf der Duisburger Straße in Richtung Marxloh. Nach einigen hundert Metern machten die Fahrer kehrt und trafen sich wieder auf dem Vorplatz des Amtsgerichts, wo sich die Ansammlung nach und nach auflöste. Die Polizei war mit 18 Streifenwagen vor Ort. Ähnliche Szenarien meldete die Polizei auch aus Gelsenkirchen, wo Türken in Fahnen eingehüllt Jubellieder auf Erdogan und ihre türkische Heimat anstimmten.

Am Dortmunder Borsigplatz schätzt die Polizei die Zahl der Feiernden auf rund 200, darunter auch viele Frauen und Kinder. "Die haben gefeiert wie bei einem Sieg der türkischen Fußballmannschaft, alles ausgelassen, aber friedlich", sagte ein Polizeisprecher.

In Duisburg-Marxloh war dagegen im Moment des Erdogan-Triumphes nur wenig vom Frust der Gegner oder Jubelstimmung des "Ja"-Lagers zu spüren. Vereinzelt fuhren hupende Türken über die zentrale Weseler Straße im von Türken dominierten Stadtteil. "Erdogan hat die Türkei zu dem gemacht, was das Land heute ist", sagt Ayshe Bal zum Ausgang der Abstimmung. "Heute ist das Kopftuch erlaubt, man kann wählen, was man möchte, das Land ist erfolgreich." Allerdings werde die Türkei in Deutschland mit zweierlei Maß gemessen. "Das geplante neue türkische System ist zum Beispiel vergleichbar mit dem US-amerikanischen. Und über die sagt niemand was", kritisierte die 29-Jährige.

Türkische Gemeinde in Deutschland besorgt

Erdogan-Anhänger feiern "Ja" beim Referendum in der Türkei
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Erdogan-Anhänger feiern "Ja" beim Referendum in der Türkei

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Foto: afp

Doch nicht alle jubelten in Deutschland über den Sieg des Präsidenten: Die Türkische Gemeinde in Deutschland äußerte sich besorgt darüber, dass hierzulande so viele Türken für die umstrittene Verfassungsreform gestimmt haben. "Wir - also die Parteien und Organisationen - müssen das Ergebnis genau analysieren und Wege finden, wie man diese Menschen besser erreicht, die in Deutschland in Freiheit leben, aber sich für die Menschen in der Türkei die Autokratie wünschen", sagte der Vorsitzende Gökay Sofuoglu der "Heilbronner Stimme" und dem "Mannheimer Morgen".

Von den in Deutschland abgegeben Stimmen entfielen 63,1 Prozent auf das "Ja". Damit gab es fast eine Zweidrittelmehrheit für das Präsidialsystem, das die Macht des Staatsoberhaupts künftig stark ausweitet. In der Türkei selbst war das Ergebnis deutlich knapper.

Der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft Milli Görus (IGMG), Kemal Ergün, erklärte, das türkische Volk habe in einer demokratischen Wahl entschieden. "Jetzt gilt es, diese Wahl zu respektieren und gemeinsam nach vorne zu schauen." Er wünsche sich, dass das Ergebnis "zur ersehnten politischen und gesellschaftlichen Harmonisierung" beitrage. Die IGMG ist die zweitgrößte muslimische Religionsgemeinschaft in Deutschland.

(vek/top/dpa)
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