Dortmunder Zoo Einbrecher erschlägt Seelöwin "Holly"

Dortmund · Im Dortmunder Zoo ist eine 21 Jahre alte Seelöwin leblos aufgefunden worden. Das Tier hatte Kopfverletzungen. Es wird vermutet, dass es Einbrechern in die Quere kam. Pfleger und Besucher sind bestürzt. Die Polizei ermittelt.

 Seelöwin "Holly" (links) und ihr Jungtier "Fibi" (Archiv).

Seelöwin "Holly" (links) und ihr Jungtier "Fibi" (Archiv).

Foto: dpa, rwe htf tig

Vor der Hauptattraktion des Dortmunder Zoos bleibt es gestern den ganzen Tag über ungewöhnlich ruhig. Anders als sonst applaudiert niemand, wenn einer der sieben Seelöwen einen Fisch des Pflegers fängt und sich dafür mit einem Flossenschlag bei ihm bedankt. Die Tiergartenbesucher sind traurig wegen des Todes von Seelöwin Holly, dem langjährigen Star der täglichen Robbenfütterung. Doch fast noch größer als die Trauer ist bei den meisten die Bestürzung über die Todesursache: "Holly" ist vermutlich von einem Einbrecher erschlagen worden. "Die Anteilnahme ist sehr groß. Und alle fragen sich: Wer tut nur so etwas Schreckliches?", sagt Zoodirektor Frank Brandstätter.

Revierpfleger hatten die 21 Jahre alte Seelöwendame bereits am Donnerstag gegen 8.45 Uhr leblos in ihrem Gehege aufgefunden. Aber erst gestern ist man in Absprache mit der Polizei mit dem Fall an die Öffentlichkeit gegangen. "Wir waren zunächst von einem tragischen Unglücksfall ausgegangen", stellt Brandstätter fest. Doch die Obduktion kam dann zu einem anderen Ergebnis: Ein Mensch muss "Holly" getötet haben. Das Tier wies schwere Kopfverletzungen auf, drei Zähne fehlten - vermutlich durch Schläge herausgebrochen.

In der Nähe der Seelöwenanlage wurde ein Loch in einem Zaun entdeckt. Die Polizei geht davon aus, dass der oder die Täter dadurch in den Zoo gelangt sein müssen. Gestohlen wurde nichts. Bereits vor einer Woche hatten Unbekannte versucht, in den Zoo einzubrechen. Doch die Eindringlinge wurden vom Wachdienst bemerkt. Als die Polizei eintraf, waren die Täter jedoch schon geflüchtet.

Möglicherweise handelt es sich bei den Einbrechern um dieselben, die im August - ebenfalls im Dortmunder Zoo - drei Zwergseidenaffen sowie zwei Zwergagutis (Verwandte des Meerschweinchens) gestohlen haben.

Löwenäffchen aus dem Krefelder Zoo gestohlen

Eine Woche davor waren in Krefeld goldene Löwenäffchen entwendet worden. Diese Primaten werden auf dem Schwarzmarkt mit Preisen von bis zu 1000 Euro gehandelt. "Wir prüfen, ob es Parallelen und Zusammenhänge zwischen den Affendiebstählen und der totgeschlagenen Seelöwin gibt", sagte eine Sprecherin der Polizei.

Im Zoo geht man davon aus, dass "Holly" nicht gezielt getötet wurde, sondern den Tätern wahrscheinlich nur in die Quere kam. Seelöwen gelten eigentlich als friedfertige Tiere. "Sie ziehen sich normalerweise zurück, wenn Fremde ihr Gehege betreten. Manchmal können sie aber auch ihr Revier verteidigen", erklärt Brandstätter. Und Letzteres, davon gehen die Zoo-Mitarbeiter aus, habe "Holly" wohl getan.

Der Zoo will nach der tödlichen Attacke die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verschärfen. Welche Schutzmaßnahmen getroffen werden, steht aber noch nicht fest. Darüber soll eine Expertenkommission entscheiden. Die Polizei bittet mögliche Zeugen, sich zu melden. Wer in der Nacht des 4. und 5. November verdächtige Beobachtungen im Bereich des Dortmunder Zoos gemacht hat, soll sich unter der Telefonnummer 0231 132-7441 melden. "Wir hoffen, dass jemand etwas gesehen hat und der Fall aufgeklärt wird", sagt der Zoodirektor.

Für den Dortmunder Tierpark, der zu den kleineren in NRW gehört, ist "Hollys" Tod ein schwerer Verlust. Sie war wegen ihres sonnigen Gemüts und ihrer Kunststücke Publikumsmagnet. Erst im Juni hatte sie ein Jungtier geboren. Dieses leidet unter dem Verlust der Mutter und muss nun die Nahrung umstellen, weil es keine Muttermilch mehr bekommen kann. "Der ganze traurige Fall berührt uns alle im Zoo sehr", so Brandstätter.

(csh)
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