Räumung aus Brandschutzgründen 800 Mieter müssen Hochhaus in Dortmund verlassen

Dortmund · Die Dortmunder Feuerwehr will aus Brandschutzgründen noch heute einen großen Hochhauskomplex mit mehr als 400 Wohnungen vorübergehend räumen. Der Schritt ist laut Stadt unumgänglich. Etwa 800 Mieter müssen das Gebäude verlassen.

Dortmund: Hochhaus "Hannibal II" muss evakuiert werden
8 Bilder

Hochhaus "Hannibal II" in Dortmund muss evakuiert werden

8 Bilder
Foto: dpa, mku gfh

Die Sicherheitsmaßnahme diene dem Schutz der in dem Haus lebenden Mieter, teilte die Stadtverwaltung am Donnerstag mit. Etwa 800 Bewohner aus rund 450 Wohnungen müssen das Gebäude verlassen. Bei dem betroffenen Gebäude handelt es sich um den Komplex "Hannibal II" am Vogelpothsweg 12-26 in Dortmund-Dorstfeld. Für die erste Nacht wurde für die Mieter ein Notquartier in der Helmut-Körnig-Halle eingerichtet. Danach sollen laut Stadt andere bedarfsgerechte Unterbringungen gefunden werden. Um 21 Uhr sollen die Bewohner im Notquartier über die weiteren Pläne informiert werden.

Auf einer Pressekonferenz nannte Baudezernent Ludger Wilde drei Hauptgründe für die Entscheidung der Stadt, das Haus zu räumen: Die Tiefgarage habe keinen Brandschutz, viele Leerschächte seien nicht brandsicher und es gebe in dem Haus keinen Rettungsweg. "Wie lange das Gebäude evakuiert bleiben muss, kann derzeit nicht sicher beantwortet werden", sagte Wilde. Aus Sicht der Stadt sei ein Umbau des Gebäudes kompliziert. Wie lange dies dauert, könne derzeit nicht eingeschätzt werden. Zunächst hatte es geheißen, das Gebäude müsse für 48 Stunden evakuiert werden. Auf die Frage, wer die Kosten für die Räumung und die notwendigen Nachbesserungen im Gebäude übernehmen werde, sagte Wilde: "Jetzt geht der Mieterschutz vor".

Viele Mieter hatten das Gebäude bis zum frühen Donnerstagabend bereits verlassen. Gegen 17 Uhr standen mehr als 100 Menschen draußen rund um das Haus und warteten auf weitere Unterstützung, wie ein dpa-Reporter von vor Ort berichtete. Unter den wartenden Mietern waren zahlreiche Familien mit Kindern. Viele hatten die nötigsten Habseligkeiten in Rucksäcken und Taschen mitgenommen. Offiziell sollte die Evakuierung um 19 Uhr beginnen.

Der Mieterverein Dortmund bezeichnete die Räumung als "dramatisch". Viele Instandhaltungsmaßnahmen seien in dem Haus vernachlässigt worden, sagte Geschäftsführer Rainer Stücker.

Im vergangenen Sommer waren in Folge eines verheerenden Hochhausbrandes in London viele ähnliche Gebäude in Nordrhein-Westfalen überprüft worden. In Wuppertal und Duisburg gab es bereits Räumungen wegen Brandschutzmängeln.

Im Juni war wegen Brandschutzmängeln ein Hochhaus in Wuppertal evakuiert worden. Dort waren 86 Wohnungen betroffen, von denen allerdings einige leer standen. Die Stadtverwaltung Wuppertal begründete die Entscheidung mit neuen Erfahrungen aus dem Brand des Grenfell Towers in London. Der Brand mit mindestens 81 Toten habe eine Neubewertung des Risikos auch in Wuppertal nötig gemacht. Das damals evakuierte Gebäude in Wuppertal und "Hannibal II" gehören demselben Unternehmen. Das bestätigte eine Pressesprecherin des Berliner Eigentümers Intown GmbH am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

In Kenntnis des Londoner Feuers habe Gefahr für Leib und Leben bestanden, sagte Wuppertals Baudezernent Frank Meyer damals. Nachdem die Eigentümer die brennbare Kunststoff-Fassade an den Treppenhäusern und Laubengängen entfernte, durften die Bewohner einen Monat später in ihre Wohnungen zurück.

Die Stadt Duisburg hat im Juli wegen mangelnden Brandschutzes drei Gebäude in einer Hochhaussiedlung vorübergehend räumen lassen. Rund 100 Menschen aus 22 Wohnungen waren betroffen.

(lsa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort