Schulen in NRW Eltern ärgern sich über Unterrichtsausfall ihrer Kinder

Düsseldorf · Das Land will den Unterrichtsausfall an Schulen nun konsequenter dokumentieren. Eltern trauen den Angaben der Landesregierung schon lange nicht mehr. Wir haben einige von ihnen gefragt, wie sie die Situation erleben.

Schulen in NRW - Fakten im Überblick
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Foto: dpa, Julian Stratenschulte

Unterrichtsausfall ist seit Jahren ein heikles Thema in NRW. Dass von allen Unterrichtsstunden im Schnitt nur 1,7 Prozent ausfallen, glauben viele Eltern nicht. Unter ihnen sind auch Leser der Rheinischen Post, die am Mittwoch auf Facebook einen Artikel der RP kommentiert haben. Die Redaktion hatte darüber berichtet, dass das Land nun den Unterrichtsausfall an allen Schulen in NRW konsequenter dokumentieren will.

Der Ärger über das Thema war groß. So schreibt Detlef Weigand aus Düsseldorf, dass seine Tochter schon seit vorletzter Woche keine Schulbücher mehr hat, weil sie sie bereits wieder abgeben musste.

Im Telefongespräch mit der Redaktion erzählt er, dass seine 13-jährige Tochter Annalena die 6. Klasse der Heinrich-Heine-Gesamtschule besucht. Seither habe in den Hauptfächern auch kein regulärer Unterricht mehr stattgefunden. Stattdessen Wandertag mit Besuch im Kino und draußen spielen. "Wenn die Schule nach den Ferien wieder losgeht, herrscht wieder Druck. Weil die Lehrer die Herbstferien im Nacken sitzen haben, machen sie Tempo", sagt der Vater.

Selbst wenn man die Bücher so früh abgeben müsse, könne man doch Themen wiederholen. Allein diese Woche sei die Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag schon zweimal ausgefallen. Am Mittwoch sei seine Tochter schon um 14.15 statt um 16 Uhr zu Hause gewesen, am Donnerstag um 12.40 statt um 16 Uhr. Und am Freitag, dem letzten Schultag, falle die erste Stunde aus, weil die Klassenlehrerin statt einer Mathestunde lieber etwas mit einer ihrer anderen Klassen unternehme. "Ich kann Eltern verstehen, die dann ihre Kinder aus der Schule nehmen, um früher in den Urlaub fahren zu können", sagt Weigand.

Im Übrigen sei das kein Problem der letzten beiden Schulwochen, der Unterrichtsausfall sei gerade in Englisch wegen einer Erkrankung im vergangenen Jahr sehr massiv gewesen. In einem Hauptfach sei das schon bedenklich. Weigand ist überzeugt, dass sich das im Hinblick auf die Schullaufbahn seiner Tochter rächen wird. "Wer fehlt und eine Prüfung nachschreiben muss, muss auch nacharbeiten. Im Zentralabitur machen die Prüfer auch keine Ausnahme, wenn jemand gefehlt und den Unterrichtsstoff versäumt hat."

Zwei weitere Leserinnen berichten als Reaktion auf Facebook von den Unterrichtsausfällen am Düsseldorfer Goethe-Gymnasium. Kirsty Sabine Preuss schreibt, dass ihre Kinder in diesem Halbjahr nicht eine Stunde Sport gehabt hätten.

Auch Sabine Eichler fragt sich, wie ihr Sohn bei so viel Unterrichtsausfall ein gutes Abi schaffen soll. Schulleiter Ralf Schreiber bestätigt gegenüber der Redaktion die Engpässe im Fach Sport. Das Goethe-Gymnasium in der Lindemannstraße hat es besonders hart getroffen, was den Unterrichtsausfall angeht. Denn dort fehlen wegen vieler Pensionierungen acht Lehrer, um die Zahl der Unterrichtsstunden zu decken. Aber Hilfe sei in Sicht, sagt er. Zum 1. Februar wurden bereits zwei neue Stellen, zum 1. Mai eine weitere Stelle geschaffen. Im neuen Schuljahr werden zum 1. August vier neue Lehrer anfangen und im November kommen noch zwei weitere dazu. "Damit stellen wir die Unterrichtsversorgung auf sichere Füße, auch wenn das immer noch nicht der Optimalfall ist."

Dass ihre Kinder Nachteile im Zentralabitur haben, weil an ihrer Schule mehr Unterricht ausfällt als anderswo, macht auch der Post von Sonja Hagenbuchner deutlich. 118 Stunden seien im vergangenen Halbjahr ausgefallen. "Das sind keine Wissenslücken, sondern Wissenslöcher", schreibt sie.

(heif)
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