Fälle aus NRW Bergschäden - wenn Autos in der Straße versinken

Essen · Die massiven Störungen im Bahnverkehr in Essen durch einen Tagesbruch sind kein Einzelfall. In zahlreichen Gebieten von NRW treten seit Jahren regelmäßig Schäden durch den Bergbau auf: Hausbesitzer am Niederrhein sind verzweifelt, weil sich in ihren Wänden Risse zeigen. Immer wieder gibt es im Ruhrgebiet Krater oder Löcher in Straßen. So wie 2012, als die A45 bei Dortmund fast drei Wochen gesperrt war.

Abgesackte Straßen, Risse in Häusern: Bergschäden in NRW
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Abgesackte Straßen, Risse in Häusern: Bergschäden in NRW

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Die Folgen des Bergbaus in NRW machen den Bürgern seit Jahren regelmäßig zu schaffen. Nicht immer sind die Folgen so spektakulär wie im Jahr 2000, als in Bochum-Wattenscheid eine ganze Garage in einem Krater verschwand. In jüngerer Zeit war die Autobahn 45 bei Dortmund von einem größeren Bergschaden betroffen: Sie wurde Anfang 2012 für fast drei Wochen gesperrt, weil sich unter den Fahrbahnen 80 Hohlräume fanden.

Im Ruhrgebiet sind heute nur noch Steinkohle-Bergwerke in Betrieb: die Zeche Auguste Victoria in Marl und das Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop. Aber auch durch längst stillgelegte Zechen oder illegalen Kohleabbau kann es zu Bergschäden kommen, denn der Untergrund bleibt in Bewegung. Es kommt etwa zu Senkungen.

Verantwortlich für die Schadensregulierung im Stein- oder auch Braunkohlebergbau sind die jeweiligen Betreiberfirmen, etwa die RAG. Die Beseitigung von Bergschäden kostet die RAG jährlich 300 Millionen Euro, wie es im Mai von dem Unternehmen hieß. Privatpersonen und Verantwortliche kleinerer Betriebe, die von Schäden durch den Steinkohlenbergbau betroffen sind, können sich in Streitfällen an eine beim Regionalverband Ruhr angesiedelte Schlichtungsstelle wenden.

Nach seinem Ende im Jahr 2018 wird der Steinkohlebergbau sogenannte Ewigkeitslasten im Ruhrgebiet hinterlassen. So muss dauerhaft Wasser abgepumpt werden - auch damit sich nicht Wasser in den durch den Bergbau entstandenen Senken ansammelt und das Ruhrgebiet dadurch zu einer Art Seenplatte wird.

Fälle aus der Region: Kirche muss renoviert werden

In Rheinberg und Moers sind zwei alte Kirchen vermutlich durch den Bergbau enorm geschädigt worden: Die Gotteshäuser zeigen tiefe Risse, die Sanierungen sind aufwändig und teuer. In Rheinberg und Kamp-Lintfort sind einige tausend private Hausbesitzer betroffen: Nun soll geklärt werden, ob Schäden an ihrem Eigentum tatsächlich durch den Bergbau entstanden sind. Ein neues Gutachten der TU Clausthalgibt ihnen Hoffnung.

Auch in Grevenbroich-Kapellen sind die Anwohner der Gartenstraße verärgert. Fast alle Häuser weisen dort seit Jahren Risse in der Fassade auf. Und es werden immer mehr. Auch Gebäude an der Weimarstraße sind beschädigt. Die Betroffenen sind überzeugt, dass für die Schäden an den Hauswänden der Braunkohle-Tagebau und somit die Bergbau-Firma RWE Power verantwortlich ist. Die Beweispflicht liegt aber bei ihnen — und das erweist sich als schwierig.

Um die Beweislast geht es auch in Mönchengladbach, das vom Tagebau Garzweiler betroffen ist: Das Finkenberger Bruch trocknet aus, der Staub im Ortsteil Wanlo nimmt zu, der Boden sinkt ab — noch bevor die Stadt 110 Hektar an den Bagger verlieren wird, sind die Tagebaufolgen spürbar. Doch die RWE will sich hier beteiligen.

So wurden bei der Sanierung des Rheydter Theaters zahlreiche Schäden gefunden, für die es keine statische Erklärung gibt. Ob sich das Theater tatsächlich wegen Garzweiler bewegt, sollen Untersuchungen zeigen. Zwischen 2010 und 2012 gab es zudem drei Wohnhäuser, an denen Schäden aufgetreten sind, die mit Bergschäden zu tun haben könnten. Um solche Fälle zu klären, gibt es inzwischen eigens eine "Anrufungsstelle Bergschaden Braunkohle NRW".

Im Herbst 2011 musste in Mülheim an der Ruhr eine U-Bahnstation geschlossen worden, weil sie vom Einsturz bedroht ist. Ursache: vermutlich Bergbauschäden. Die Bezirksregierung Arnsberg hat mehr als 200 ähnliche Stollen im Ruhrgebiet ausgemacht, die womöglich einsturzgefährdet sind.

(top/lnw)
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