Höxter-Prozess "Beseitigung der Leiche war Stress pur"

Paderborn · Das Ex-Ehepaar aus Höxter hat mehrere Jahre Frauen festgehalten und misshandelt. Im Prozess zeigt die Angeklagte bei ihren Aussagen weiterhin keine Gefühle. Ihr Ehemann wird dafür zunehmend nervös.

Horror-Haus von Höxter: Angelika W. sagt vor Gericht aus
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Szenen aus dem Höxter-Prozess in Paderborn

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Foto: dpa, gki

Auch am siebten Prozesstag um die tödlichen Misshandlungen im "Horror-Haus" von Höxter hat die Angeklagte emotionslos die grausamen Geschehnisse geschildert. Ohne erkennbares Mitgefühl sprach die 47-Jährige über den Tod der damaligen Freundin des mitangeklagten Wilfried W. Die 33-jährige Anika W. war 2014 nach monatelangen Misshandlungen erschöpft im Beisein der Angeklagten gestürzt und kurz darauf gestorben.

Gemeinsam mit ihrem Ex-Mann Wilfried W. (46) habe sie den Plan entwickelt, dass man die Leiche entsorgen müsse, sagte Angelika W. am Dienstag vor dem Landgericht Paderborn. Wie genau dies passieren sollte, legte sie fest. Alle Spuren sollten akribisch beseitigt werden. Wilfried W. habe sich stets große Sorgen gemacht, aufzufliegen.

Sie versteckten die Leiche demnach zunächst in einer Tiefkühltruhe. Später zersägte sie den Körper nach und nach und verbrannte die Teile in einem Ofen. "Trauer oder "die arme Anika" - das gab es bei mir nicht", sagte sie. Vielmehr habe es für sie "Stress pur" bedeutet, diese schwere Arbeit zu erledigen.

Das bis 2013 verheiratete, aber auch danach weiter unter einem Dach lebende Paar W. soll über Jahre hinweg mehrere Frauen in das Haus nach Höxter gelockt und dort gequält haben.

Zwei Frauen überlebten nicht, zwei weitere entkamen nach schweren Misshandlungen.

Der Fall Höxter – eine Chronologie der Gewalt
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Foto: dpa, mku gfh

In ihrer inzwischen sechs Verhandlungstage andauernden Aussage hat Angelika W. sich selbst wie auch ihren Ex-Mann beschuldigt. Sie gab an, einen Großteil der Misshandlungen selbst verübt zu haben, um seinen Erwartungen gerecht zu werden. Sie selbst sei auch Opfer seiner Gewalttaten geworden.

Wilfried W. schweigt bislang. Immer wieder schüttelte er am Dienstag den Kopf, tuschelte mit seinen Anwälten. Nach Darstellung seiner Verteidiger hält er sich nicht für die treibende Kraft hinter den Gewalttaten, sondern seine frühere Frau für die Haupttäterin.

Wann die Befragung von Angelika W. abgeschlossen sein wird, ist noch nicht abzusehen, ebenso wenig wie ein Prozessende. Die Beteiligten haben bereits Verhandlungstermine bis in den Sommer 2017 abgestimmt.

"Sie wissen, was das Schlimmste für einen Menschen ist - und dann tun sie es" - Ein Interview mit einem ehemaligen SEK-Ausbilder zu den Gräueltaten von Höxter lesen Sie hier.

(klik/dpa)
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