NRW Darum bleibt die Wespenplage in diesem Jahr aus

Düsseldorf · Im August und September ist die Hauptsaison der Insekten. Doch dieses Jahr sind nach Einschätzung von Experten deutlich weniger unterwegs. Ungünstige Wetterbedingungen im Frühjahr haben den Wespen zu schaffen gemacht.

Fünf Hausmittel gegen Wespen
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Foto: irin-k/ Shutterstock.com

Kaum etwas kann das späte Frühstück auf dem Balkon, das Grillen im Garten oder das Picknick im Park so vermiesen wie aufdringliche Wespen. Vom Essen angelockt, umschwirren sie die Anwesenden und machen alle nervös. Doch diesen Sommer scheinen die Menschen in NRW weitgehend von der schwarz-gelben Plage verschont zu bleiben: Kollegen und Nachbarn berichten von ungestörten Grillfesten und Picknicken, Kellner und Bäckereifachverkäuferinnen von deutlich entspannterer Arbeit - ohne dass die Insekten den Pflaumenkuchen in der Auslage in Beschlag nehmen. Zwar existieren bislang keine belastbaren Zahlen, doch Experten bestätigen die subjektiven Eindrücke, dass es bisher verhältnismäßig wenige Wespen gibt. Und auch in den kommenden Wochen rechnen sie nicht damit, dass sich die Population erholt.

"Die Zahl der Wespen ist wesentlich niedriger als in den vergangenen Jahren", erklärt Ingo Dolle, der das Veterinäramt Düsseldorf als Bienensachverständiger berät. Der Imker muss es wissen: Denn regelmäßig versuchen Wespen auch in Bienenstöcken zu räubern - nur halt nicht in diesem Jahr. Karl-Heinz Jelinek, Insektenexperte vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in NRW, bestätigt Dolles Einschätzungen. Im August sind die Wespenvölker normalerweise am größten. "Das ist die Hauptsaison für Wespen", erklärt Jelinek.

Beide Experten machen vor allem die Witterung für den Wespenschwund verantwortlich. "Das Wetter war dieses Jahr einfach sehr ungünstig für Wespen", erklärt Jelinek. Im April und Mai, wenn die Wespenköniginnen, die alleine überwintern, Nester in Wabenform bauen und dort die ersten Eier legen, sei es verhältnismäßig trocken gewesen, erklärt Dolle. Daher haben die Königinnen nur wenig andere Insekten als Beute gefunden, mit der sie die Larven füttern konnten.

Aus den Larven werden sterile Weibchen, die Arbeiterinnen. Diese kümmern sich um den weiteren Nestbau, die Futtersuche und die Pflege der Larven - die Königinnen bleiben im Nest. Der Mangel an Insekten habe daher erhebliche Folgen. "Weniger Futter bedeutet weniger Eier und damit auch weniger Arbeiterinnen", erklärt Imker Dolle. Dadurch wären die Wespenvölker erheblich geschwächt.

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Auf das trockene Frühjahr folgte ein sehr nasser Frühsommer mit vielen Unwettern - im Juni lag der Niederschlag in NRW bei durchschnittlich 150 Litern pro Quadratmeter, üblich sind rund 85 Liter. Der viele Regen hat den Wespennestern, die sich häufig in Erdlöchern befinden, zusätzlich zugesetzt, erklärt Insektenexperte Jelinek. Denn durch die Kälte haben sich die Larven nicht optimal entwickeln können, zudem habe die langanhaltende Feuchtigkeit Pilzerkrankungen in der Brut begünstigt. So haben weniger Wespen als in den Vorjahren das Volk, das in der Regel bis Mitte Oktober überlebt, mit aufgebaut. Das könnte sogar Auswirkungen für das kommende Jahr haben. Dann ist wieder mit einer geringen Anzahl zu rechen - sofern der nächste Frühling nicht doch warm und trocken wird.

Dolle schätzt, dass dieses Phänomen ganz Nordrhein-Westfalen betrifft - die Großwetterlagen seien ähnlich gewesen. Und auch aus Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen, Hamburg oder dem Saarland berichten Beobachter von deutlich weniger Wespen als in den Vorjahren.

Was den Menschen freut, ist für einige Vogelarten und Hornissen allerdings schlecht. Sie ernähren sich von Wespen und haben nun deutlich weniger zu fressen.

(RP)
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