Suche nach Erdogan-Kritikern Türkei soll an NRW-Schulen zum Spitzeln aufgerufen haben

Düsseldorf · Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft erhebt schwere Vorwürfe gegen die türkischen Konsulate in NRW. Diese hätten türkischstämmige Lehrer, Eltern, Imame und sogar Schüler aufgefordert, Kritik am türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu melden.

 Eine Schülerin an einer Schule in Recklinghausen löst eine Aufgabe (Symbolfoto).

Eine Schülerin an einer Schule in Recklinghausen löst eine Aufgabe (Symbolfoto).

Foto: dpa, mku beg gfh

So sollen die vier türkischen Konsulate in NRW - Düsseldorf, Essen, Köln und Münster - am 22. Januar zu einer Veranstaltung mit dem Titel "Diskriminierung türkischer Schülerinnen und Schüler" eingeladen haben. Nach Veranstaltungsbeginn habe man dann jedoch die Tagesordnung geändert, berichteten Teilnehmer gegenüber der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Statt über die Sorgen türkischer Schüler zu sprechen, habe man von den Anwesenden verlangt, eine Kommission zu gründen, die Kritik innerhalb deutscher Schulen am türkischen Präsidenten den Konsulaten melden soll. "Ob die Order bereits ausgeführt wurde, wissen wir bisher nicht", sagte GEW-Landesvize Sebastian Krebs. Manche der Teilnehmer sollen sich strikt geweigert haben, ihre Schulen auszuspionieren.

Der GEW liegen zudem Lehrpläne der Konsulate vor. Diese seien "sehr religiös-nationalistisch" geprägt, sagte Krebs, der die Informationen auch dem Schulministerium übermittelt hat. Laut NRW-Verfassungsschutz hat die Polizei bereits Kenntnis. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt.

Die integrationspolitische Sprecherin der CDU, Serap Güler, sagte: "Sollte sich der Verdacht nach den Ermittlungen bewahrheiten, sind alle vier Generalkonsuln nicht mehr haltbar." Dann müsse NRW über das Außenministerium aktiv werden. "Schulministerin Löhrmann hat stets versichert, es gebe keinen Einfluss auf den Unterricht. Doch den gibt es anscheinend sehr wohl."

(jaco)
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