Fotos Die ausgefallensten Karnevalszüge der Region
Karnevalszüge gibt es besonders schöne in den Hochburgen, aber auch in bislang wenig bekannten Orten. Wir haben uns nach den Superlativen umgesehen.
Die Geschichte des Weiberfastnachts beginnt in Bonn-Beuel. Dort gründete sich 1824 aus einer Frauenbewegung heraus das erste Beueler Damenkomitee. Die Beueler Wäscherinnen waren die Männerherrschaft und die Ausbeutung der Frauen satt. Einmal im Jahr - nämlich am Donnerstag vor Karneval – taten sie sich zusammen, um sich gegen ihre Männer aufzulehnen.
Aufgrund seiner karnevalistischen Geschichte hat der Bönnsche Karneval bis heute seinen festen Platz im Rheinischen Karneval. Was die Uhrzeit angeht, nimmt Bonn es lieber praktisch, statt karnevalistisch: Um 12 Uhr startet am Rosenmontag an der Thomastraße der närrische Lindwurm, vorbei an rund 250.000 jecken Zuschauern. Angeführt wird er vom Prinzen und seiner Bonna und windet sich dann über rund vier Kilometer durch die teils sehr engen Gassen der schönen Altstadt.
Seit 2007 setzt Hetzerath (Erkelenz) mit seinem Nachtzug den originellen Akzent zum Auftakt der tollen Tage. Das Dorf platzt aus allen Nähten, wenn es bereits vor den großen Tagumzügen freitags um 19.11 Uhr das erste jecke Gruseltreiben auf den Straßen gibt.
Wer keine Lust hat, sich tags bei überlaufenen Zügen ins Gedränge zu stellen, der ist hier genau richtig. Zehn Fußgruppen und 35 Wagen wird es in diesem Jahr geben. Im Anschluss gibt es für alle, die noch nicht genug haben eine Party for free in der Mehrzweckhalle.
Hier ziehen die Jecken schon los, wenn sie andernorts noch die Tage bis zum Rosenmontag zählen. Ideenreich verpackte Wagen, ausgelassene Tänzerinnen und Tänzer und viele Fußgruppen und Spielmannszüge sorgen in Leichlingen für einen farbenfrohen Straßenumzug. Wer also langsam auf den Rosenmontagsumzug in einer der Karnevalshochburgen hinfeiern will, der kann hier damit starten.
Um 14.11 Uhr stehen alle Gruppen in Reih und Glied und starten zum ausgelassenen Umzug durch Leichlingen.
Im Eifelstädtchen Blankenheim an der Ahr ziehen am Karnevalssamstag hunderte von Geistern mit Fackelzügen durch die Straßen und nehmen den historischen Burgort in Besitz. Wer selbst als Geist den Winter vertreiben möchte, sollte ein weißes Bettlaken und eine Kordel mitbringen. Eine Pechfackel erhält man gegen eine Gebühr am Rathauseingang.
Eine fast 400-jährige Tradition hat in Blankenheim diese Art, den Karneval zu feiern. Um 19.11 Uhr startet am Karnevalssamstag der ungewöhnliche Geisterzug und endet in einem Geisterball.
Die Kreisstadt meint es gut mit den Familien: Aus der Nachkriegstradition erwuchs in Viersen ein Kinderkarnevalszug, der bis heute Familien aus Nah und Fern anzieht. Sogar aus Frankreich reisen jedes Jahr mehrere Gruppen aus der Partnerstadt Lambersart an, um sich dem jecken Treiben in Viersen anzuschließen. Wer sich ein bisschen auskennt, der findet ohne Not am Straßenrand ein Plätzchen, an dem er nicht zerquetscht wird. Auch kleine Kinder können die Zeit, in der der Lindwurm unterwegs ist, gut schaffen.
In Viersen werden die Straßen am Tulpensonntag bunt, wenn sich der lange Tross um 14.11 Uhr in Bewegung setzt. Rund eine Stunde regnet es dann Kamelle vom Himmel, die ganz Kleinen bekommen auch direkt was ins Händchen gedrückt.
Mit Fackeln und anderen Leuchtutensilien muss man auch in Langenfeld-Reusrath ausgestattet sein, will man die Kamelle finden. Lichterketten, Lampions und Fackeln schmücken Sonntagabends die Häuser und Vorgärten. Tausende Menschen strömen durch die Straßen im Langenfelder Süden, wenn sich um 18.33 Uhr der leuchtende Lindwurm in Bewegung setzt.
Neben Blutwürsten und Strüßjern fliegen hier auch Utensilien, die für eine solche Nacht gerade richtig sind: Leuchtstäbe. Reusrath zeigt, dass man auch im Dunkeln politisch sein kann. Im Anschluss an den Lichterzug gibt es im Festzelt die "After-Lichterzug-Party", der Eintritt liegt bei 9 Euro.
Karneval wird auch in den Niederlanden gefeiert - allerdings bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich im katholisch geprägten Süden und der Grenzregion. So u.a. in Maastricht. Dort beginnt am Tulpensonntag um 12.11 Uhr auf dem Vrijthof der Karneval. Ab 12.11 setzt sich der Zug durch die historische Innenstadt in Bewegung.
Der Vrijthof, das "Wohnzimmer von Maastricht", ist der zentrale Platz, auf dem der Karneval seinen Höhepunkt findet. Dort liegt auch der "Oude Vogelstruys", die bekannteste Kneipe Maastrichts, die dort seit dem 15. Jahrhundert existiert.
Ein besonderes Highlight im Düsseldorfer Straßenkarneval ist das Niederkasseler Tonnenrennen. Hier dürfen Große und Kleine an den Start und laufen mit der Schubkarre in der Hand um die Wette – und das schon seit über 100 Jahren. Allerdings war die erste Tonne, mit der nach der Überlieferung im Jahr 1887 Bauer Karl Dahners lief ein Jauchefass.
Der Tulpensonntag ist in allen traditionellen Karnevalshochburgen der Tag für den Stadtteilkarneval. Los geht das Tonnenrennen in Niederkassel am Tulpensonntag um 12 Uhr und mündet in einem ausgelassenen Umzug.
300.000 Jecken säumen die Straßen, wenn in Duisburg Hamborn die Kinder in die bunt geschmückten Wagen steigen. Hier zieht nach Angaben des Veranstalters der größte Kinderkarnevalszug in Europa. In Duisburg ist es nach Angaben des Zugleiters Manfred Fellenz, Tradition, besonders die Schulen, Kindergärten und Kindereinrichtungen anzusprechen und sie zum Mitziehen im Zug zu begeistern.
Traditionell säumen am Tulpensonntag in Duisburg Hamborn die Kinder als buntes Band die Straßen, um mit fröhlichen Karnevalsrufen die Kids auf den Wagen um Kamelle zu erleichtern. Ab 14.11 Uhr zieht der bunte Lindwurm ab Hamborner-Altmarkt und endet um 16.30 Uhr in Marxloh. Rund eine Stunde ziehen die jecken Gruppen an den fröhlich kostümierten Zuschauern vorbei.
In Dülken startet jedes Jahr der größte Treck kostümierter Narren am linken Niederrhein. 1948 ist er dort als Kinderzug gestartet. Seit 1950 gehört zu diesem traditionellen Umzug selbstverständlich ein hübsches Prinzenpaar. Tausende Narren strömen jedes Jahr in den im Karneval verwurzelten Viersener Stadtteil.
Der Vaterstädtische Verein organisiert jährlich den ausgelassenen Umzug. Einen Namen hat Dülken auch außerhalb des Karnevals durch die Narrenakademie, die ihren Sitz in der Narrenmühle hat. Dort eröffnen am 11. November jedes Jahres die Mitglieder der Narrenakademie mit einem Ritt auf hölzernen Steckenpferden um die Windmühle den Dülkener Karneval.
Durch Ehrenfeld schlängelt sich am Veilchendienstag ab 13.45 Uhr der größte Stadtteilzug Deutschlands. Die Vorortzüge sind jedes Jahr etwas ganz besonderes. Über 3000 Jecke Kölner zeigen Volkskarneval und nicht nur die Ehrenfelder kommen. Rund 70 Gruppen, 100 Fahrzeuge, 750 Musiker in 25 Kapellen sind mit dabei.
Mit dabei sind immer auch die Domstädter mit ihren englischen und schottischen "Fründen". Bis zu 250.000 Jecke - mehr als bei manchem kleineren Stadtzug - säumen die Straßen. Gestartet wird traditionell am Lehnauplatz, in der Fuchsstraße ist dann Schluss. Nach Kölscher Manier gibt es ordentlich Kamelle, Schokolade und Pralinen.
Am Karnevalssonntag treffen sich Hunderttausende Narren in Düsseldorf auf der Königsallee und in der Altstadt, um gemeinsam Karneval zu feiern. Über 6,5 Kilometer Zuglänge schlängelt sich am Rosenmontag ab 12.30 der bunte Lindwurm durch Düsseldorf. 72 Wagen werden voraussichtlich für einen süßen Kamelleregen sorgen. Rund 40 Tonnen haben sie geladen. Traditionell setzt Düsseldorf bei den Wagenmotiven auf politische Themen.
Zwischen den Wagen sorgt ein jeckes Fußvolk - rund 5.500 Närrinnen und Narren - für das Bützchen zwischendurch. Rund 45 Musikgruppen sorgen dafür, dass den Jecken am Straßenrand die Musik zum Schunkeln nicht fehlt. Denn Karneval in Düsseldorf ist nicht nur Brauchtum, sondern auch Frohsinn in höchster, rheinischer Form!
Die Geschichte des Karnevals in Köln ist fast so alt wie die der Stadt. Schon Griechen und Römer feierten in anderer Form ein Frühlingsfest, die Germanen die Wintersonnenwende und die Christen übernahmen später die heidnischen Bräuche. Die vorösterliche Zeit wurde mit der Fastnacht eingeläutet. Im 18 Jahrhundert kamen zu lustigen Straßenkarneval die Maskenbälle. Seit 1902 gibt es in Kölle Prinz Karneval mit seiner Ehrengarde: Bauer und Jungfrau.
Kein Wunder, dass also in Köln als einer der drei größten Narrenhochburgen neben Düsseldorf und Mainz - das normale Leben während der Straßenkarnevalszeit quasi zum Erliegen kommt. Während der Sonntag des Veedelzöch gewidmet ist, ist der Höhepunkt des bunten Straßenkarnevals auf jeden Fall der Rosenmontagszug, der um 10.30 Uhr startet und sich 6,5 Kilometer durch die Innenstadt schlängelt.
... dann geht es in Dülken mit dem Schöppenmarkt weiter. Das jecke Treiben hat zwar auch hier ein Ende, doch füllen sich die Straßen dann traditionell mit einem riesigen Krammarkt. 163 Jahre reicht die Tradition zurück: Schon 1847 fand in Dülken am Aschermittwoch ein ganztägiger Krammarkt statt.
400 Händler bieten auf dem großen Markt, der als einer der größten in der Region gilt von Gewürzen über Messer, Putz- und Reinigungsmittel, Kissen, Unterhosen, Pfannen bis hin zu Kräuterbonbons alles an, was man sich vorstellen kann. Bis zu 100.000 Besucher kommen dann in die Dülkener Altstadt. Karneval ist zwar vorbei, aber es gibt ja auch andere schöne Dinge...