NRW Bombendrohung für City-Lauf, Schwebebahn, Kölner Dom

Remscheid · Ein Unbekannter hat in mehreren Städten in NRW mit Bomben gedroht. In Remscheid wurde der geplante City-Lauf gestrichen und das Spaßbad H2O evakuiert. Betroffen waren auch die Wuppertaler Schwebebahn und der Kölner Dom.

Bombendrohung in Remscheid
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Die Entscheidung, den Remscheider City-Lauf abzusagen, ist am Sonntag innerhalb von zwei Sekunden gefallen. Den Organisatoren des Sportereignisses war das Restrisiko zu groß. Ein Unbekannter hatte um 6.28 Uhr die Polizeiwache am Quimperplatz angerufen und damit gedroht, eine Nagelbombe beim City-Lauf rund um den Rathausplatz zünden zu wollen.

Ein sofort einberufener Krisenstab von Polizei, Verwaltung und Organisatoren beschloss dann die Absage. "Die Vorstellung, dass Menschen bei der Veranstaltung Schaden nehmen könnten, ist unerträglich", sagte Remscheids Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD). "Ich habe da auch an die Bilder vom Boston-Marathon gedacht."

Betroffen waren aber nicht nur die 1500 angemeldeten Starter des 25. City-Laufes sowie die erwarteten etwa 2000 Zuschauer. Sondern auch 100 Badegäste des Remscheider Spaßbades H2O. Denn nach der ersten telefonischen Bombendrohung folgten innerhalb einer Stunde weitere Drohanrufe. Dabei wurden als mögliche Attentatsziele eben das Badeparadies, aber auch das Remscheider Sana-Klinikum sowie die Wuppertaler Schwebebahn und der Kölner Dom genannt. Auch in Düsseldorf ging eine diffuse Drohung ein.

Das Remscheider Schwimmbad wurde evakuiert und von der Polizei durchsucht, ohne Ergebnis. Im Sana-Klinikum sollte Sprengstoff in den Fahrstühlen versteckt sein, was sich nach einer Durchsuchung ebenfalls als falsch herausstellte. Die Schwebebahn pausierte eine Stunde, in der die Haltestellen überprüft wurden.

Die Wuppertaler Polizei hatte, so Sprecher Christian Wirtz, wegen Art und Inhalt der ausgesprochenen Drohungen erhebliche Zweifel. "Wir haben es ihm nicht geglaubt", sagte Wirtz. Gleichwohl habe man eine hundertprozentige Sicherheit der Veranstaltung nicht garantieren können. Daraufhin hätten sich die Organisatoren zur Absage entschlossen.

Sebastian Fiedler, stellvertretender Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, sieht dabei zumindest die potentielle Gefahr, übervorsichtig zu reagieren. "Das kann sich als gefährliche Spirale in eine Angstgesellschaft erweisen", sagte er. Er wisse zwar, dass ein Abwägen schwer sei und dass es weder einfache Antworten noch Rezepte gebe.

Aber wenn die Einschätzung der Ermittler so deutlich auf einen Fehlalarm hinweise, müsse man darüber nachdenken, Stellung zu beziehen. Es sei von Fall zu Fall abzuwägen - in Braunschweig etwa, wo im Februar ein Karnevalsumzug wegen einer Bedrohungslage abgesagt wurde, habe es vertrauliche Hinweise von Dritten gegeben.

Nach dem unbekannten Anrufer, der eine Rufunterdrückung benutzt hat, wird mit Hochdruck gefahndet. Der Staatsschutz ist eingeschaltet und ermittelt mit einem mehrköpfigen Team. Strafrechtlich kann eine solche Tat mit einer mehrjährigen Haftstrafe geahndet werden. Dem Täter drohen aber auch zivilrechtliche Konsequenzen. "Dem Veranstalter des City-Laufs und dem H2O ist ein wirtschaftlicher Schaden entstanden, für den der Verursacher aufkommen muss", sagt Polizeisprecher Wirtz.

So war etwa eine Studentin zu mehr als 200.000 Euro Schadenersatz verurteilt worden, weil sie 2003 den Düsseldorfer Flughafen durch eine Bombendrohung zeitweise lahmgelegt hatte. 136 Flüge waren damals ausgefallen, 150 verspäteten sich. Zudem wurde die Frau zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Die Aufklärungsquote solcher Straftaten ist hoch, sagt Fiedler. Das liege daran, dass die Polizei gut auf solche Fälle vorbereitet sei und mit Hochdruck sowie reichlich Personal die Ermittlungen vorantreibe. Für die Organisatoren des Remscheider City-Laufes ist das nur ein schwacher Trost. "Es tut mir leid für alle, die Arbeit in die Veranstaltung gesteckt haben oder dort starten wollten. Aber es ist völlig richtig, den Lauf abzusagen", sagte Oberbürgermeister Mast-Weisz.

Er schloss ein weitergehendes Bedrohungsszenario für die Stadt aus. Sportlich richtet sich der Fokus jetzt auf die Zukunft. "Wir werden den Jubiläums-Lauf so, wie er heute geplant war, in jedem Fall 2016 nachholen", sagte Sparkassen-Chef und Mitorganisator Frank Dehnke. "Jetzt erst recht."

(RP)
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