Neue Uniformen Die Polizei wird wieder blau

Neue Uniformen · Eine grüne Epoche geht zu Ende: Ab heute erproben 1400 Polizisten in Krefeld, dem Kreis Mettmann und in Bielefeld die neuen NRW-Polizei-Uniformen. Sie sollen nicht mehr kratzen, sind besser geschnitten und so blau, wie sie es kurz nach dem Krieg schon einmal waren.

Polizisten testen neue Uniform
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Polizisten testen neue Uniform

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Foto: AP

Düsseldorf Ein Hauch von Haute Couture weht durch die Staatskanzlei im Düsseldorfer Stadttor. Auf einem Catwalk präsentieren sieben ansehnliche Polizistinnen und Polizisten modische Kreationen, auf die Ordnungshüter hierzulande schon seit Jahren begehrlich warten: die neuen Uniformen für die NRW-Polizei. 1400 Beamte in den Behörden Krefeld, Mettmann und Bielefeld sollen das blaue Outfit ab heute ein Jahr lang in der Dienstpraxis testen, ehe endgültig über die Anschaffung der 30000 Uniformsätze entschieden wird.

Eines der männlichen Models auf dem Düsseldorfer Laufsteg ist der Duisburger Volker Gerlach. Der 45-jährige Hauptkommissar weint seiner alten Arbeitskleidung keine Träne nach: "25 Jahre habe ich diese Uniform getragen, jetzt kann ich die Farbe nicht mehr sehen."

Dabei war die Kombination aus Grün und Beige, die Modeschöpfer Heinz Oestergaard 1974 erstmals präsentierte, damals der letzte Schrei. "Der Schnitt, eine Art Zweireiher, war ja bewusst zivil gehalten, um Bürgernähe zu demonstrieren", erinnert sich Dieter Freesemann, Leiter des Deutschen Polizeimuseums in Salzkotten. Damit sollte die Abkehr von einer militärisch gefärbten Tradition demonstriert werden. So waren sowohl die preußische Pickelhaube als auch der bis in die 70er Jahre von verschiedenen Länderpolizeien eingesetzte Tschako ursprünglich militärische Kopfbedeckungen - und Symbole des Obrigkeitsstaats.

Ob die Uniformen tatsächlich blau sein werden, wird erst nach Abschluss des Praxisttests festgelegt. Innenminister Ingo Wolf hat sein Plädoyer bereits abgegeben: "Einige Bundesländer haben sich für die Farbe Blau entschieden, weil sie in Europa am meisten getragen wird. Das spricht auch in Nordrhein-Westfalen für eine blaue Polizei-Uniform."

Darin bestärkt ihn Farb-Psychologe Harald Braem: "Der Farbwechsel ist überfällig. Mehr als 50 Prozent der Europäer nennen Blau als Lieblingsfarbe. Grün dagegen erinnert an Jäger und Förster. Viele Polizisten haben darunter gelitten. Durch Blau wird ihr Beruf aufgewertet."

Historisch gibt es für beide Farben Vorbilder. Im 19. Jahrhundert wurde die Berliner Polizei in dunkelblaue Uniformjacken gesteckt. Die preußische Polizei auf dem Lande erhielt dagegen die grüne Uniformjacke der Armee-Gendarmerie. Nach dem Ersten Weltkrieg sollte es eine einheitliche grüne Uniform für die Sicherheitspolizei in Grün geben. Doch den Siegermächten war das zu militärähnlich. Erst das Dritte Reich setzte die einheitliche grüne Uniformjacke durch.

In Abgrenzung zu Hitler-Deutschland statteten einige Bundesländer ihre Polizei nach dem Zweiten Weltkrieg wieder mit blauen Uniformen aus. Auch in NRW trug der Schutzmann bis 1955 Dunkelblau.

Wird das auch ab 2008 die Farbe der NRW-Polizei sein? Noch gibt es Skeptiker. So fürchtet Frank Richter, Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), dass die Beamten nur noch schwer von privaten Sicherheitsdiensten oder kommunalen Ordnungsamtsmitarbeitern zu unterscheiden sein könnten. "Vielen Bürgern ist die Uniform zudem schlicht zu dunkel", berichtet Polizei-Historiker Michael Haunschild von Erfahrungen aus Niedersachsen. Er sieht in dem neuen Outfit weniger ein Bekenntnis zur Bürgernähe als zur Funktionalität: die Polizei - dein Sicherheitsdienstleister.

Für die Beamten, die den neuen Dress ab heute tragen, ist Praxistauglichkeit wichtiger als Symbolik. "In der alten Polyester-Uniform hat man geschwitzt, und der Stoff hat gekratzt. Das neue Material ist im Vergleich dazu ein Quantensprung in der Entwicklung", stellt Marten Harms von der Kreispolizeibehörde Mettmann fest. Die Stoffe bestehen aus atmungsaktiven und wasserabweisenden Funktionstextilien, wie sie auch für hochwertige Outdoor-Kleidung verwandt werden. "Die Sachen haben einen Super-Schnitt. Ich würde sie auch in der Freizeit tragen, wenn da nicht ,Polizei' drauf stünde", sagt Yvonne Mazur (29) aus Köln.

Auch Kommissarin Katrin Hinrichs (28) aus Krefeld freut sich auf die neuen Uniformen: "Aber als ich den alten Anzug am Freitag zum letzten Mal in den Schrank gehängt habe, ist mir schon ein wenig wehmütig ums Herz geworden."

(RP)
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