Türkischer Präsident will in Deutschland sprechen Lanxess-Arena lehnt Erdogan-Auftritt ab

Düsseldorf · Nach dem Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten in Oberhausen soll nun auch Staatspräsident Erdogan in Deutschland sprechen. In NRW trat er schon 2014 und 2011 im Wahlkampf auf. Doch in diesem Jahr dürfte es schwieriger werden eine Halle zu finden.

 Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan soll nun auch in Deutschland für das Verfassungsreferendum werben.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan soll nun auch in Deutschland für das Verfassungsreferendum werben.

Foto: dpa, BO kno

Der Kölner Lanxess-Arena und der Düsseldorf Congress Sport&Event liegen bislang keine Anfragen vor, auch in der König-Pilsener-Arena Oberhausen nicht. Dies teilen alle Veranstalter auf Anfrage mit. In Oberhausen will man erst entscheiden, wenn es tatsächlich eine Anfrage gibt.

In Köln und Düsseldorf hat man sich indes schon Gedanken gemacht. "Auch wenn es eine Anfrage gäbe, würde sich ein Auftritt Erdogans in der Kölner Lanxess-Arena nicht wiederholen", sagt ein Sprecher auf Anfrage.

"Veranstaltungen, die ein derartiges öffentliches Spannungsfeld erzeugen, sind für uns uninteressant", sagt auch Hilmar Guckert, Geschäftsführer der Düsseldorf Congress Sport&Event. Das Unternehmen vermietet sowohl die Esprit-Arena als auch den ISS-Dome, wo Erdogan 2011 bereits aufgetreten war, und die Mitsubishi-Electric-Halle.

"Wenn ein uns unbekannter Verein eine Halle mieten will, überprüfen wir den Hintergrund sehr genau und entscheiden dann, ob die Veranstaltung zu Stande kommt oder nicht", sagt Guckert. Oft wisse man nicht genau, wer hinter einer Veranstaltung stehe, und entsprechend wisse man auch nicht, welche Gäste als Redner auftreten. In Deutschland organisiert die Union europäisch-türkischer Demokraten (UETD) oftmals Veranstaltungen für die türkische Regierungspartei AKP.

Am vergangenen Wochenende hatte der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim in Oberhausen vor rund 9500 Anhängern für ein Referendum geworben, das dem türkischen Staatspräsidenten mehr Macht in die Hände gibt. Seine Botschaft: Mit Recep Tayyip Erdogan ist alles gut und soll noch besser werden. Der Ministerpäsident besuchte ebenfalls die Sicherheitskonferenz in München. Am Rande der Veranstaltung wurde bekannt, dass nach ihm nun auch Erdogan in Deutschland Wahlkampf machen will.

Schon am 16. April sollen die Türken über eine Verfassungsänderung abstimmen. Viel Zeit, eine Großveranstaltung zu organisieren, bleibt also nicht. Den Deutsch-Türken fällt bei der Abstimmung eine wichtige Rolle zu: Die 1,4 Millionen in Deutschland lebenden Türken dürfen wählen. Alleine 500.000 von ihnen leben in NRW.

"Die wahlberechtigten Deutsch-Türken können wahlentscheidend sein", sagt Fatih Aktürk, freier Journalist in Düsseldorf. Er gehört auch zu jenen Reportern, die am Samstag zu der Veranstaltung nicht in die Arena gelassen wurden. "Erdogan weiß ganz genau, dass ein großer Teil der politisch konservativen Menschen hinter ihm steht." Das zeigten auch die letzten Parlamentswahlen. Daran haben sich etwa 40 Prozent der Deutsch-Türken beteiligt und davon hat ein erheblicher Teil (60 Prozent) für die AKP gestimmt.

Damit habe die AKP prozentual gesehen in Deutschland sogar mehr Stimmen geholt, als in der Türkei. "Ich denke, dass er nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 nun sogar noch mehr Unterstützung von den in Deutschland lebenden Türken erhalten wird", sagt Aktürk.

(heif)
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