Anzeige gegen Zugbegleiter Ausländer beschimpft und aus Zug geworfen

Dortmund/ Köln · Auf der Fahrt von Dortmund nach Köln eskaliert eine Fahrscheinkontrolle: Mit den Worten "Hier wird Deutsch gesprochen" und "Gesocks" beschimpft ein Schaffner einem Augenzeugen zufolge drei Arabisch sprechende Reisende und wirft sie aus dem Zug. Ein Mitreisender zeigte den Zugbegleiter an. Er wird vorerst nicht mehr für die Kontrollen eingesetzt.

Die Aussagen darüber, was sich am Abend des 10. Januar wirklich in dem Regionalexpress von Dortmund nach Köln abgespielt hat, gehen auseinander. Ein Mitreisender aus Köln, der den Vorfall beobachtete, schilderte dem WDR den Ablauf so: Zunächst mussten Reisende mit dem Ziel Köln in Dortmund auf den Regionalzug umsteigen, weil der Intercity wegen eines Unwetters ausgefallen war. Als ein Kontrolleur die Fahrscheine einer Gruppe junger ausländischer Erwachsener sehen wollte, baten sie ihn, die Tickets bei ihm im Zug zu lösen. Schließlich waren sie davon ausgegangen, dass sie ihre Fahrscheine im Intercity kaufen konnten, was möglich ist.

"Man müsste alle auf den Bahnsteig stellen und erschießen"

Es gab Verständigungsprobleme, weil die drei Männer kein Deutsch sprachen: "Wir sind hier in Deutschland und hier wird Deutsch gesprochen", soll der Schaffner gesagt haben. Als die Bahn dann in Essen hielt, sah der Augenzeuge, wie der Begleiter die Personen aus dem Zug schubste und hinterherrief: "Dieses Gesocks. Man müsste alle auf den Bahnsteig stellen und erschießen."

Ein Bahnsprecher bestätigt den fremdenfeindlichen Vorfall unserer Redaktion, schildert den Ablauf aber anders. So konnten sich die Männer bei der Kontrolle weder richtig ausweisen, noch hatten sie Geld im Portemonnaie. "Daraufhin hat der Mitarbeiter entschieden, die drei Personen von der Fahrt auszuschließen", sagte der Sprecher. Sie weigerten sich zunächst, den Zug zu verlassen. Daraufhin wurden sie noch einmal aufgefordert, auszusteigen. Dann sollen die Reisenden den Schaffner auf Deutsch als "Nazischwein" beschimpft und beim Verlassen des Zuges die Zeichen "Halsabschneiden" und "Erschießen" gezeigt haben. Daraufhin habe sich der Kontrolleur dem Bahnsprecher zufolge zu folgender Äußerung hinreißen lassen: "Bei den Nazis hätte man geschossen, hier passiert gar nichts".

Wie der Sprecher weiter erklärte, bedauert der Zugbegleiter sein Verhalten. Er wird derzeit nicht mehr als Kontrolleur eingesetzt und soll ein psychologisches Training durchlaufen. Auch die Deutsche Bahn entschuldigte sich für die Äußerung ihres Mitarbeiters. Der Sprecher machte aber auch deutlich: "Unsere Mitarbeiter erleben leider häufig, dass sie gerade bei Fahrtausweiskontrollen beschimpft oder angepöbelt werden." Im letzten Jahr gab es nach Angaben der Bahn bundesweit über 1200 körperlich Übergriffe gegen Zugbegleiter, davon 80 Prozent bei Fahrscheinkontrollen.

(met)
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