Bilanz nach Abi-Mottowoche Paraden, Partys, Polizeieinsätze

Düsseldorf · In Düsseldorf wurde ein Abi-Scherz nach Attacken auf einen Hausmeister abgesagt, in Krefeld kippte die Stimmung im Lehrerzimmer. In Köln wurden nach dem "Abi-Krieg" eine Wohnung durchsucht, in Neuss gingen Gymnasiasten auf die Straße - und feierten dort. Friedlich. Die Bilanz der Mottowoche.

Das waren die Abischerze in Düsseldorf 2016
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Das waren die Abischerze in Düsseldorf 2016

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Foto: Endermann, Andreas

Ja, wirklich, in Neuss blieb alles ruhig. Dort trafen sich am Freitagmittag hunderte Schüler und zogen gemeinsam durch die Innenstadt. Mit viel Tamtam und lautem Techno feierten die Gymnasiasten ihre Abitur-Zulassungen. Die Abi-Parade hat in Neuss Tradition: Kurz vor den Abschlussprüfungen treffen sich dort die Abiturienten aller Gymnasien und feiern gemeinsam und ohne Gewalt.

Das ist durchaus eine gute Nachricht, denn nicht allerorts bekamen das die Abiturienten in diesem Jahr hin. In Köln gingen die Schüler verschiedener Schulen während ihrer vermeintlichen Festwoche aufeinander los. Nach einer Massenschlägerei zwischen rivalisierenden Schülergruppen landeten zwei Gymnasiasten mit schweren Kopfverletzungen im Krankenhaus. Die Polizei beschlagnahmte bei einem 18-Jährigen eine Schleuder. Auch eine Wohnung wurde durchsucht, teilte die Polizei mit.

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Foto: Radowski/Youtube

Die Qualität der Gewalt bei der Kölner Abi-Randale ist ganz sicher die große Ausnahme. Bei den meisten Abi-Mottotagen, -Streichen und -Scherzen wurde friedlich gefeiert, so etwa in Ratingen und Wermelskirchen. Auch in Düsseldorf verliefen die meisten Partys ohne Zwischenfälle - wenn sie denn stattfinden konnten.

So wurde der geplante Abi-Streich am Comenius-Gymnasium von den Abiturienten wieder abgesagt, nachdem der Hausmeister der Schule attackiert wurde. Jetzt ermittelt die Polizei. Auf die Vorfälle am Comenius-Gymnasium reagierte auch das Leibniz-Montessori-Gymnasium im Stadtteil Pempelfort und sagte ihren Abi-Streich gleichfalls ab. Darauf habe man sich gemeinsam mit den Eltern und den Schülern verständigt, teilte Schulleiter Niels Lorenz mit.

In Krefeld mussten die laufenden Abi-Mottowochen am Fichte-Gymnasium vorläufig gestoppt werden. Dazu sah sich der Schulleiter gezwungen, nachdem sich die Konflikte während der Woche summiert hatten. Als einige Schüler dann auch noch das Lehrerzimmer stürmten, eskalierte die Situation. Ein Lehrer soll von einem Schüler als "Hurensohn" beschimpft worden sein. Daraufhin zog der Schulleiter endgültig die Reißleine.

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Foto: dpa, ole

Es ist offenbar so, dass manche Schüler noch einmal kräftig Dampf ablassen wollen, bevor sie ihre Schule endgültig verlassen. Über Jahre schwelende Konflikte mit bestimmten Lehrern werden dann von ohnehin schon auffälligen Schülern noch einmal offen ausgetragen. Das ist in jedem Jahrgang so.

Dass die Partys kurz vorm Abi immer wieder eskalieren, ist den Umständen geschuldet: Die Stimmung vor den Osterferien ist gelöster als sonst im Schuljahr. Es gilt dann zwar noch in den Abiturprüfungen Wochen später zu bestehen, vom Schulalltag aber verabschieden sich die Abiturienten bereits. Die Aussicht darauf, Lehrer oder auch unliebsame Mitschüler sobald nicht mehr wiederzusehen, lässt dann manche über jedes Ziel hinausschießen.

Auch aus der Lehrerschaft am Krefelder Fichte-Gymnasium gab es nach der Absage der Mottowoche den Hinweis, dass es stets einige wenige seien, die über die Stränge schlagen. Darunter mussten schließlich alle Abiturienten leiden, die damit ganz und gar nicht einverstanden waren. Am Freitag machten sie trotz Absage dennoch weiter und trugen ihre Abi-Mottowoche aus Protest symbolisch zu Grabe. Mit Kreuz, Grabstein und Grabrede. So viel Ironie war ihrer Festwoche zuvor leider abgegangen.

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