Langzeitvermisste Kinder in NRW "Das Leid der Eltern hört nie auf"

Schönebeck · Der Fall der verschwundenen Inga (5) verleiht dem Internationalen Tag der vermissten Kinder (25. Mai) erschütternde Aktualität. In NRW werden 13 Kinder langzeitvermisst. Für die Eltern ein Alptraum, der nie zu enden scheint.

 Seit dem 2. Mai fehlt von Inga G. aus Schönebeck (Sachsen-Anhalt) jede Spur. Die Polizei fahndet deutschlandweit mit Plakaten nach der Fünfjährigen.

Seit dem 2. Mai fehlt von Inga G. aus Schönebeck (Sachsen-Anhalt) jede Spur. Die Polizei fahndet deutschlandweit mit Plakaten nach der Fünfjährigen.

Foto: dpa, cul fux pzi

Was die Eltern der kleinen Inga aus Schönebeck zurzeit durchleben, ist der Alptraum aller Väter und Mütter. Seit dem 2. Mai fehlt jede Spur von der Fünfjährigen. Sie war damals in einem Wald bei Stendal verschwunden. Ihre Eltern schwanken zwischen Hoffnung und nagender Angst. Mehrere Bitten um Mithilfe erbrachten bisher Hunderte Hinweise, aber keine heiße Spur zu der Vermissten.

Während der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" am Mittwochabend meldeten sich etwa 50 Anrufer. Einige hatten verdächtige Beobachtungen gemacht, andere wiesen auf frühere Fälle hin. "Wir wollen Inga finden, wir geben Inga nicht auf", sagte Holger Herrmann, Chef der zuständigen Ermittlungsgruppe "Wald" in der Sendung.

Ingas Verschwinden verleiht dem Internationalen Tag der vermissten Kinder am 25. Mai eine erschütternde Aktualität. In Nordrhein-Westfalen gelten 559 Menschen als langzeitvermisst, sind also bereits bis zu 30 Jahre lang verschwunden - 13 davon sind Kinder unter 14 Jahren, wie das Landeskriminalamt mitteilt. Deutschlandweit werden mehr als 100 000 Kinder und Jugendliche jährlich als vermisst gemeldet - und tauchen glücklicherweise in mehr als 99 Prozent aller Fälle wohlbehalten wieder auf. Für die Eltern der Kinder, die verschwunden bleiben, ist die Rückkehr zum normalen Alltag undenkbar.

"Mit dem Verschwinden des Kindes befinden sich Eltern nicht als Zuschauer eines Horrorfilms im Kino - die schrecklichen Szenen sind real", sagt der Düsseldorfer Autor Peter Jamin, der sich seit knapp 20 Jahren mit Fällen vermisster Kinder beschäftigt. Damals moderierte er im WDR eine Sendung, die das Ziel hatte, Vermisste wiederzufinden.

In der Sendung meldeten sich vor allem Angehörige. "Ihr Leid hört nach dem Verschwinden eines Kindes nie auf: Familien zerbrechen, Elternteile werden alkohol- oder medikamentenabhängig, Geschwister leiden unter der Ungewissheit", sagt Jamin, der bereits 2000 Betroffene betreut hat. Vor wenigen Tagen kontaktierte ihn eine Mutter, deren Sohn vor 36 Jahren in der ehemaligen DDR spurlos verschwand. "Sie sucht ihn noch immer", sagt Jamin.

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Maximal 30 Jahre dauert eine Vermisstenfahndung. Mit jedem Jahr wird die Wahrscheinlichkeit geringer, dass das vermisste Kind noch lebt, weiß auch Alexander Kresta von der Polizei Wuppertal. "Es war der 21. Oktober 1998. Dieses Datum werde ich nie vergessen", sagt Kresta. An diesem Tag verschwand die damals 15-jährige Tanja M. Alexander Kresta führte die Ermittlungen. Noch heute steht er in Kontakt mit der Mutter des Mädchens. "Tanja soll frei entscheiden, ob und wann sie wiederkommt", sagte ihre Mutter Elisabeth M. in einem Interview.

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