Gruppenvergewaltigungen im Ruhrgebiet Dimension der Taten wurde erst nach und nach klar

Essen · Die Fahndung nach einem 18-Jährigen, der mit einer Gruppe junger Männer mehrere Mädchen vergewaltigt haben soll, läuft weiter auf Hochtouren. Er ist untergetaucht, nachdem drei mutmaßliche Komplizen festgenommen worden waren.

 Die Kriminalkommissare Milva Schonhauer und Ulrich Schmitz mit Oberstaatsanwältin Anette Milk (r.) bei der Pressekonferenz am 14. Februar 2018.

Die Kriminalkommissare Milva Schonhauer und Ulrich Schmitz mit Oberstaatsanwältin Anette Milk (r.) bei der Pressekonferenz am 14. Februar 2018.

Foto: dpa, cas lof

Einen Tag nachdem die Essener Polizei das Fahndungsfoto veröffentlicht hat, sind schon etliche Hinweise zum Gesuchten eingegangen, "der entscheidende Hinweis war aber noch nicht dabei", sagt eine Polizeisprecherin. "Was wir haben, müssen wir jetzt auswerten."

Der Gesuchte aus Gelsenkirchen sei amtlich nirgendwo gemeldet, noch ist nicht klar, wo er sich aufhält. Er ist verdächtig, mit einer Gruppe junger Männer minderjährige Schülerinnen vergewaltigt zu haben. Drei Tatverdächtige sind in Haft. Sie sind zwischen 19 und 23 Jahre alt. Gegen einen 16-Jährigen wird ebenfalls ermittelt.

Als die Polizei am 17. Januar den ersten Verdächtigen festnahm, wurde erst nach und nach klar, welche Dimension der Fall hat. Einen Abend vorher soll der 19-Jährige aus Gelsenkirchen mit seinen Kumpels eine 16-Jährige in Essen vergewaltigt haben, das Mädchen ging am nächsten Morgen zur Polizei. "Der 19-Jährige wurde gleich am nächsten Tag dem Haftrichter vorgeführt, währenddessen haben wir sein Handy ausgewertet und seine Wohnung durchsucht", sagt die Polizeisprecherin.

Über die Chatprotokolle kamen die Ermittler auf die Spur der weiteren Tatverdächtigen. Diese sollen am Tag der Festnahme ihres Kumpels eine weitere Tat begangen haben — das geht aus weiteren Chats hervor, die später gesichert werden konnten. "Wir wissen noch nicht, ob es diese Tat gegeben hat oder ob sie nur geplant war", sagt die Sprecherin. Ein Opfer hat sich bisher nicht gemeldet.

Es gibt einen Chat, in dem die mutmaßlichen Täter die Tat am 16. Januar geplant haben, die angezeigt wurde — allerdings tauchten die Beteiligten nicht mit Klarnamen, sondern nur mit Spitznamen auf. Die Polizei ermittelte darüber zwei weitere Verdächtige: Einen 19- und einen 23-Jährigen — sie wurden am 30. Januar festgenommen.

Auch am 15. Januar könnte es zu einem Übergriff auf ein junges Mädchen gekommen sein — doch auch in diesem Fall ist der Polizei bislang kein Opfer bekannt. Fest steht, dass es im Dezember eine Vergewaltigung in Gelsenkirchen gab: Diese Tat wurde von einer 16-Jährigen am 29. Dezember angezeigt.

Für die Polizei gab es keine Möglichkeit, früher an die Öffentlichkeit zu gehen: Es gab die Anzeige aus Gelsenkirchen und erst, als die zweite Tat im Januar in Essen angezeigt wurde, wurde deutlich, dass es einen Zusammenhang geben könnte, weil sich die Vorgehensweise der Täter ähnelte.

Die Ermittler gehen inzwischen von mindestens sechs Fällen aus, in denen junge Mädchen im Ruhrgebiet Opfer von Sexualstraftaten geworden sind. Die mutmaßlichen Täter sollen über soziale Netzwerke oder Bekannte Kontakt zu den Mädchen aufgenommen haben. Zunächst habe sich ein junger Mann der Gruppe mit dem jeweiligen Mädchen getroffen, hatten die Ermittler berichtet. Dann seien weitere Männer dazugekommen. Mit einem Auto sei man gemeinsam durch die Stadt gefahren, bevor es an einem entlegenen Ort zu den Sexualstraftaten gekommen sei. Immer seien vier junge Männer daran beteiligt gewesen.

Die Polizei bittet weitere betroffene Mädchen, sich zu melden 0201/829-0.

(hsr)
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