NRW Einbruchszahlen wieder stark gestiegen

Düsseldorf · Trotz Kooperation der Behörden und verschiedener Präventionskampagnen ist NRW erneut im Visier von Einbrechern. Eine Umfrage in den Polizei-Dienststellen ergab: In einigen Städten stiegen die Fälle sogar um mehr als 40 Prozent.

Einbrüche in Düsseldorf deutlich gestiegen - Städte-Übersicht
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In Düsseldorf und Solingen wird die beunruhigende Entwicklung besonders deutlich. Im Städtevergleich führen sie die Liste steigender Einbruchszahlen an. In der Landeshauptstadt verzeichnete die Polizei im ersten Halbjahr 2015 insgesamt 1720 Einbrüche. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet das einen Anstieg von knapp 48 Prozent. Solingen liegt sogar noch darüber.

Die Bilanz der Düsseldorfer Polizei für das erste Halbjahr ist alarmierend: "Die Zahlen zeigen, dass wir in den vergangenen Monaten von Einbrecherbanden regelrecht überrollt wurden", sagt Polizei-Sprecher Andreas Czogalla. Die insgesamt 1720 Fälle des ersten Halbjahres umfassen auch versuchte Einbrüche. "Auch hier verzeichnen wir einen Anstieg von 2,5 Prozent", sagt Czogalla. "Denn Täter, die aus dem Ausland anreisen, geben oft nicht so schnell auf wie Einbrecher, die aus der Umgebung kommen." Daher seien oft mehrere Häuser von versuchten Einbrüchen betroffen.

Die Düsseldorfer Polizei befinde sich bereits seit längerer Zeit in engem Austausch mit anderen Polizeibehörden in NRW, um den Einbrecherbanden die Arbeit zu erschweren. "Wir erkunden dazu die Reisewege der Täter innerhalb des Landes und versuchen, mit zusätzlichen Hundertschaften an den großen Verkehrsachsen deutliche Signale zu setzen", sagt Czogalla.

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In der Politik zeigt man sich empört über die alarmierende Entwicklung. CDU und FDP haben daher NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) aufgefordert, die Statistiken für alle Kreise und kreisfreien Städte offenzulegen. Denn das Problem konzentriert sich nicht nur auf die Landeshauptstadt. Auch im Kreis Viersen sind 2015 schon deutlich mehr Einbrecher aktiv gewesen. Insgesamt 511 Fälle wurden in den ersten sechs Monaten verzeichnet - rund 45 Prozent mehr als im Vorjahr. Ähnlich ist die Entwicklung in Leverkusen, wo 521 mal eingebrochen wurde - eine Zunahme von mehr als 40 Prozent. In Köln verzeichnete die Polizei bislang 3280 Einbrüche - knapp 16 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

In Solingen ist der Anstieg der Einbruchszahlen in den vergangenen sechs Monaten am deutlichsten - mit 212 registrierten Fällen oder rund 48 Prozent. Einen Grund dafür sieht Polizeisprecher André Schwanicke in der Anbindung der Stadt an das Autobahnnetz. "Die Täter sind häufig gut organisierte, mobile Banden, die nach dem erfolgreichen Einbruch möglichst schnell auf den Autobahnen verschwinden wollen." Remscheid, wo die Einbrüche um knapp 49 Prozent auf 73 Fälle zurückgegangen sind, sei dagegen kein attraktives Ziel für die Täter. "In Solingen haben wir fünf Autobahnen, in Remscheid nur eine einzige mit zwei Abfahrten", sagt Schwanicke. "Darüber hinaus können Einbrecher in dieser ländlichen Region nicht so schnell untertauchen."

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Um der zunehmenden Zahl an Einbrüchen entgegenzuwirken, nimmt die Polizei besonders "mobile Täter" ins Visier. "Damit sind Einbrecherbanden gemeint, die entweder aus den Nachbarländern oder dem südosteuropäischen Raum einreisen", sagt Schwanicke. "Nach begangener Tat verlassen sie das Land meist sofort, was die Ermittlungen sehr erschwert." Diesem Vorgehen könne man nur mit langzeitlichen Konzepten entgegenwirken, etwa dem Projekt "Motiv - Mobile Täter im Visier", das vor allem die Kooperation der Polizeibehörden städteübergreifend fördern soll. Gleichzeitig wollen die Beamten die Bevölkerung mit der Kampagne "Riegel vor!" informieren und Tipps zur Sicherung der eigenen vier Wände geben. "Es ist uns seit Jahren ein wichtiges Anliegen, die Bürger für das Verhalten von Einbrechern zu sensibilisieren", sagt Andreas Czogalla. "Mit den richtigen Türschlössern kann man den Täter schnell zur Aufgabe zwingen." Dann bleibe es möglicherweise bei einem versuchten Einbruch.

(mro/RP)
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