Nach Aufnahmestopp für Ausländer 2018 Essener Tafel-Chef schreibt „Streitschrift“ über Missstände im Ruhrgebiet

Essen · Armutszuwanderung, Clankriminalität, Altersarmut: Der Essener Tafel-Chef Jörg Sartor hat aufgeschrieben, was ihm auf der Seele brennt. Mit seiner „Streitschrift“ will er „aufrütteln, den Finger in die Wunde legen“.

 Jörg Sartor, Vorsitzender der Essener Tafel, stellt sein Buch "Schicht im Schacht" vor.

Jörg Sartor, Vorsitzender der Essener Tafel, stellt sein Buch "Schicht im Schacht" vor.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Mit ihrem umstrittenen Aufnahmestopp für Ausländer stieß die Essener Tafel im Frühjahr 2018 eine Debatte über Armut in Deutschland an. Der Tafel-Vorsitzende und frühere Bergmann Jörg Sartor hat jetzt in einem Buch aufgeschrieben, was aus seiner Sicht alles schiefläuft im Ruhrgebiet. Co-Autor ist der Journalist Axel Spilcker. „Schicht im Schacht“ ist das 221-Seiten-Taschenbuch überschrieben.

In der „Streitschrift“ wirft der langjährige SPD-Wähler Sartor der Politik vor, in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig gegen Integrationsprobleme und Verarmung im Ruhrgebiet getan zu haben. Das Buch beschreibe „mit normaler Sprache die Dinge, die nicht ganz so in Ordnung sind“, sagte Sartor am Dienstag bei einer Buchpräsentation in Essen.

Sartor nimmt in dem Buch kein Blatt vor den Mund. „Vieles, was gerade in Deutschlands größtem Ballungsraum mit zwölf großen Städten geschieht, birgt enormen sozialen Sprengstoff.“ Besonders im Essener Norden, seiner Heimat, fühlten sich viele Alteingessene „abgehängt, schlichtweg vergessen“, schreibt er. Und weiter: „Wenn wir nicht noch mehr Wähler an die AfD verlieren wollen, müssen wir alle ganz genau hinschauen, benennen, was falsch läuft, und anders handeln.“

In dem Buch skizziert Sartor auch seine Lösungsvorschläge. So könne etwa eine „Bad Bank fürs Revier“ die hohen Altschulden der Kommunen übernehmen und abwickeln. Er fordert einen „Masterplan fürs Revier“, einen „Aufbau West“. Ein neuer Hilfspakt müsse her: „Ein gesamtdeutscher Soli, der je nach Bedürftigkeit den Kommunen unter die Arme greift und nicht nur Geld von West nach Ost transferiert.“

(mba/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort