Dormagen Der große Umschlagplatz des Chemparks

Dormagen · Ineos, Chemion und BMS nutzen den von Currenta betriebenen Stromhafen an der Grenze von Worringen und Dormagen.

 Eine der Ineos-Umschlaganlagen samt Verladearmen im Stromhafen am Chempark Dormagen. Die Bauten sind hochwassersicher und auf unterschiedliche Wasserstände des Rheins ausgerichtet.

Eine der Ineos-Umschlaganlagen samt Verladearmen im Stromhafen am Chempark Dormagen. Die Bauten sind hochwassersicher und auf unterschiedliche Wasserstände des Rheins ausgerichtet.

Foto: BRENNEISEN/INEOS

Es herrscht Betrieb an diesem Nachmittag im Stromhafen des Chemparks an der Stadtgrenze von Köln-Worringen und Dormagen. Ein kleiner Stau hat sich gebildet - nicht aus Autos, sondern aus Schiffen. Zwei befinden sich bereits in der Warteschleife vor den drei Umschlaganlagen des Chemieunternehmens Ineos, ein drittes legt gerade auf dem Rhein ein formvollendetes Wendemanöver hin, um sich anschließend hinter den beiden anderen einzureihen.

Durchschnittlich rund 1500 Binnenschiffe aus den "ARA"-Häfen Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen werden im Jahr im Chempark-Hafen abgefertigt, etwa 400 davon bei Ineos. Bei Chemion sind es etwa 600 Schiffe, der Rest entfällt auf den dritten Nutzer BayerMaterialScience (BMS), der an einer Anlage mit zwei Kränen Salz umschlägt. Betreiber des Stromhafens ist die Currenta, die sich um Instandhaltung, Wartung, Neuplanungen kümmert und die Sicherheit aller Einrichtungen gewährleistet. Zur Currenta gehört auch ein Löschboot, das im Hafen seinen Liegeplatz hat.

 Blick von der östlichen Rheinseite auf den Dormagener Chempark mit der davorliegenden Hafenanlage. Rund 1500 Binnenschiffe aus den sogenannten "ARA"-Häfen Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen werden hier in jedem Jahr abgefertigt; sie liefern Produkte an und holen welche ab. Allein bei Ineos beläuft sich der Produktumschlag im Hafen jährlich auf etwa drei Millionen Tonnen.

Blick von der östlichen Rheinseite auf den Dormagener Chempark mit der davorliegenden Hafenanlage. Rund 1500 Binnenschiffe aus den sogenannten "ARA"-Häfen Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen werden hier in jedem Jahr abgefertigt; sie liefern Produkte an und holen welche ab. Allein bei Ineos beläuft sich der Produktumschlag im Hafen jährlich auf etwa drei Millionen Tonnen.

Foto: STEPHAN KALUZA/RHEINPROJEKT EDITION

Der jährliche Produktumschlag ist beeindruckend: Allein bei Ineos beläuft er sich auf etwa drei Millionen Tonnen, bei Chemion sind es immerhin 900 000 Tonnen. Neben dem BMS-Salz werden vom Hafen aus flüssige und gasförmige Stoffe in den Chempark hineintransportiert, zum Beispiel das Leichtbenzin Naphta und das Flüssiggas LPG.

Per Schiff befördert werden außerdem große Bauteile und Transformatoren für den Chempark - wie Anfang Februar das Herzstück der neuen Steamreformer-Anlage von Air Liquide zur Produktion von Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Der Weg von diversen Produkten und Stoffen führt aber auch aus dem Werk hinaus zum Hafen, wo sie von Schiffen aufgenommen und zu anderen Häfen gebracht werden. Dazu gehören Grundstoffe für die Herstellung von Kunststoffen, außerdem Lösungsmittel zur Verdünnung von Gasen, flüssigen oder festen Stoffen.

Der Transport der Produkte läuft über geschlossene Rohrleitungssysteme, die auf mehreren Brücken über die Bundesstraße 9 verlaufen. An einer der Umschlaganlagen von Ineos läuft über einen der Verlade- bzw. Gelenkarme der Verladeprozess von Blend 77, einer benzinartigen Flüssigkeit. Der Verladearm ist vom Techniker des Schiffes angeschlagen worden und wird mit Hilfe von zwei Ineos-Mitarbeitern in Position gebracht. Kameras übertragen das gesamte Prozedere zu einer Ineos-Messstation im Chempark, wo es von Mitarbeitern aufmerksam beobachtet wird. Bei Auffälligkeiten greifen sie sofort ein.

