Serie Unser Rhein Rheinterrassen Baumberg bei Radlern beliebt

Langenfeld · Erfrischend ist die Brise, die die sommerliche Hitze erträglich macht und im Gegenlicht kleine silbrige Wellenkrönchen auf den gemächlich dahinfließenden Rhein zaubert. Möwen durchstreifen kreischend den Luftraum über dem Fluss, und Kanadagänse rufen durchdringend von der anderen Seite herüber.

 Darum ist es am Rhein so schön - zum Beispiel wegen des Biergartens der Baumberger Rheinterrassen.

Darum ist es am Rhein so schön - zum Beispiel wegen des Biergartens der Baumberger Rheinterrassen.

Foto: RALPH MATZERATH

Der etwa ein Kilometer lange Baumberger Promenadenweg ist einer der interessantesten Wege von Monheim. Er zeichnet sich durch seine besondere Nähe zum Fluss aus und wird nicht nur von Baumbergern heiß und innig geliebt, er zieht auch viele Besucher aus umliegenden Städten an.

Serie Unser Rhein: Rheinterrassen Baumberg bei Radlern beliebt
Foto: Stephan Kaluza

Barbara und Karl-Heinz Adamek aus Langenfeld sind mit dem Rad unterwegs und genießen auf einer Bank den Blick aufs Wasser. "Nach 20 Kilometern ist das hier immer unsere erste Raststation", sagen sie und genehmigen sich einen Schluck aus der mitgebrachten Wasserflasche.

Wer indes Speis' und Trank in besonders schöner Atmosphäre zu sich nehmen möchte, der sollte den Kastaniengarten der Baumberger Rheinterrassen aufsuchen, wo von erhöhter Warte der Blick zur Fähre nach Urdenbach oder Richtung Monheim schweifen kann.

Das Gebäude soll seine Ursprünge im 16. Jahrhundert haben. Dies kann der Archivar der Stadt Monheim am Rhein, Michael Hohmeier, nicht unbedingt bestätigen. "Die Gaststätte besteht auf jeden Fall seit den 1870er Jahren", erklärt er. Eine Akte aus dem Jahr 1898 belege, dass der damalige Wirt davon gesprochen habe, dass seit beinahe 20 Jahren die Schankwirtschaft an besagter Stelle geführt werde.

Heute wie damals ist ihr Standort interessant. Baumberg habe dort noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg eine eigene Fähre betrieben. "Die Gaststätte hat eine lange Tradition und gehört inzwischen auf jeden Fall zu den ältesten in Baumberg und im Stadtgebiet", sagt Hohmeier. Damals habe das Lokal "im Geist der Zeit ,Wacht am Rhein' geheißen", erklärt der Stadtarchivar und erzählt von einer Wochenend-Buslinie, die noch in den 50er Jahren Solinger im Sommer nach Baumberg brachte. Sie wurde eingestellt, als der Individualverkehr zunahm.

Noch heute ist das Bedürfnis der Solinger und Wuppertaler geblieben, sich in Baumberg den Rhein anzusehen. Viele bleiben auf dem Parkplatz, der einen schönen Blick auf den Fluss bietet, oftmals nur im Auto sitzen, lesen Zeitung und nehmen mitgebrachtes Essen und Getränke zu sich. Seit im vorigen Jahr neben dem bestehenden Promenadenweg noch eine Fahrradspur gelegt wurde, wird die Strecke auch von schnell fahrenden Radlern benutzt, was nicht nur Freude bei den Fußgängern hervorruft. Doch oft genug wird lieber gemütlich dahergefahren und die Nähe zum Rhein genossen. So wie einer der Radler seinem Freund zuruft: "Ist das nicht herrlich hier?", und der begeistert antwortet: "Da brauchste gar nicht erst weit wegzufahren!"

Auch jemand, der ständig den Blick auf den Rhein genießt, ist Paul Pesch (69). Er ist Kaltblutpferdezüchter, wohnt in der Nähe und hat seine sechs Pferde auf den Baumberger Rheinwiesen stehen. Er geht jeden Tag zwei- bis dreimal zum Rhein und schaut sich das Leben und Treiben an. "Das ist einfach toll und wirkt auf mich richtig beruhigend", sagt er begeistert.

Als internationaler Verkehrsweg wird der Rhein heutzutage von vielen Nationen sowohl mit kleinen Schiffen als auch mit großen Containerschiffen oder Schubschiffverbänden befahren. "Früher war es am Rhein natürlich viel romantischer", meint Pesch und erinnert sich an die großen Raddampfer, die manchmal bis zu sieben Kähne den Rhein rauf und runter schleppten. Besonders beeindruckt habe ihn als kleines Kind, wenn die Kapitäne Feierabend machten, ihre Schiffe auf der anderen Rheinseite anlegten und rasselnd die schweren Ankerketten auf Grund warfen. "Früher wurde der Dampf für den Antrieb mit Kohle erzeugt, was eine Knochenarbeit war", sagt er nachdenklich.

Gerade tuckert ein kleineres Boot mit niedergelegtem Segelmast langsam den Rhein flussaufwärts. "Wenn ich nicht Pferdezüchter geworden wäre, dann hätte es mir auch Spaß gemacht, mit einem Bötchen schön gemütlich auf dem Rhein zu fahren", meint Pesch sinnend. Dies indes kann man ihm schwerlich glauben, wenn man erlebt, wie hingebungsvoll der bärtige Mann sich um seine dicken Kaltblüter kümmert.

(kneb)
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