Serie "Unser Rhein" Wo einst Kurfürst Carl Theodor anlegte

Düsseldorf · Benrath besitzt nur einen kleinen Strand am Rheinufer. Doch genau davor sind die Rheinterrassen gebaut - mit wunderschönem Rheinblick.

 Der Rhein bei Benrath, in Höhe Kilometerzahl 721. Wer am Benrather Schlossufer wohnt, kann die wunderschöne Aussicht genießen. Das können aber auch die Besucher der Rheinterrasse.

Der Rhein bei Benrath, in Höhe Kilometerzahl 721. Wer am Benrather Schlossufer wohnt, kann die wunderschöne Aussicht genießen. Das können aber auch die Besucher der Rheinterrasse.

Foto: Stephan Kaluza/rheinprojekt-edition

Die Rheinterrassen sind seit dem Lied der Toten Hosen nicht nur in Düsseldorf und Umgebung bekannt, sondern in der ganzen Republik. Was die meisten allerdings nicht wissen: Die Landeshauptstadt besitzt zwei Rheinterrassen. Eine in der City, die andere befindet sich im Süden der Stadt, bei Kilometer 721 in Benrath.

Keine Frage, von der großen Sonnenterrasse mit mehr als 200 Sitzplätzen haben die Besucher einen der schönsten Ausblicke auf den Rhein, den es in Düsseldorf gibt. Der Strand selbst ist an dieser Stelle relativ kurz, nicht mehr als 50 Meter. Aber dennoch kommen bei schönem Wetter vor allem junge Leute, um dort zu grillen oder ein wenig zu feiern.

"Früher war dort richtige Partyzeit", erinnert sich Dirk Wegner, Mit-Inhaber der Rheinterrasse. Doch die Zeiten seien glücklicherweise vorbei, als dort noch ganze Jahrgänge ihr Abitur feierten. Vielmehr nutzen Sonnenhungrige den Strand. Spaziergänger und Radfahrer genießen die traumhafte Aussicht auf die Rheinauen. Hier ist nichts verbaut. Schließlich befinden wir uns im Landschafts- und Wasserschutzgebiet.

Und wer nach einem Spaziergang am Rhein entlang ein wenig Ruhe sucht oder als Radfahrer durstig ist, die Rheinterrasse bietet (fast) alles. "Zu uns kommen viele Ausflügler", sagt Wegner, vor allem nachmittags zu Kaffee und Kuchen. Während der Woche sind es meistens Senioren, manchmal auch mit Enkelkindern, die die Terrasse bei schönem Wetter genießen. Am Wochenende, sagt Wegner, kommen sie dann alle: Familien, Ausflügler aus dem Umland und sogar Touristen aus den USA. "Der Rhein hat eben seine Anziehungskraft", sagt er. Der 47-Jährige, der eigentlich gelernter Bankkaufmann ist, leitet die Rheinterrasse mit seiner Ex-Frau.

1996 haben die beiden das Haus in Toplage von seinem Schwiegervater Horst Loosen übernommen. Der wiederum hatte es vor fast 40 Jahren der Stadt abgekauft. Zahlreiche Renovierungsarbeiten und Anbauten gab es in dieser Zeit. Und warum die Tiroler Bauernstube mit ihren 40 Plätzen ausgerechnet diesen Namen trägt, kann Wegner erklären. "Die Einrichtung stammt wirklich aus Tirol. Es waren Ausstellungstücke bei einer Messe", sagt er. Neben Lokal und Terrasse gibt es noch das Restaurant Rheinblick, das gerne für Familienfeiern jeder Art angemietet wird - besonders für Hochzeiten. Und da haben es die Gäste und das Brautpaar bequem: Sie können in einem der 45 Zimmer des Hotels übernachten und am nächsten Morgen die Aussicht genießen - sofern sie ein Zimmer mit Rheinblick gemietet haben. Diesen Blick genießt Wegner jeden Morgen, denn er wohnt in den Rheinterrassen. Also keine schlechte Adresse. 1926 wurde das geklinkerte Gebäude errichtet - anlässlich der GeSoLei - die Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen. Eine Art Fitness-Messe, zu der man die Gäste unterbringen musste. Dabei gehörte Benrath zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht zu Düsseldorf, sondern wurde erst - nach langem Widerstand - 1929 eingemeindet. Das Gebäude der Rheinterrassen blieb weiter in städtischem Besitz, war aber schon damals ein beliebtes Café für Erholungssuchende.

Die kurze Rheinpromende hat turbulente Zeiten erlebt. Was sich heute keiner mehr vorstellen kann: Es gab dort ein Schwimmbad. Vor mehr als 100 Jahren entstand dort eine beaufsichtigte Badeanstalt - im Rhein. Das Bad besaß ein zehn Meter breites und 25 Meter langes Schwimmer- sowie ein kleineres Nichtschwimmerbecken, Umkleidekabinen, Toiletten und einen Bademeister. Im Winter wurde es abgebaut. Bis 1923 wurde das Bad genutzt. "Heute unvorstellbar", sagt Wegner.

Er trauert den Zeiten nach, in denen der Rhein, direkt unter seinem Fenster sozusagen, eine Anlegerstelle hatte. Die Köln-Düsseldorfer und die Weiße Flotte legten vor seiner Haustüre an. Doch die Zeiten sind vorbei.

Aber immer noch gibt es den kleinen Weg durch das Wäldchen über die Brücke, der zu einem der schönsten Attraktionen Düsseldorfs führt: das Benrather Schloss. Es sind keine zehn Minuten Fußweg in die dortigen Gärten. Dort können die Besucher noch heute lustwandeln - wie zu Zeiten des Kurfürsten Carl Theodor, der das barocke Schloss zwischen 1755 bis 1773 erbauen ließ. Er besuchte das Schloss allerdings nur einmal, und zwar am 6. Juni 1785. Vermutlich kam er damals über den Rhein und legte mit seinem Schiff am Benrather Rheinufer an.

Damit mehr Touristen nach Benrath kommen, hat die zuständige Bezirksvertretung mit den Schlossherren der Stiftung schon überlegt, wie früher einen Anleger am Rhein zu errichten. Wegner würde es freuen, dann kämen auch mehr Besucher auf seine Terrasse, um die Aussicht bei Kilometer 721 zu genießen, und zwar bei jeder Jahreszeit. Denn der Blick auf die Auen ist nicht nur im Sommer und Frühling prachtvoll, sondern auch im Herbst, wenn langsam der Nebel aufsteigt.

(RP)
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