Schüler- und Stundentenproteste Der Kopf des Bildungsstreiks

Demonstrationen, Telefonkonferenzen, Interviews, Diskussionen, Vollversammlungen - Patrick Schnepper hat derzeit nur wenig Freizeit. Der 29-jährige Biologiestudent aus Köln ist einer der Organisatoren des Bildungsstreiks in NRW.

 Patrick Schnepper ist derzeit im Stress.

Patrick Schnepper ist derzeit im Stress.

Foto: ddp

"Es ist wichtig, die Themen Bildung und Bildungsstreik in die Gesellschaft zu transportieren", sagt der 29-Jährige. Daran arbeitet er jeden Tag.

Schnepper ist Koordinator des Landes-ASten-Treffens in Nordrhein-Westfalen. Gemeinsam mit einer Kollegin in Siegen kümmert er sich um die Koordination und die Kooperation zwischen den einzelnen Studierendenausschüssen in NRW. "Es geht darum, eine gemeinsame Position zu finden", erläutert er. Auch wenn der Konsens zuweilen schwierig ist - fürs erste jedenfalls ist es gelungen. "Die ASten unterstützen den Bildungsstreik. Das wurde beschlossen, und das ist jetzt so", sagt Schnepper.

Er selbst ist immer an vorderster Position mit dabei. Schneppers Leben besteht derzeit vor allem aus Überschriften und Betreffzeilen. Jeden Tag erreichen ihn rund 500 Mails, Anfragen, Newsletter, Pressemitteilungen - Zeit, sie alle auch zu lesen, hat er nicht.

Für Samstag (20. Juni) ist in Düsseldorf eine landesweite Demonstration der Studenten geplant. "Unsere zentralen Forderungen sind die Abschaffung der sozialen Hürden für das Studium, die es zum Beispiel durch die Studiengebühren gibt, und eine Reformierung des Bachelor-Master-Systems", betont Schnepper und spricht von "Prüfungsorgien" am Ende des Semesters. Er rechnet mit mehreren tausend Demonstranten in der Landeshauptstadt. "Die bisherigen Demonstrationen im gesamten Bundesgebiet zeigen, dass wir die Unterstützung der Studenten haben", sagt er.

Doch nicht nur die Studenten streiken derzeit. Auch viele Schüler und Schulen beteiligen sich an den Protesten. Und stoßen dabei auch beim Schulministerium in NRW auf offene Ohren. "Wir begrüßen es, wenn sich Schüler politisch und gesellschaftlich engagieren", sagt Ministeriumssprecher Thomas Breuer. Auch wenn man sicherlich in vielen Punkten eine abweichende Meinung habe, so nehme man die Proteste dennoch ernst. "In Kürze wird es Gespräche zwischen der Landesschülervertretung und dem Ministerium geben", betont Breuer.

Und wie soll es in Zukunft weitergehen mit den Streiks und den Protesten? Patrick Schnepper ist kein Mann großer Reden. Er hält sich lieber an Zahlen und Statistiken. Es wird ein bundesweites Auswertungstreffen der Streikenden geben, danach wird man weiter sehen. "Ich denke, es ist wichtig, weiter kontinuierlich Protest zu üben und auf die Straße zu gehen", sagt er. Auch eine verstärkte Kooperation mit Schulen, Kindertagesstätten und Volkshochschulen sei denkbar: "Im Endeffekt leiden wir alle unter denselben Problemen."

Nur manchmal, wenn es gar nicht voran gehen will, kommt auch bei Schnepper so etwas wie Resignation auf. "Dann denke ich mir: Macht doch alle einfach, was ihr wollt." Doch der Zuspruch der anderen ASten und neue Ideen holen ihn immer zurück an den Schreibtisch. Und was ist mit seinem eigenen Leben? Patrick Schnepper schweigt. Denkt nach. "Ich hoffe, in zehn Jahren habe ich einen guten Job und lebe mit meiner Familie irgendwo, wo es keine Studiengebühren gibt", sagt er dann. Manchmal kann Protest eben auch ein bisschen konservativ sein.

(DDP)
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