Serie "Unser Rhein" Frisches Trinkwasser kommt per Knopfdruck

Neuss · Das Wasserwerk Rheinbogen versorgt rund 50 000 Neusser. Im Süden der Stadt werden jährlich 3,2 Milliarden Liter benötigt.

 Blick von Düsseldorf-Flehe auf das linksrheinische Ufer. Dort, wo sich Uedesheim und Grimlinghausen nahe sind, liegt südlich der Fleher Brücke das Wasserwerk Rheinbogen.

Blick von Düsseldorf-Flehe auf das linksrheinische Ufer. Dort, wo sich Uedesheim und Grimlinghausen nahe sind, liegt südlich der Fleher Brücke das Wasserwerk Rheinbogen.

Foto: Stephan Kaluza/Rheinprojekt-Editio

Ob zum Trinken, Zähneputzen oder Kaffeekochen - ohne Wasser geht im Alltag gar nichts. Im Neusser Süden stammt ein Teil des Trinkwassers aus dem Rhein. Über 50 000 Neusser werden mit diesem Wasser versorgt, das die Neusser Stadtwerke im Wasserwerk Rheinbogen aufbereiten. Das Werk steht in Ufernähe zwischen Grimlinghausen und Uedesheim. Es ist ein unscheinbares weißes Haus, das jedoch ein besonderes Innenleben hat.

 Stefan Alef leitet bei den Stadtwerken die Abteilung "Anlagenplanung und -betrieb" , die auch das Wasserwerk Rheinbogen betreut.

Stefan Alef leitet bei den Stadtwerken die Abteilung "Anlagenplanung und -betrieb" , die auch das Wasserwerk Rheinbogen betreut.

Foto: Andreas woitschützke

Herzstück des Werks ist ein leistungsstarker Brunnen. Mit einem Durchmesser von 4,5 Metern bezieht er aus 25 Metern Tiefe das Wasser über acht sternförmig angelegte Filterrohre. Zwischen 20 und 30 Prozent der gewonnen Gesamtmenge ist Uferfiltrat des Rheins. Der überwiegende Anteil wird als Grundwasser gefördert.

 Ein historischer Motor für Wasserförderung steht als Erinnerung im Werk

Ein historischer Motor für Wasserförderung steht als Erinnerung im Werk

Foto: stadtwerke

"Bis der Wassertropfen vom Rhein im 330 Meter entfernt liegenden Brunnen ankommt, vergeht über ein halbes Jahr", sagt Stefan Alef, Leiter der Abteilung Anlagenplanung und -betrieb. In dieser Zeit durchläuft das Wasser schon etliche natürliche Reinigungsprozesse.

 Der Horizontalfilterbrunnen ist das Zentrum der Anlage.

Der Horizontalfilterbrunnen ist das Zentrum der Anlage.

Foto: swn

"Im Anschluss wird das Rohwasser, also das bis dahin unbehandelte Wasser, zur Aufbereitung zum Wasserwerk Flehe nach Düsseldorf geleitet", erklärt der Stadtwerke-Mitarbeiter. Über eine Druckleitung werde es unter dem Rhein auf die andere Uferseite transportiert. Danach komme das fertige Trinkwasser über eine parallel liegende Leitung zurück nach Neuss in die Wasserübernahme Wahlscheid, die - wie das Wasserwerk - voll automatisiert ist und ferngesteuert wird. Falls keine neue Flüssigkeit nachkommt, wäre der dortige Wasservorrat nach spätestens 36 Stunden verbraucht.

Rund vier Milliarden Liter könnte der Brunnen jährlich fördern - das sind rund 27 Millionen gefüllte Badewannen à 150 Liter. Doch in den südlichen Stadtteilen der Quirinusstadt, unter anderem Erfttal, Weckhoven und Grimlinghausen, werden jährlich nur 3,2 Milliarden Liter benötigt. "Die hohe Leistungsfähigkeit des Brunnens ist auf falsche Prognosen der 60er und 70er Jahre zurückzuführen. Damals sagten Experten einen steigenden Wasserverbrauch der Deutschen voraus", erklärt Alef.

Das Gegenteil ist eingetreten. Die Deutschen sind mit einem Verbrauch von 120 Litern pro Kopf und Tag sehr sparsame Wasserverbraucher im Gegenteil zu manchen europäischen Nachbarn. Die Spanier verbrauchen mit circa 260 Litern pro Kopf und Tag mehr als das Doppelte.

Allerdings ist ein zu bescheidender Umgang mit dem flüssigen Gut auch nicht sinnvoll. "Wenn zu wenig Wasser verbraucht wird, werden die Leitungen und Kanäle nicht ausreichend gereinigt. Das muss dann durch die Kanalreinigung nachgeholt werden, indem das Kanalsystem mit Trinkwasser gespült wird", sagt der Abteilungsleiter.

Sieben Mitarbeiter der Stadtwerke Neuss kümmern sich um die Wasserversorgung von rund zwei Drittel aller Neusser, die das kostbare Lebensmittel entweder vom Wasserwerk Rheinbogen oder - im Norden der Stadt - vom Wasserwerk Broichhof beziehen. Aus den Kränen des restlichen Drittels - in den Stadtteilen Norf, Allerheiligen, Holzheim, Grefrath, Hoisten und Rosellen - läuft Wasser der Kreiswerke Grevenbroich.

Das Trinkwasser, das vom Rheinbogen gefördert wird, ist hartes Wasser, da die Aufbereitungsstation Flehe über keine Wasserenthärtung verfügt. Dafür sind gesunde Mineralstoffe wie Calcium und Magnesium im Wasser enthalten.

Weil in näherer Umgebung des Wasserwerks Rheinbogen viel Landwirtschaft betrieben wird, hat die Neusser Wasserversorgung eine Kooperation geschlossen. "Wir unterstützen die Landwirte finanziell, damit sie sparsam und gewässerschonend mit Mitteln wie Dünger und Pestiziden umgehen", erklärt Jürgen Scheer, Sprecher der Stadtwerke Neuss. Dadurch soll schon im Vorfeld ein sehr aufwendiges und kostspieliges Prozedere verhindert werden, mit dem man die Schadstoffe aus dem Wasser herausfiltern müsste.

(NGZ)
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