 Sicherheit wird heute sehr großgeschrieben im Stromhafen: Links das moderne Löschboot der Currenta. Joachim Rohr von Currenta (rechts) kümmert sich u.a. um Instandhaltung, Wartung und Schutz für alle Hafennutzer.

Sicherheit wird heute sehr großgeschrieben im Stromhafen: Links das moderne Löschboot der Currenta. Joachim Rohr von Currenta (rechts) kümmert sich u.a. um Instandhaltung, Wartung und Schutz für alle Hafennutzer.

Foto: LINDA HAMMER

"Sicherheit wird hier groß geschrieben", betont Andreas Hain von der Ineos-Unternehmenskommunikation. Dazu gehört auch, dass alle drei Tankerbrücken des Unternehmens im Hafen miteinander verbunden sind und im Notfall von den Mitarbeitern als Fluchtwege genutzt werden können.

"Aus Sicherheitsgründen legen bei uns auch nur noch doppelwandige Schiffe an, damit bei einem Leck nichts auslaufen kann", informiert Hain. Gesetzlich sei dies erst ab 2018 vorgeschrieben. Iris Junggeburth von Chemion Logistik betont: "Unser Unternehmen arbeitet seit 20 Jahren im Hafen unfallfrei. Darauf sind die Mitarbeiter sehr stolz." Zumal die Stoffe, mit denen sie zu tun haben (Natronlauge, Salzsäure, Schwefelsäure, Propylenoxid, Styrol) nicht ungefährlich sind.

Joachim Rohr vom Hafenbetreiber Currenta berichtet von regelmäßigen Begehungen mit dem Wasserschifffahrtsamt. Der gesamte Uferbereich des Hafengeländes (ca. 1,7 Kilometer, die Kaiwand ist 550 Meter lang) werde jedes Jahr "gepeilt". "Das bedeutet, es wird untersucht, ob die Rheinsohle am Hafen noch tief genug ist", erläutert der Fachmann, der seit 2005 im Hafen arbeitet und schon seit 1984 im Chempark Dormagen. Ist sie es nicht, muss gebaggert werden - "in der Regel alle 15 bis 20 Jahre", sagt Rohr. Das Hafengebiet, für das die Currenta zuständig ist, erstreckt sich auf einer Fläche von rund 150 000 Quadratmetern zwischen Rheinufer und Hochwasserschutzwand. Es gibt fünf Umschlaganlagen mit Verladeplattformen. Die Bauten stehen auf Stelzen, um möglichem Hochwasser zu trotzen. Die Verladearme wiederum können dank ihrer Gelenkvorrichtungen an unterschiedliche Wasserstände angepasst werden. Und an den 28 Dalben, großen, in den Boden gerammten Pfählen, können sogar die größten zugelassenen Rheinschiffe mit 135 Metern Länge und etwa 6600 Tonnen Fracht festmachen. Lastwagen und Güterzüge sind für die Logistik des Chemparks trotz des gut funktionierenden Hafens unersetzlich. Ebenso die Pipelines für Stoffe wie Erdgas und Ethylen.

Dormagen: Der große Umschlagplatz des Chemparks
Foto: Hammer, Linda (lh)
 Im Archiv der Bayer AG finden sich alte Aufnahmen, die aus der Hafengeschichte erzählen. Links die früheren Kaianlagen bei einem Hochwasser im Dezember 1966, rechts eine Verladeszene aus dem Sommer 1964.

Im Archiv der Bayer AG finden sich alte Aufnahmen, die aus der Hafengeschichte erzählen. Links die früheren Kaianlagen bei einem Hochwasser im Dezember 1966, rechts eine Verladeszene aus dem Sommer 1964.

Foto: ARCHIV DER BAYER AG
Dormagen: Der große Umschlagplatz des Chemparks
Foto: Archiv der Bayer AG

Der kleine Stau vor den Umschlaganlagen von Ineos hat sich unterdessen fast aufgelöst. Jetzt liegt nur noch ein Tanker in Warteposition. Zeit ist Geld; deshalb sind sichere und reibungslose Abläufe auch im Stromhafen unerlässlich.

(NGZ)
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