Adolf Klein berichtet Der zufriedene Rentner aus Langenfeld

Mit seiner Netto-Rente von 1900 Euro sei er "sehr zufrieden", sagt Adolf Klein (87). Doch die Diskussion über Generationengerechtigkeit in der Rentenpolitik macht ihm zu schaffen. Für seine eigene Rente will er sich aber nicht entschuldigen.

 Adolf Klein lebt trotz einer guten Rente sehr bescheiden.

Adolf Klein lebt trotz einer guten Rente sehr bescheiden.

Foto: matzerath

"Muss ich mich dafür entschuldigen, dass ich mit 64 Jahren in den Ruhestand gegangen bin und seit 1993 Altersrente beziehe - also schon viel zu lange? Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, dass Jüngere heute mehr Vorsorgeleistungen erbringen müssen, als ich es musste?"

In NRW bekommen Männer, die 2015 erstmals eine Altersrente bezogen haben, im Durchschnitt 1092 Euro im Monat - und damit mehr als im Bundesdurchschnitt (1047 Euro). Bei den Frauen sind es lediglich 575 Euro (bundesweit 652 Euro), so der Deutsche Gewerkschaftsbund. Laut dem Rentenversicherungsbericht des Bundesarbeitsministeriums haben Alleinstehende 1509 Euro brutto zur Verfügung. Im Durchschnitt beziehen Frauen 22,8 Jahre reguläre Altersrente, Männern 18,78 Jahre, wie Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft aus 2015 belegen.

Adolf Klein mag sich nicht für sein langes Leben entschuldigen und findet, in der politischen Diskussion dürfte die Ungerechtigkeit des Systems doch nicht den älteren Menschen angelastet werden. "Das ist typisch deutsch, immer irgendwelche Schuldigen suchen zu müssen." Wie wohl die meisten anderen seiner Generation habe er bis zum verdienten Ruhestand zeitlebens gearbeitet. "Als Kundenbetreuer einer internationalen Spedition aus Düsseldorf war ich viel unterwegs."

Und überhaupt: Von den monatlich überwiesenen 1900 Euro bleibe ihm so gut wie nichts übrig. 1100 davon gehen an das Langenfelder Pflegeheim der Caritas, in dem seine schwer demenzkranke Ehefrau Maria (87) seit acht Jahren untergebracht ist; die Pflegekasse übernehme 2000 Euro der monatlichen Kosten von 5150 Euro, so dass auch die erwachsenen Kinder Geld dazugeben müssen. 411 Euro Miete zahlt Adolf Klein für sein kleines Appartement, das er wegen des täglichen Besuchs bei seiner Frau ganz in der Nähe des Heims bezogen hat. "Ich bin dann immer etwa vier bis sechs Stunden bei ihr, kümmere mich in dieser Zeit um sie, füttere sie auch." Und er organisiere auch regelmäßig ein gemeinsames Volksliedersingen der Heimbewohner.

Ersparnisse habe er keine, sagt Adolf Klein. "Bei fünf Kindern war es uns nicht möglich, etwas fürs Alter zurückzulegen." Die Rente seiner Frau, die sich um Haushalt und Familie kümmerte und gelegentlich etwas hinzuverdiente, betrage 400 Euro.

Der 87-Jährige ärgert sich, dass es die Politiker in der aktuellen Rentendiskussion nicht hinbekommen, dass sämtliche Berufstätige in die Sozialkassen einzahlen. "Ob in abhängiger Beschäftigung, Selbständige, Beamte, Abgeordnete oder hochbezahlte Manager: Wenn alle in den Renten-Topf einzahlen, wäre das Problem auf Jahrzehnte gelöst."

(mei)
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