Duisburger ziehen Lamm groß "Tarzan" trägt jetzt Windeln

Düsseldorf · Zwei Duisburger haben ein Lamm bei sich aufgenommen, weil es keine Mutter mehr hat. Nun ziehen sie "Tarzan" in ihrer Wohnung groß – auch wenn die Ersatz-Eltern das vor Herausforderungen stellt. Es fängt schon damit an, passende Windeln für das Schäfchen zu finden.

Lamm wird von Menschen aufgezogen
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Duisburger ziehen Lamm zu Hause auf

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Foto: Yvonne Gehbauer

Zwei Duisburger haben ein Lamm bei sich aufgenommen, weil es keine Mutter mehr hat. Nun ziehen sie "Tarzan" in ihrer Wohnung groß — auch wenn die Ersatz-Eltern das vor Herausforderungen stellt. Es fängt schon damit an, passende Windeln für das Schäfchen zu finden.

Vor wenigen Tagen sprang "Tarzan" plötzlich durch die Wohnung. "Das war faszinierend, denn das hat er vorher nicht gemacht", sagt Matthias Brzezinski, und er klingt wie ein stolzer Vater, wenn er davon erzählt. Der 25-jährige Duisburger würde gern zeigen, wie "Tarzan" springt, er hat ihn auch schon oft fotografiert und gefilmt. Aber ausgerechnet diesen Moment hat er nicht festgehalten.

Brzezinski und seine Mitbewohnerin Angela Stöcklein sind vor zwei Wochen Ersatz-Eltern eines Lamms geworden. Das Tier gehörte zu einer Wander-Schäferei, blieb aber zurück, als die Herde weiterzog. Anwohner fanden es ein, zwei Tage später und informierten den Schäfer. Da dieser befürchtete, dass es von seiner Mutter nicht mehr angenommen wird, suchte er jemanden, der sich um das Tier kümmert. Über Linda Weber, eine ehemalige Mitarbeiterin der Schäferei, landete das Tier bei Brzezinski in Duisburg. Auf Instagram berichtet der 25-Jährige über den Alltag mit dem Tier.

Er kümmert sich seit Jahren um Igel, die krank oder verletzt sind. Es ist aber das erste Mal, dass er ein Schaf groß zieht. Die Aufgabe stellt ihn und seine Mitbewohnerin immer wieder vor Herausforderungen, auch wenn Weber ihnen hilft. Zwar schläft das Lamm in seinem Laufstall meistens durch. Aber wenn das Tier wach wird, muss sich einer von beiden um "Tarzan" kümmern. "Schafe sind Herdentiere", sagt Brzezinski, der als Software-Entwickler für die Rheinische Post arbeitet. "Sie können nicht allein sein." Schon gar nicht, wenn sie erst wenige Tage alt sind.

"Darf ich mein Schaf mitbringen?"

Deshalb ist der 25-Jährige morgens und abends für das Tier da. Er wickelt und füttert es. Dann geht er zur Arbeit, und Stöcklein versorgt das Schäfchen, das alle paar Stunden Milch bekommen muss. Wenn sie zur Uni muss, organisiert sie einen Babysitter. Abends übernimmt Brzezinski wieder. Hat er einen Termin außer Haus, ruft er vorher an und fragt, ob er sein Schaf mitbringen kann. Viele Restaurants hätten damit kein Problem, Supermärkte dagegen schon, sagt er. In eine Kletterhalle hat er "Tarzan" auch schon mitgenommen.

Angst, dass "Tarzan" wegläuft, wenn sie unterwegs sind, hat er nicht. "Er folgt mir überallhin." Das Lamm ist auch stubenrein — dank Windeln. Es trägt zwei: eine für den Urin und eine für den Kot. Alle paar Stunden werden die Windeln gewechselt. Es sind Modelle, wie sie auch Babys tragen. "Wir haben alle möglichen Windeln ausprobiert, von verschiedenen Herstellern und in verschiedenen Größen, bis wir etwas Passendes gefunden haben." Am Anfang mussten Brzezinski und Stöcklein das Lamm zusammen wickeln: Einer hielt das Tier fest, während der andere die Windel anlegte. Mittlerweile wehrt sich "Tarzan" aber nicht mehr so sehr dagegen.

In ein paar Wochen wird er keine Windeln mehr tragen müssen: Sobald er keine Flasche mehr braucht, kann "Tarzan" auf einem Bauernhof unter anderen Schafen leben. Das wird für ihn eine Umstellung sein, sagt Weber, die selbst schon ein Lamm großgezogen hat. Seine Artgenossen seien ihm fremd, "Tarzan" orientiere sich an seinen Ersatz-Eltern. Zum Beispiel lege er sich gerne aufs Sofa, das habe er sich wohl von ihm abgeschaut, sagt Brzezinski. Er besucht mit "Tarzan" deshalb so oft wie möglich andere Schafe, damit das Lamm sich an sie gewöhnt. Bald wird es stundenweise bei ihnen bleiben und in einigen Wochen ganz. Dann geben Brzezinski und Stöcklein ihre Eltern-Rolle wieder ab. "Für die Menschen, die ihn aufgezogen haben, wird der Abschied schwerer als für das Tier", glaubt Weber.

(wer)
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