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Kaarst Bahn-Odyssee mit Beinahe-Geburt

Kaarst · Die Fahrt mit dem ICE von Mannheim nach Düsseldorf wurde für eine Frau aus Kaarst zu einer Reise mit Hindernissen. Ihr Zug blieb liegen, eine Schwangere musste von Bord, und die Toiletten waren defekt. Und das war längst nicht alles. Eigentlich hätte ihre Fahrt zwei Stunden gedauert - aber neun Stunden war sie unterwegs.

 Laut Fahrplan wäre Birgitta Schu aus Kaarst nur zwei Stunden von Mannheim nach Düsseldorf unterwegs gewesen. Daraus wurden neun Stunden.

Laut Fahrplan wäre Birgitta Schu aus Kaarst nur zwei Stunden von Mannheim nach Düsseldorf unterwegs gewesen. Daraus wurden neun Stunden.

Foto: Hans-Juergen Bauer

"Mehr als fahren" lautete ein alter Slogan der Deutschen Bahn. Birgitta Schu weiß erst seit Dienstag, was das Motto alles bedeuten kann. Die 73-jährige Kaarsterin wollte lediglich mit dem ICE 516 von Mannheim nach Düsseldorf reisen. Abfahrt 16.36 Uhr, Ankunft 18.31 Uhr. Am Ende des Tages war sie nicht nur sieben Stunden länger unterwegs, sondern hatte auch Dinge erlebt, die Bahnreisenden gewöhnlich erspart bleiben. Von einer Verkettung ungewöhnlicher Ereignisse spricht man in solchen Fällen. Aber der Reihe nach.

Etwa eine Stunde nach der Abfahrt blieb der Zug auf freier Strecke zwischen Riedstadt und Groß-Gerau stehen. Ursache laut einer Bahnsprecherin: ein Bügelschaden an der Oberleitung. Die Bahnlinie musste bis 21.30 Uhr beidgleisig gesperrt werden, betroffen war auch der Schnellzug TGV.

"Das Notlicht ging an, und wir Passagiere wurden per Durchsage aufgefordert, uns zu gedulden", erzählt Schu. Rund 30 Minuten später sei die nächste Durchsage gekommen: Wenn Polizisten im Zug seien, sollten sie sich in den Wagen 25 begeben. Schu saß in Nummer 26. Kurze Zeit später liefen Beamte an ihr vorüber. Im Nachbar-Wagen habe es laut Schu eine Rangelei gegeben, weil ein Passagier unbedingt aussteigen wollte. Die Bahn kann den Vorfall so nicht bestätigen. "Bei einem Oberleitungsschaden legen wir den Fahrgästen nahe, den Zug keinesfalls zu verlassen, weil das mit Lebensgefahr verbunden ist", so die Bahn-Sprecherin. Möglicherweise habe sich ein Reisender nicht daran gehalten.

Ungefähr eine halbe Stunde nach dem Vorfall meldete sich das Servicepersonal wieder per Lautsprecher. "Diesmal wurden zufällig anwesende Ärzte gesucht", sagt Schu. Eine hochschwangere Frau in einem anderen Waggon hatte um Hilfe gebeten. Offenbar war eine Ärztin unter den Mitreisenden. Sie untersuchte die Schwangere und entschied, dass die Frau schnellstmöglich in ein Krankenhaus gebracht werden müsse. Die Bahn verständigte den Rettungsdienst, worauf ein Allradfahrzeug der Wolfskehlener Feuerwehr ausrückte. "Da an der Bahnlinie nur ein unwegsamer Feldweg entlangführt, haben wir einen Notarzt zum Zug gelotst und die schwangere Frau mitgenommen", sagt Kai Dickhaut, stellvertretender Stadtbrandinspektor von Riedstadt.

Für Schu ging das Warten weiter. "Weil die Toiletten defekt seien, wurden wir gebeten, uns zurückzuhalten", sagt Schu. Dafür wurde Wasser verteilt. Später seien Leitern an die Türen gestellt worden. Wer rauchen wollte, hätte sich darauf setzen dürfen. Auch dazu konnte die Bahn sich gestern nicht äußern.

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Foto: dpa, Julian Stratenschulte

Am Abend traf dann eine Diesellok ein, um den ICE nach Frankfurt zu schleppen. Der Schaden sei nicht zu reparieren gewesen, sagt die Bahn. Um 21.40 Uhr erreichte Schu den Frankfurter Hauptbahnhof (der nicht auf Schus Fahrplan stand) und wurde dort auf einen ICE nach Düsseldorf verwiesen, Abfahrt 22. 10 Uhr. "Aber der hatte leider auch 45 Minuten Verspätung", sagt Schu. Mittlerweile war es zudem schneidend kalt geworden.

Um 0.25 Uhr erreichte die Kaarsterin schließlich Düsseldorf. Aber das Schicksal meinte es an diesem Tag nicht gut mit ihr. "Es war kein Taxi da, so dass ich komplett durch den Bahnhof auf die andere Seite gehen musste." Dort hatte sie Glück - aber nur bis zum Rheinufertunnel. Eine Radarkontrolle der Polizei unterbrach die Heimfahrt. "Die angehaltenen Autos bildeten eine so lange Schlange, dass es wieder mindestens 15 Minuten dauerte, bis sich jemand um uns kümmerte", sagt sie. Um 1.20 Uhr war Birgitta Schu endlich wieder wohlbehalten daheim in Kaarst. Sie lacht. "Und um einen unwahrscheinlichen Tag reicher."

(RP)
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