Asylbewerber Ermittlungen gegen 58 Wachleute aus Flüchtlingsheimen

Düsseldorf · Wegen des Verdachts gewalttätiger Übergriffe durch Wachpersonal auf Asylbewerber in nordrhein-westfälischen Flüchtlingsunterkünften laufen derzeit insgesamt 52 Ermittlungsverfahren. Dies teilte Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Mittwoch dem Innenausschuss des Landtags in Düsseldorf mit.

Misshandlungs-Vorwürfe: das Flüchtlingsheim in Burbach
10 Bilder

Misshandlungs-Vorwürfe: das Flüchtlingsheim in Burbach

10 Bilder
Foto: dpa, fg jhe

Beschuldigt seien insgesamt 58 Wachleute privater Sicherheitsdienste wegen des Verdachts auf Körperverletzung, Nötigung und Freiheitsberaubung.

Die betroffenen Wachleute waren nach den Angaben in den Flüchtlingsunterkünften Bad Berleburg, Burbach, Essen, Dortmund, Hemer, Neuss und Unna-Massen eingesetzt. 13 weitere Landeseinrichtungen seien von den Strafermittlungen nicht betroffen.
Zudem hätten 30 von etwa 300 Wachleuten in Flüchtlingsunterkünften ausgetauscht werden müssen, weil über sie behördliche "Erkenntnisse" vorgelegen hätten.

Essen: Ermittler durchsuchen Firmenzentrale von European Homecare
9 Bilder

Essen: Ermittler durchsuchen Firmenzentrale von European Homecare

9 Bilder
Foto: ANC News

Der Minister versicherte, dass die beim Landeskriminalamt (LKA) zentralisierten Ermittlungen "intensiv vorangetrieben" würden. Bisher lägen keine Hinweise auf einen rechtsradikalen Hintergrund der Straftaten vor. Auch gebe es keine Erkenntnisse für ein organisiertes und systembedingtes Vorgehen der Wachleute. Die Frage einer Entschädigung für die Flüchtlinge stelle sich erst nach Abschluss der Verfahren. Ende September war die Misshandlung und das Wegsperren von Flüchtlingen in Burbach bekanntgeworden.

Laut Jäger sind in den 17 Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes derzeit 4.763 Flüchtlinge untergebracht. Hinzu kommen weitere 484 Asylbewerber in acht Notunterkünften. Insgesamt verfüge das Land derzeit in allen 25 Einrichtungen über insgesamt 7.486 Plätze.
"Perspektivisch" würden landesweit 10.000 Plätze geschaffen. Die Kapazitätsausweitung solle auch eine längere Verweildauer ermöglichen. Kommunen hätten wiederholt über eine Zuweisung von Flüchtlingen geklagt, über deren Asylantrag noch gar nicht entschieden sei.

(KNA)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort