Auch NRW betroffen Brandanschläge an Bahnstrecken — Staatsschutz ermittelt

Berlin/Düsseldorf · Auf mehreren Strecken in ganz Deutschland kommt es derzeit zu Verspätungen bei der Bahn, auch NRW ist betroffen. Durch mehrere offenbar vorsätzlich gelegte Brände wurden Kabel beschädigt. Der Staatsschutz prüft, ob die Taten einen extremistischen Hintergrund haben.

Bahn: Bundesweit Brandanschläge auf Kabelschächte
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Brandanschläge auf Kabelschächte bei der Bahn

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Unbekannte haben an zahlreichen Bahnstrecken in ganz Deutschland Brandanschläge verübt. Die Polizei geht nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass die Täter dem extremistischen Spektrum angehören könnten. Der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz der jeweiligen Kriminalpolizei der Länder hat in den einzelnen Fällen die Ermittlungen aufgenommen. Bisher seien bundesweit zwölf Brandanschläge auf Bahnstrecken in festgestellt worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass es zwischen den Bränden einen Zusammenhang gibt. Die Berliner Polizei sprach von 13 mutmaßlichen Anschlägen.

Betroffen sind unter anderem Berlin, Hamburg, Köln, Dortmund, Leipzig und mindestens ein Ort in Niedersachsen. Im Raum Leipzig wurden nach Angaben der Bundespolizei seit 2.40 Uhr am Montag Brandanschläge auf Kabelschächte und elektronische Stellwerke verübt. "In einigen Fällen konnten Brandvorrichtungen unschädlich gemacht werden, bevor sie Schaden anrichteten", sagte ein Sprecher. Zudem sei mit einem Hubschrauber aus der Luft nach weiteren Brandorten gesucht worden.

Am Berliner S-Bahnhof Treptower Park wurde vermutlich ein Feuer in einem Kabelschacht gelegt. "Es sieht derzeit danach aus, dass der Brand vorsätzlich gelegt wurde", sagte ein Polizeisprecher. In Hamburg gab es zwei Brände an Zuggleisen, im Stadtteil Eidelstedt und im Bereich Höltigbaum brannten Kabel neben den Gleisen.

Die Ermittler prüfen, ob ein Zusammenhang zwischen den Brandanschlägen und dem in drei Wochen stattfindenden G20-Gipfel in Hamburg besteht. Linksextremisten hatten im Vorfeld des Gipfels wiederholt Aktionen und Anschläge angekündigt. Auf der Plattform "linksunten.indymedia.org" wurde ein Bekennerschreiben veröffentlicht, das eine Verbindung zwischen den Bränden und dem G20-Gipfel herstellt. Man habe eines der "zentralen Nervensysteme des Kapitalismus" treffen wollen, heißt es da. Ob das Schreiben echt ist, ist jedoch nicht klar. Die Betreiber der Plattform "linksunten.indymedia" teilten auf Anfrage unserer Redaktion mit, dass sie über die Echtheit des Schreibens keine abschließende Aussage machen könnten. "Im Gegensatz zu anderen Bekennerschreiben in der Vergangenheit, die wir aufgrund begründeter Zweifel oft sehr schnell gelöscht haben, haben wir bisher aber keine Zweifel an der Echtheit des Schreibens", heißt es in der Stellungnahme weiter. Eine Sprecherin der Berliner Polizei bestätigte, dass das Schreiben Teil der Ermittlungen sei.

Indymedia ist eine so genannte "OpenPosting-Plattform", auf der Nutzer anonym Beiträge einstellen können. Die Betreiber können selbst nicht nachvollziehen, wer Artikel einstellt. Nach dem Anschlag auf den BVB-Bus war in dem Internetportal ebenfalls ein vermeintliches Bekennerschreiben veröffentlicht worden. Dieses hielten die Betreiber von Indymedia mit großer Wahrscheinlichkeit für eine Fälschung und löschten es.

Am 7. und 8. Juli treffen sich Staats- und Regierungschefs aus den führenden Industrie- und Schwellenländern sowie Vertreter der EU. Nach Einschätzung des Operativen Abwehrzentrums (OAZ) der sächsischen Polizei haben die Vorfälle bei der Bahn möglicherweise einen Bezug zum G20-Gipfel. Eine politische Motivation könne nicht ausgeschlossen werden und sei Gegenstand der weiteren Ermittlungen, teilte das OAZ mit.

Teils gibt es durch die Brände erhebliche Probleme für Reisende. "In NRW sind drei Strecken von den Bränden betroffen", sagte Dirk Pohlmann, Sprecher der Deutschen Bahn NRW, unserer Redaktion. Auf den Strecken zwischen Bochum und Dortmund, zwischen Köln und Düsseldorf und bei Leverkusen-Opladen seien Kabel beschädigt worden. "Wir sprechen von Vandalismus, zu den Ermittlungen des Staatsschutzes kann ich nichts sagen", sagte Pohlmann. Gegen Mittag konnten die Schäden auf der Strecke zwischen Bochum und Dortmund behoben werden, der Verkehr normalisierte sich wieder. Wie lange die Beeinträchtigungen für Fahrgäste auf der Strecke zwischen Köln und Düsseldorf noch andauern werden, ist unklar.

(lsa/lnw)
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