Studie zu Hartz IV In diesen NRW-Städten leben die meisten armen Kinder

Düsseldorf · Hartz IV: Das bedeutet, kein Geld für teure Kleidung oder Spielsachen, Klassenfahrten oder einen Familienurlaub. In Mönchengladbach und Duisburg erlebt das laut einer neuen Bertelsmann-Studie fast jedes dritte Kind. Ein Überblick über die Region.

In diesen 10 Städten leben die meisten armen Kinder in der Region
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Foto: dpa, chc vfd cul jai

Der Blick in die Zahlen zeigt nichts Gutes: Deutschlandweit ist die Zahl der Kinder, die von Hartz IV leben müssen in fünf Jahren um 52.174 gestiegen. Das hat die Bertelsmann-Stiftung nun in ihrer neuen Studie veröffentlicht. Dafür hat sie Zahlen aus dem Jahr 2015 erhoben und mit den Zahlen von 2011 verglichen. Gemessen an der Gesamtzahl der Kinder unter 18 Jahren entspricht der Anteil von Kindern, die im Jahr 2015 Hartz IV beziehen, 14,7 Prozent.

Doch in NRW ist der Anteil sogar noch höher: 18,6 Prozent, das heißt annährend jedes fünfte Kind wird in einer Familie groß, die von Hartz IV lebt. Die Zahlen zeigen auch, dass vor allem die Kleinsten betroffen sind. Die Unter-Dreijährigen und die Drei- bis Sechsjährigen sind besonders betroffen. Und: Mehr als die Hälfte aller betroffenen Kinder lebt länger als drei Jahre vom Arbeitslosengeld II, das gemeinhin als Hartz IV bekannt ist.

Die Regelsätze für Hartz IV sind erst in diesem Jahr angehoben worden. Seit dem 1. Januar 2016 bekommen Eltern für jedes Kind zwischen null und drei Jahren 237 Euro, für ein Kind zwischen sechs und 14 Jahren 270 Euro und Jugendliche von 14 bis 18 Jahren bekommen 306 Euro innerhalb der Bedarfsgemeinschaft.

Anhand der Daten der Bertelsmann-Stiftung sieht man, dass vor allem in den Großstädten NRWs anteilig viele Kinder von Armut bedroht sind. Gerade das Ruhrgebiet ist betroffen. Gelsenkirchen ist die Stadt, in der die meisten Kinder von Sozialleistungen leben müsen. 38,5 Prozent beträgt ihr Anteil. In absoluten Zahlen gibt es aber Städte in NRW, in denen noch mehr Familien von Hartz IV leben. In Essen, Duisburg und sogar in Düsseldorf leben in absoluten Zahlen gesehen noch mehr arme Kinder.

In Kleve ist die Zahl am niedrigsten

Im Vergleich zu 2011 hat sich für die Region nicht viel verändert. Schon damals lag bei den Städten aus der Region Mönchengladbach an Platz eins der Kommunen mit der höchsten Kinderarmut. Im Kreis Kleve hingegen ist die Zahl der Kinder, die von Hartz IV leben müssen, zwar ebenfalls gestiegen, aber hier leben immer noch am wenigsten Familien von Hartz IV.

Sozialverbände wie AWO und Diakonie sowie das Kinderhilfswerk kritisierten die Ergebnisse der Studie. Auch der sozialpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Wolfgang Strengmann-Kuhn, sprach sich für eine eigene Kindergrundsicherung aus, die das Existenzminimum von Kindern garantiert. "Es ist ein Skandal, dass in Deutschland zwei Millionen Kinder von Hartz IV-Leistungen abhängig sind und diese Zahl trotz guter wirtschaftlicher Situation nicht sinkt", sagte Strengmann-Kuhn.

(heif)
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