Serie Unser Rhein (Folge 18) Zeit der Römer wird in Xanten lebendig

Kleve · Archäologischer Park, Dom, Museen und die Seen: Die Stadt hat für ihre Gäste ein abwechslungsreiches Angebot.

 Auf den Spuren der Römer: Im Archäologischen Park gibt es regelmäßig Aktionen für Kinder. Hier ist die Gladiatorenschule mit Olaf Küppers alias Cupido zu Gast.

Auf den Spuren der Römer: Im Archäologischen Park gibt es regelmäßig Aktionen für Kinder. Hier ist die Gladiatorenschule mit Olaf Küppers alias Cupido zu Gast.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Die Lage am Rhein hat die Geschichte Xantens entscheidend geprägt. In den Jahren 13 und 12 vor Christus entdeckte das Römische Reich im Zuge der großen Rheinoffensive unter Kaiser Augustus die Vorzüge der Lage, das erste römische Lager auf dem Fürstenberg entstand. Um die bis zu 10 000 Legionäre zu versorgen, baute die Armee Straßen und Wasserwege aus. Aus einer Anlegestelle an einem Seitenarm des Rheins entstand ein Hafen. Die enormen Warenströme, die dort für die Legionen umgeschlagen wurden, und die Kaufkraft der Soldaten lockten Zivilisten an den Ort. Händler, Kaufleute, Handwerker, Gastwirte und ihre Familien siedelten am Rhein.

 Der Viktor-Dom ist das dominierende Gebäude in der Stadt. In diesem Fall ist der Blick vom Marktplatz aus dokumentiert.

Der Viktor-Dom ist das dominierende Gebäude in der Stadt. In diesem Fall ist der Blick vom Marktplatz aus dokumentiert.

Foto: Armin Fischer

Ein vorläufiges Ende brachte der Aufstand der Bataver 69/70 nach Christus. Die Aufständischen zerstörten das große Lager auf dem Xantener Fürstenberg. Vermutlich wurde auch die zivile Siedlung am Hafen vernichtet. Nach über einem Jahr voller Unruhen begann man rasch mit dem Wiederaufbau. Drei Jahrzehnte später kam es zur Gründung der Colonia Ulpia Traiana. Als Colonia zählte der Ort zu den 150 höchstrangigen Städten des Römischen Reiches. Benannt wurde sie nach Kaiser Marcus Ulpius Traianus. Gegen Ende des dritten Jahrhunderts wurde die Colonia von den Franken überrannt und zerstört. Ihr Areal wurde nicht mehr bewohnt - aus heutiger Sicht ein Glücksfall. Wo findet man eine historische Stätte, an der nicht Neubauten die Spuren der Vergangenheit zerstört haben?

Der Archäologische Park Xanten wurde 1977 gegründet. Wichtiger Schritt war die Erweiterung: Durch die Abbindung der Bundesstraße, die das Bodendenkmal durchschnitten hatte, war der Weg für den Ausbau nach Westen frei: Die Fläche des Parks verdoppelte sich auf rund 60 Hektar. Im Mittelpunkt des hinzugekommenen Bereichs wurde 2008 das LVR-Römermuseum eröffnet. Heute locken das gewaltige Freilichtmuseum und die ansprechende Ausstellung im Römermuseum viele tausend Besucher nach Xanten. Eindrucksvoll wird das Leben in der römischen Zeit nachvollziehbar - und die archäologische Forschung erlebbar gemacht. Denn noch immer graben die Wissenschaftler nach den Spuren der Geschichte. Die mittelalterliche Stadt Xanten entstand oberhalb der römischen Überreste - auch unter Verwendung der Steine aus dem Ruinenfeld. Der Name Xanten leitet sich vom lateinischen "ad sanctos" ab ("zu den Heiligen"). Gemeint sind zwei frühchristliche Märtyrer, deren Gräber man im spätrömischen Friedhof südlich des Colonia-Geländes gefunden zu haben glaubte. Über diesem Gräberfeld entstanden bereits ab dem 5. Jahrhundert kleinere Gedenkbauten. Im 8. Jahrhundert entstand ein kirchliches Stift. Ein halbes Jahrtausend später begann man mit dem Bau des Xantener Doms. Wer das imposante Gotteshaus kennenlernen möchte, sollte neben einer Führung auch Zeit für den Besuch des Stiftsmuseums einplanen. Es bietet eine spannende Zeitreise durch zwei Jahrtausende Geschichte.

Beim Bummel durch die Straßen der historischen Altstadt führt der Weg auch zur Kriemhildmühle. Seit 1992 wird dort wieder Getreide gemahlen und in der angeschlossenen Backstube zu Vollwert-Brot und Kuchen verarbeitet. Übrigens: Wer nicht durch die ganze Stadt laufen mag, kann mit dem "Nibelungenexpress" eine informative und unterhaltsame Stadtrundfahrt machen. In der Stadt erinnert das Siegfriedmuseum an die Nibelungensage und die mittelalterliche Geschichte der Stadt, zudem kann man im Konditorei- und Schokoladenmuseum von Café de Fries am Schokoladenbrunnen naschen.

Dort, wo die römischen Schiffe vor Anker lagen, hat Xanten durch eine Freizeitanlage eine touristische Attraktion bekommen. Aus Baggerseen wurde durch die Arbeit der vor 40 Jahren gegründeten Freizeitzentrum Xanten GmbH (FZX), an der neben der Stadt auch der Kreis Wesel und der RVR beteiligt sind, Nord- und Südsee. Ein Strandbad, eine Wasserskianlage, eine Minigolfanlage und die Häfen mit ihren gastronomischen Angeboten laden ein. Wer sich aufs Wasser wagen will, kann sich ein Tretboot mieten oder mit dem Ausflugsschiff "Seestern" fahren.

Wer wandert oder mit dem Rad fährt, kommt in Vynen oder Lüttingen immer wieder dem Rhein nahe. Der Ausflug nach Xanten ist nicht nur kurzweilig, sondern auch gesund. Seit kurzem darf die Stadt sich Luftkurort nennen.

www.apx.lvr.de

www.stiftsmuseum-xanten.de

www.xanten.de

(RP)
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