100 Tage Nichtraucherschutzgesetz Die Angst vorm Kneipensterben

Düsseldorf · Seit 100 Tagen ist es strikt verboten, in Kneipen, Cafés oder Festzelten zu rauchen. Das neue Nichtraucherschutzgesetz wird überwiegend eingehalten. Der Verband Dehoga sieht aber Anzeichen für ein Kneipensterben.

Zigarette - Genuss oder Gift?
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Die Gegner geben nicht auf.

Das strikte Nichtraucherschutzgesetz in NRW ist an diesem Donnerstag 100 Tage in Kraft - und bleibt doch umstritten. Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga sieht erste Tendenzen für das befürchtete Kneipensterben. In Düsseldorf gibt es so erste Meldungen über deutliche Umsatzeinbußen. In einer Umfrage der Dehoga gaben Betreiber an, dass ihre Einkünfte in der Zeit seit der Einführung des neuen Gesetzes zwischen zehn und 50 Prozent geschrumpft seien.

In Kleve stehen sogar die ersten Wirtshäuser vor dem Aus - dort soll es Umsatzeinbußen bis zu 60 Prozent geben, weil die rauchenden Gäste ausbleiben. Die Klever wollen jedoch nicht untätig bleiben. Am Welt-Nichtraucher-Tag 2013 hatten sie mit der Aktion "Lokalverbot für Hannelore Kraft" für Aufsehen gesorgt, nun sammeln sie Unterschriften für ein Volksbegehren gegen das Nichtraucherschutzgesetz. Eine Millionen Unterschriften sind dazunötig, etwa 8700 haben die Wirte gesammelt - optimistisch bleiben sie dennoch: "Der Druck, den wir auf die Politik ausüben, wird hoch bleiben — auch im Sommerloch", versicherte Rainer Vogt, Sprecher der Klever Wirte, unserer Redaktion.

Das Gesetz war von den rot-grünen Regierungsfraktionen Ende 2012 beschlossen worden und am 1. Mai in Kraft getreten. Seitdem ist das Qualmen in der Gastronomie - in Restaurants, Kneipen oder Diskotheken - generell verboten, auch Raucherkneipen und Raucherclubs wurden untersagt. Ausnahmen für Brauchtumsveranstaltungen und Festzelte kassiert. Raucherräume darf es auch etwa in Hochschulen, Kultur- oder Freizeiteinrichtungen nicht mehr geben.

Aus der Sicht der Politik ist das Rauchverbot wohl ein Erfolg. Aus Köln und Düsseldorf hieß es, das Nichtraucherschutzgesetz werde weitgehend beachtet, Verstöße seien selten. Das könnte wohl auch das Düsseldorfer Ordnungsamt berichten. Denn die Düsseldorfer Wirte verhalten sich gesetzestreu, wie Ordnungsdezernent Stephan Keller betonte. Die Landeshauptstadt habe 21 Bußgeldverfahren eingeleitet - davon nur sechs gegen Wirte und 15 gegen Raucher, die auf Spielplätzen oder im Taxi qualmten. Keller: "Wir haben aus der Bevölkerung ganz wenig Beschwerden über die Nicht-Einhaltung des Rauchverbots."

Doch auch wenn sich die meisten Menschen an das neue Rauchverbot halten - es gibt Ausnahmen. Das prominenteste Beispiel ist wohl Herbert Napp, Bürgermeister von Neuss. Obwohl es nicht erlaubt ist, besteht der überzeugte Raucher darauf, sich in seinem Büro regelmäßig eine Zigarette anzuzünden. Dafür funktionierte der CDU-Politiker sein Büro kurzerhand sogar in ein Raucherzimmer um. Überzeugt von seinem Recht zu Rauchen, setzt der Neusser Bürgermeister jetzt sein Amt auf Spiel. Mittlerweile ist er ein begehrter Redner auf Demonstrationen gegen das umstrittene Nichtraucherschutzgesetz. - so auch auf einer Protest-Aktion am 17. August in Neuss.

(lnw/anch)
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