Rechte Krawalle in der Nacht Dortmunder begrüßen Flüchtlinge mit Applaus

Dortmund · In Dortmund sind am Sonntag rund 1500 Flüchtlinge angekommen, die von dort aus auf mehrere Städte verteilt werden. Helfer begrüßten sie am Hauptbahnhof mit lautem Applaus, Willkommensplakaten und Hilfspaketen. Doch in der Nacht gab es am Bahnhof auch Krawalle von Rechten.

Flüchtlinge: Große Hilfsbereitschaft in Dortmund
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Große Hilfsbereitschaft am Dortmunder Hauptbahnhof

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Foto: dpa, mjh

Bis zum Nachmittag hatten drei Züge die Flüchtlinge aus Bayern ins Ruhrgebiet gebracht. Schon bald nach ihrer Ankunft wurden sie in Aufnahmeeinrichtungen in 17 Städte verteilt. Die Flüchtlinge gehören zu jenen, die über Ungarn nach Deutschland gereist sind.

Der erste Zug mit Flüchtlingen traf gegen 8.40 Uhr ein. Unter dem Hashtag #TrainofhopeDo twitterten Helfer über ihre Ankunft. Das Hashtag ist seit Sonntagmorgen bei Twitter eins der meistverwendeten. Dieses Video zeigt, wie die Menschen in Dortmund mit Applaus begrüßt wurden.

Gegen 10.30 Uhr traf ein weiterer Zug mit rund 1000 Flüchtlingen in Dortmund ein.

Diesmal standen noch mehr Menschen am Hauptbahnhof, um sie willkommen zu heißen.

Die Flüchtlinge sind auf der Durchreise in andere Städte. Sie wurden zunächst in einem Erstaufnahmelager in Dortmund untergebracht und sollen dann weiterfahren. Hunderte Helfer hatten in der Nacht am Bahnhof Spendenpakete vorbereitet, die sie den Ankömmlingen mitgeben wollten. Sie hatten außerdem Plakate mit Sprüchen wie "Welcome to Dortmund" gemalt, die den Flüchtlingen signalieren sollten, dass sie in den Stadt willkommen sind.

Über Twitter informieren die Helfer auch darüber, welche Hilfsgüter gerade gebraucht wurden.

Viele Dortmunder sind stolz auf die Hilfsbereitschaft in ihrer Stadt.

Auch am Düsseldorfer Hauptbahnhof wurden Flüchtlinge auf der Weiterfahrt nach Dortmund am Sonntagvormittag herzlich begrüßt. Die NRW-Landeshauptstadt wird noch am Sonntag 150 Menschen aufnehmen. Sie sollen in der Zeltanlage an der Heidelberger Straße im Südosten der Stadt untergebracht werden.

Gegen 10.30 Uhr trafen NRW-Innenminister Ralf Jäger und Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau (beide SPD) am Dortmunder Hauptbahnhof ein, um sich die Lage vor Ort anzuschauen. Einige Demonstranten begrüßten sie mit Pfiffen, um gegen die Flüchtlingspolitik der Regierung zu protestieren.

Jäger lobte die Hilfsbereitschaft und den warmen Empfang in Dortmund. "Heute ist Dortmund das Sinnbild dafür, wofür wir in Nordrhein-Westfalen stehen: Toleranz und Hilfsbereitschaft", erklärte er. Die Politiker führten Gespräche mit Flüchtlingen. Unter den Ankommenden waren viele Menschen aus Syrien. "Danke Deutschland" hieß es auf einem Zettel, den ein Flüchtling nach seiner Begrüßung hochhielt.

Krawalle in der Nacht

Die Partei "Die Rechte" hatte für zwei Uhr in der Nacht zum Sonntag eine Spontandemonstration am Dortmunder Hauptbahnhof angemeldet. Die Demonstration sei zugelassen worden, allerdings nur außerhalb des Bahnhofs und der Sicht- und Rufweite von ankommenden Flüchtlingen, so die Polizei.

Schon vor Beginn der Demonstration kam es auf dem Bahnhofsvorplatz zu Krawallen. Etwa 20 Rechtsradikale hatten randaliert und mit Böllern geworfen. Es kam zu Zusammenstößen mit Gegendemonstranten aus dem linken Spektrum. Vier Menschen wurden in Gewahrsahm genommen.

Die Situation eskalierte, als die Polizei die Rechtsextremen nach einem verfrühten Ende ihrer Demonstration gegen 2.30 Uhr durch den Bahnhof führen wollte, damit sie mit der S-Bahn abreisen konnten. Hunderte Gegendemonstranten wollten das verhindern und blockierten die Bahnhofshalle. Gegen 3.30 Uhr setzte sich die S-Bahn mit den rechten Demonstranten in Bewegung.

Die Polizei erklärte in einer Pressemitteilung, man habe die Rechtsradikalen trotz der angespannten Lage durch den Bahnhof geführt, weil sie rechtzeitig vor Ankunft der Flüchtlinge vom Bahnhof wegbewegt werden sollen. Drei Polizeibeamte, ein Versammlungsteilnehmer sowie eine unbeteiligte Person wurden nach Angaben der Polizei verletzt.

Zudem wollten unbekannte Täter in der Nacht in einer ehemaligen Förderschule Feuer legen, die demnächst als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden soll. Der Gebäudekomplex ist noch nicht umgebaut. Ein offenes Feuer habe sich nicht entwickelt, so die Polizei. Es sei bei der Rauchentwicklung geblieben.

(jco)
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