Düsseldorf Bei Tauwetter droht Flutwelle am Rhein

Düsseldorf · Experten befürchten ein verheerendes Hochwasser, wenn die Schneeschmelze einsetzt. Sogar von einer Jahrhundertflut ist die Rede. Die Bezirksregierung will den veralteten Hochwasserschutz modernisieren.

Die Bezirksregierung in Düsseldorf bereitet sich auf eine mögliche Rhein-Flutwelle vor. "Im Einzugsbereich des Rheins liegt viel Schnee", sagte Vize-Regierungspräsident Roland Schlapka (SPD). "Wenn die Temperaturen schnell ansteigen und es gleichzeitig starken Regen gibt, muss man sich auf eine Flutwelle gefasst machen. Sobald der Pegel in Andernach die Sieben-Meter-Marke übersteigt, tritt bei uns der Krisenstab zusammen." Auch die Hochwasserschutzzentrale in Köln hält ein großes Hochwasser für möglich. Wenn einige Nächte in Folge in Schwarzwald, Vogesen und Eifel frostfrei blieben, könnte das zu einem massiven Anstieg des Wassers führen, sagte eine Sprecherin. Experten befürchten, dass eine Flutwelle wie in den Jahren 1993 und 1995 auf NRW zukommen könnte.

Hans Peter Feldmann, der sich seit 15 Jahren für den Hochwasserschutz am Niederrhein engagiert, warnt sogar vor einem "Jahrhunderthochwasser". Feldmann befürchtet, dass weite Landstriche am Niederrhein überflutet werden könnten: "Zwischen Düsseldorf und Krefeld schützen uns die Deiche nur vor einem Wasserabfluss von maximal 11 000 bis 14 500 Kubikmetern pro Sekunde. Dieser Wert kann bei extremem Hochwasser überschritten werden." Nach Aussage von Friedrich von der Leyen, dem Sprecher des Arbeitskreises für Hochwasserschutz und Gewässer in NRW, kommt ein solches Hochwasser statistisch gesehen jedoch nur alle 500 Jahre vor.

Nach Angaben der Bezirksregierung beträgt die Deichlänge zwischen Dormagen und der niederländischen Grenze 237 Kilometer. In überflutungsgefährdeten Bereichen, den Poldergebieten, leben rund 1,2 Millionen Menschen. Derzeit sind die Deiche, die zum Teil bereits zwischen 1882 und 1888 errichtet wurden, auf rund 130 Kilometern sanierungsbedürftig. Jährlich wird durch die Bezirksregierung Düsseldorf der Hochwasserschutz mit etwa 27 Millionen Euro gefördert. 2011 wird unter anderem in Meerbusch-Lank, Voerde, in Bereichen von Xanten und Kleve, Düsseldorf-Heerdt, Duisburg-Mündelheim und Wesel-Bislich gearbeitet.

Zudem plant die Bezirksregierung auch eine Modernisierung. "Die größtenteils ehrenamtlichen Strukturen stammen noch aus dem 18. Jahrhundert", sagte Vize-Regierungspräsident Schlapka. "Angesichts wachsender Hochwassergefahr durch den Klimawandel wollen wir die Organisation fit für die Zukunft machen." Die 25 Deichverbände sollen auf elf reduziert werden. Künftig sollen sich Vorstände stärker aus den Experten in den Stadtverwaltungen der Rheinanlieger rekrutieren.

In Dormagen-Stürzelberg war der zuständige Deichverband allerdings in die Kritik geraten. Dort waren an einer Hochwasserschutzwand Risse aufgetreten. "Das darf nicht passieren", betonte Schlapka. "Pfusch am Bau muss durch externen Sachverstand verhindert werden."

(RP)
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